zurück
Karlstadt/Arnstein
Von wegen "altes Eisen": 3 Rentnerinnen und Rentner aus Main-Spessart sagen, wie sie im Ruhestand noch Geld verdienen
Arbeiten über das Rentenalter hinaus – das ist für immer mehr Senioren selbstverständlich. Doch was motiviert diese Menschen? Drei Rentner aus Main-Spessart über ihren Job nach dem Job.
Heinz Hetterich, Marita Schmitt und Helene Sauer (von links) aus dem Landkreis Main-Spessart arbeiten auch über das Rentenalter hinaus. 
Foto: Günter Roth | Heinz Hetterich, Marita Schmitt und Helene Sauer (von links) aus dem Landkreis Main-Spessart arbeiten auch über das Rentenalter hinaus. 
Günter Roth
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:43 Uhr

Immer mehr Menschen im Rentenalter arbeiten auch nach dem Ruhestand weiter: Im Jahr 2019 waren es in Deutschland fast 1,3 Millionen. Vor dem Hintergrund sinkender Rentenniveaus drängt sich hier auf den ersten Blick ein düsteres Bild auf. Müssen sie weiterarbeiten, um ihre Existenz zu sichern? Laut des Malteser Hilfsdienstes geben rund 90 Prozent aller arbeitenden Menschen im Rentenalter in erster Linie soziale Gründe an.

So seien Spaß an der Arbeit, der Kontakt zu anderen Menschen und vor allem der Wunsch nach einer Aufgabe wichtige Impulse. Rund die Hälfte aller Jobs, in denen Rentner und Rentnerinnen heute arbeiten, sind Minijobs: Bürotätigkeiten, Putz- und Reinigungshilfe oder Arbeiten im Verkauf. Besonders beliebt sind laut Malteser Fahrerjobs.

Drei Menschen aus dem Landkreis Main-Spessart erzählen, warum ihnen die Arbeit im Rentenalter so wichtig ist – und welche Rolle der Zuverdienst dabei spielt.

Heinz Hetterich (77) aus Gambach: "So lange ich Bus fahre, bin ich gesund"

Busfahrer Heinz Hetterich aus Arnstein ist mit 77 Jahren noch aushilfsweise unterwegs.
Foto: Guenter Roth | Busfahrer Heinz Hetterich aus Arnstein ist mit 77 Jahren noch aushilfsweise unterwegs.

Morgens um halb sechs, wenn noch alles schläft, klingelt bei Heinz Hetterich aus Gambach der Wecker. Zum Glück ist der 77-Jährige ein Mensch, der die Morgenstunden liebt und gleich fit ist. Doch der Senior steht nicht alleine zum Vergnügen auf. Er ist einer von vielen Rentnern, die auch im Ruhestand noch arbeiten gehen.

Seit über 50 Jahren hat Hetterich sozusagen "Benzin im Blut". 1969 begann er als Busfahrer bei einem Arnsteiner Unternehmen und fuhr ab 1986 für 15 Jahre Lastwagen. Seit zehn Jahren ist er im Ruhestand – oder besser gesagt: im Unruhestand. Denn obwohl er durchaus eine auskömmliche Rente bezieht, will der 77-Jährige weiterhin auf Achse sein. "So lange ich fahre, bin ich gesund", sagt er von sich selbst.

"Der Heinz ist sehr oft unser Notnagel. Wenn mal ein Fahrer ausfällt, rufe ich ihn an und wenn es passt, ist er zur Stelle."
Gerhard Schraud, Inhaber der Firma Schraud in Arnstein

Während der Senior früher auch Fern- und Urlaubsfahrten durchführte, lässt er es jetzt ruhiger angehen. Um 6.30 Uhr rollt der Omnibus vom Betriebsgelände der Arnsteiner Firma Schraud, um sieben Uhr beginnt Hetterichs Tour über Kürnach und Unterpleichfeld (Lkr. Würzburg). Später kommen je nach Bedarf noch Schulbusfahrten dazu. Dann macht er Feierabend.

"Je nach Bedarf" – genau das ist das Stichwort für Hetterichs Teilzeitchef Gerhard Schraud. "Der Heinz ist sehr oft unser Notnagel. Wenn mal ein Fahrer ausfällt, rufe ich ihn an und wenn es passt, ist er zur Stelle."

Auch im Transportgewerbe herrscht Personalmangel und es ist oft schwer, Ausfälle zu kompensieren. Denn im Linien- sowie im Schulbusbetrieb gibt es kaum Reaktionszeiten. Wären da nicht Heinz Hetterich und seine beiden anderen "Rentnerkollegen", die oftmals kurzfristig einspringen können.

"Nein, ich fahre nicht in erster Linie wegen des Einkommens. Ich will unter die Leute und noch für etwas nützlich sein", sagt der 77-Jährige. Klar ist das Zusatzgeld durchaus willkommen. Damit macht Heinz Hetterich dann gemeinsam mit seiner Frau einen Kurzurlaub in den Bayerischen Wald oder nach Bad Wörrishofen.

Marita Schmitt (72) aus Altbessingen: "Ich kann nicht immer nur im Zimmer sitzen!"

Marita Schmitt aus Altbessingen liebt die Arbeit in freier Natur. Auch mit 72 Jahren ist sie noch zeitweise als Gartenpflegerin beschäftigt. (Archivfoto)
Foto: Guenter Roth | Marita Schmitt aus Altbessingen liebt die Arbeit in freier Natur. Auch mit 72 Jahren ist sie noch zeitweise als Gartenpflegerin beschäftigt. (Archivfoto)

Keine 20 Kilometer entfernt, im Arnsteiner Ortsteil Altbessingen, wohnt Marita Schmitt. Sie ist 72 Jahre alt und hat ein Leben lang gearbeitet: als Großhandelskauffrau, bei einer Bank, in der häuslichen Landwirtschaft und daheim im Haushalt mit ihren Kindern. Jetzt ist sie noch etwa zwei Tage in der Woche für den Gartenbaubetrieb Rüger in Büchold tätig.

Warum tut sie sich das an? Schmitts Antwort ist klar und bestimmt: "Wegen des Geldes gewiss nicht! Ich war schon immer ein Naturmensch und habe gerne im Freien gearbeitet. Und vor allem: ich kann nicht immer nur im Zimmer sitzen!"

"Ich war schon immer ein Naturmensch und habe gerne im Freien gearbeitet."
Marita Schmitt aus Altbessingen

Zu variablen Zeiten, je nachdem wie es ihr passt, ist sie im Team mit anderen Frauen unterwegs: beim Unkraut jäten, Pflanzen setzen, Rasen mähen oder Anlagen pflegen. Der Chef ruft an und wenn es zeitlich geht, ist Schmitt zur Stelle. Weil sie einfach unter Menschen sein will – "was will ich drinnen?" – ist die 72-Jährige auch im Dorf Altbessingen aktiv. Und was ist mit dem Extrageld? Marita Schmitt lacht: "Ich habe elf Enkelkinder, die kriegen immer mal was davon ab und von dem Rest fahren mein Mann und ich gelegentlich in einen Kurzurlaub."

Umfrage
Ted wird geladen, bitte warten...

Helene Sauer (62) aus Stetten: "Ich teile mir die Arbeit ein, wie ich es brauche"

Die Stettenerin Helene Sauer kommt beim Prospekteaustragen viel unter die Leute.
Foto: Guenter Roth | Die Stettenerin Helene Sauer kommt beim Prospekteaustragen viel unter die Leute.

Nächste Station ist in Stetten bei Helene Sauer. Jeder im Dorf kennt die Frührentnerin, die an jedem Freitag mit einem Wägelchen durch die Straßen zieht und die Prospekte der gängigen Discounter aus der Region in die Briefkästen wirft. Die 62-Jährige hat zwei Motivationen für ihre Nebentätigkeit: sie will ihre nicht gerade üppige Rente aufbessern und außerdem unter Leute kommen.

Etwa vier Stunden dauert normalerweise die Runde durch die Gemeinde, an manchen Tagen aber trifft Helene Sauer ein paar Bekannte mehr zum Ratschen. Und dann braucht sie eben eine Stunde länger. "Ich teile mir das ein, wie ich es brauche. Und wenn das Wetter sehr schlecht ist, verschieb' ich die Arbeit auch mal", sagt die ehemalige Schneiderin. Das Extrageld verwendet sie meistens für ihr Auto.

Wie viel dürfen Rentner dazuverdienen?

Wer bereits die Regelaltersgrenze erreicht hat, kann grundsätzlich so viel dazuverdienen, wie er möchte. Arbeitende müssen dazu selbst keine Beiträge zur Rentenversicherung zahlen.
Wer sich allerdings noch im Vorruhestand befindet, sollte sich im Voraus genau mit den geltenden Bestimmungen auseinandersetzen. Geklärt werden muss auch die Frage nach der Einkommenssteuer und Unfallversicherung während der Aushilfstätigkeit.
Quelle: th
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Karlstadt
Arnstein
Altbessingen
Stetten
Gambach
Günter Roth
Einkommensteuer
Gesetzliche Rentenversicherung
Rente
Rentenalter
Rentner
Vorruhestand
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top