Genau ein halbes Jahrhundert ist es her, da erlebte Karlstadt die erste Prunksitzung im Rathaussaal. "Invasion der Schwedenmännli" lautete das Motto. In der Ankündigung wurde "ein närrisches Feuerwerk der guten Laune" versprochen, das "in den kunterbunten Faschingshimmel senkrecht starten" werde. 500 Besucher wurden erwartet. Der Beginn um 20.11 Uhr deutet darauf hin, dass das Programm noch nicht so ausgedehnt wie bei heutigen Sitzungen war. Saalöffnung war allerdings, " da man mit einem großen Andrang rechnet", schon um 19 Uhr.
Aus heutiger Sicht amüsant liest sich die Ankündigung in der Main-Post: "Auch für die technischen Voraussetzungen ist bestens gesorgt. Eine Lautsprecheranlage wird es im Rathaussaal ermöglichen, dass auch die Narren in der letzten Reihe die Pointe der Büttenredner und die leisesten Töne der Musik mithören." Gleich im nächsten Satz indes lobt die Autorin der damaligen Zeilen die Vorzüge der Plätze ganz vorne: "Die schlanken Beine der Tanzgarde allerdings sind immer noch aus der Nähe am besten zu sehen."
Die Verfasserin hatte offenbar ein Faible für Mathematik. Das lässt sich an folgendem Satz ablesen: "Die sechzehnbeinige Tanzgarde besteht aus folgenden acht hübschen Mädchen: Ute Mackenbach, Gabi Penz, Jutta Penz, Barbara Penz, Erika Riedmann (die auch hauptsächlich das Training der Truppe übernahm), Erika Gold, Hannelore Röder und Waltraud Wendel."
Blutjunger Sitzungspräsident
Durch die Sitzung führte der damals erst 22-jährige Detlef Wagenthaler. Er war bereits im Würzburger Elferrat engagiert ebenso wie Heiner Hesse, von dem das Bühnenbild und der Faschingsorden stammten. Heinz Lummel hatte sie dazu gebracht, sich in Karlstadt zu engagieren. Aus Würzburg kam auch einer der Büttenredner, die "Marktbärbel". Dahinter steckten verschiedene Autoren, die seit 1957 in der Main-Post das Geschehen in Würzburg kommentierten.
Zu den damaligen Elferräten gehörten Oskar Leckert, Heinz Lummel, Detlef Wagenthaler, Alfed Biehle, Werner Hofmann (der spätere Bürgermeister), Albin Glassen, Walter Sonntag, Fritz Daumberger, Rudi Kalb, Willi Kießner, Albert Sendelbach, Peter Wendel, Walter Landgraf, Armin Bernard, Rudi Winkler und der Main-Post-Redakteur Peter Szymanowski.
20 Zentner Süßigkeiten ausgeworfen
Die Sitzung wurde ein so mitreißender Erfolg, dass sie umgehend wiederholt werden musste. Der Erlös war für den Faschingszug bestimmt, der in jenem Jahr "größer und schöner als je zuvor" werden sollte. Die Qualität eines Faschingszugs wurde damals offenbar auch in der Menge der ausgeworfenen Süßigkeiten gemessen. So zierte den Bericht der Main-Post die Überschrift "20 Zentner Süßigkeiten".
Ein bewegendes Thema war die Gebietsreform. Die Karlstadter Trachtler hatten sich als Indianer verkleidet und reimten: "Das Kriegsbeil schwingt, lasst Feuer rauchen, weil wir Karscht als Kreisstadt brauchen." Aus Sackstoff nähte Schneider Hans Hammer einen Großteil der Kostüme im Stil von Winnetou teilweise für ganze Familien. Die Perücken besorgten sich die Teilnehmer vermutlich beim Stockleb. Ein Motivwagen zeigte das Landratsamt, davor Christian Krapf, der bis 1972 Bürgermeister war. Der dazugehörige Spruch lautete hinsichtlich des Kreissitzes eher pessimistisch: "Wir brauchen kein neues Rathaus mehr, das Landratsamt, das steht bald leer."
Gambach wollte Karlstadt eingemeinden
Und die Gambacher, die seinerzeit der erste Stadtteil Karlstadts wurden, sahen die Sache andersherum: Karlstadt könne sich getrost nach Gambach eingemeinden lassen. Die Mühlbacher wehrten sich noch gegen die Zugehörigkeit zu Karlstadt. Sie wollten ihren Tresor lieber geschlossen halten – das kleine Mühlbach war einst vergleichsweise reich durch die Gewerbesteuereinnahmen aus dem Steinbruch.
Aus Arnstein wurde von beachtlichen 4000 Besuchern beim Faschingszug berichtet. Weitere Umzüge gab es in Zellingen und Himmelstadt.
"Die Sendung mit der Maus" wird am 7. März 50 Jahre alt. Den Programmmachern beim WDR ist Main-Spessart aufgefallen, weil hier besonders viele beim Maus-Türöffner-Tag mitmachen. Seit zehn Jahren lassen Fabriken, Forschungslabore, Stadien, Bauernhöfe, Theater, Rathäuser, Handwerksbetriebe und andere jeweils am 3. Oktober mal einen Blick hinter die Kulissen werfen. Zum ihrem Jubiläum hat "Die Sendung mit der Maus" angeregt, doch mal zu gucken, was in der hiesigen Region vor 50 Jahren so los war. Dieser Artikel ist eines der Recherche-Ergebnisse.
so geht es einer freundin von mir auch, wird am15.2. auch 50. kann man ja evtl. im sommer nachholen, wenn es dann wieder besser wird, trotzdem: hellau und hoch sollt ihr leben!