So hatten es sich die Konzertgäste der bis auf den letzen Platz besetzten Steinbacher Kirche erhofft und genau so kam es auch: Die Maxim Kowalew Don Kosaken brachten das Kirchenschiff von St. Josef am Montag schier zum Bersten. Die Bedeutung ihrer in Landessprache vorgetragenen russisch-orthodoxen Kirchengesänge, Volksweisen und Balladen braucht man als Zuhörer nicht verstehen; man spürt sie unter der Haut.
Ausnahmslos jedes Ensemblemitglied des Septetts ist Profi und technisch auf hohem Niveau. Die Sänger verfügen über eine gewaltige stimmliche Präsenz; sie reicht von tiefen Bässen und einem tragenden warmen Bariton bis in die Spitzen des Tenors. Den ersten Teil des Konzerts unter der Leitung von Walery Gaplitznik markierten bedeutende Werke russisch-orthodoxer Sakralmusik: Der Kirchengesang „Großer Gott, wir loben Dich“, „Psalm 50“, das „Ave Maria“ des französischen Komponisten Charles Gounod, welches auf der harmonischen Studie des Präludium Nr. 1 von Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ basiert, oder das melancholische „Suliko“ (deutsch: Seele) aus Georgien. In der traditionellen Weise „Abendglocken“ gab der 41-jährige Tenor Dmitri Gajdukov ein Solo, das den Atem anhalten ließ.
„Ich bete an die Macht der Liebe“ stammt aus der Feder des Ukrainers Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski (1751 - 1825). In diesem ehrfürchtigen Gesang wechselte der Chor von der russischen in die deutsche Sprache – als Gast war man geneigt, einzustimmen. Das feurige Temperament von Kosakenmärschen und -liedern unterstrich ein grandioses Akkordeonspiel von Anatoli Kunitski (Tenor). Durch St. Josef schallten Bravo!-Rufe, als „Ein Kosak spaziert am Don“, die Ballade „Stenka Rasin“, die auf den Rebellenführer und Atamanen Stepan Rasin (1630 - 1671) zurückgeht oder der Kasatschok „Marusja“ mit seinem Zwei-Viertel-Takt und die traditionelle Weise „Katjuscha“ ausklangen. Zu guter Letzt das Volkslied, das aus keinem Kosakenkonzert wegzudenken ist: „Kalinka“, zu deutsch die Schneeballbeere. Komponiert hat es 1860 der Russe Iwan Petrowitsch Larionow. In ihm schienen Solist Gajdukov samt dem übermütig agierenden Chor die Kirche vollends sprengen zu wollen.
Klatschen und Zugabe-Rufe wurden laut, die Konzertbesucher spendeten stehend Applaus. Den Schlusspunkt hinter ein gut einstündiges Musikerlebnis setzte das gemeinsam von Gästen und Choristen gesungene „O du Fröhliche.“ Die Maxim Kowalew Don Kosaken sind derzeit auf Europatour.
Laut ihrem Gründer und musikalischen Leiter Maxim Kowalew gibt das 1994 ins Leben gerufene Ensemble aus insgesamt 20 Sängern rund 180 Konzerte pro Jahr. Kowalew selbst ist Dirigent und Diplomsänger (Bass). Er hatte an der Musikschule seiner Geburtsstadt Danzig den „Magister der Kunst“ erworben und war nach Opernengagements in Westeuropa, den USA und Israel in verschiedenen Chören und Volksmusikensembles vertreten.