Kassel im 19. Jahrhundert. Ein Mord nach Märchenart. Hitzige Rededuelle zwischen den Brüdern Grimm und den Droste-Hülshoff-Schwestern. Vorurteile, Zuneigung, Liebe und Hass prägen "Grimms Morde". Kostproben ihres historischen Spannungsromans las Autorin Tanja Kinkel im voll besetzten Rittersaal des Spessartmuseums in Lohr.
"Bei allem Erfolg setzt sich die Spiegel-Bestsellerautorin und Literaturpreisträgerin für Menschen ein, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen", betonte Museumsleiterin Barbara Grimm im Willkommensgruß an die gebürtige Bambergerin Tanja Kinkel. 1992 habe sie die gemeinnützige Kinderhilfsorganisation "Brot und Bücher e. V." gegründet, um sich aktiv für eine humanere Welt einzusetzen. Sie unterstützt Kinder in Not und fördert deren Bildung mit Projekten in Deutschland, Asien und Afrika.
Lebhaftes Minenspiel
Kinkels lebhaftes Minenspiel war mit Handlung und Sprache der damaligen Zeit im Einklang und so lauschten die Besucherinnen und Besucher dem Prolog und Auszügen von "Grimms Morde". Die Handlung des 2019 in 34 Kapiteln erschienenen Romans: Geschichtsträchtige Orte wie Schloss Wilhelmshöhe, verwoben mit der Spannung eines Kriminalromans, nehmen Einfluss auf die Literatur.
Anhand der These "Verbrechen sind so alt wie die Menschheit" fühlt sich der Zuhörer ins Jahr 1822 zurückversetzt. Die ehemalige Mätresse des hessischen Kurfürsten wird brutal ermordet. Ein Zitat aus dem " Märchen der drei schwarzen Prinzessinnen", der Sammlung beigesteuert von den Droste-Hülshoff-Schwestern, führt Oberwachtmeister Blauberg zu den berühmten Geschwisterpaaren der deutschen Literaturgeschichte: Die Brüder Wilhelm und Jacob Grimm sowie Annette und Jenny von Droste-Hülshoff aus dem Münsterland.
"Ein Geschenk aus Worten für einen Mann, der Worte mehr als alles andere schätzt", nannte Annette ihr Talent, Wilhelms Märchen auszuschmücken. Real und wenig märchenhaft erscheint der mysteriöse Todesfall.
Ein zweiter Mord verschlechtert die Situation der Brüder Grimm. Furcht und Angst, Misstrauen und Beschuldigung bestimmen die Szenerie. Wird aus den Geschwisterpaaren noch ein brauchbares Ermittlerteam? "Löse das Rätsel! Sind´s Märchen, sind´s Morde? Man lese es im Buch" schloss Kinkel.
"Die arbeitsintensiven Recherchen dauerten eineinhalb Jahre, das gefühlsintensive Schreiben ein halbes Jahr", verriet die Autorin in der kleinen Fragerunde. Lebhafter Beifall gab es nach einer guten Stunde Eintauchen in fesselnde Abenteuer im historischen Rahmen. Organisiert wurde die Lesung vom Spessartmuseum, der Stadtbibliothek und der Schöningh Buchhandlung (Lohr).
Das Spessartmuseum lädt ein zur Sonderausstellung "Der Weihnachtsbaum – eine unendliche Geschichte" (Begleitpublikation: Barbara Grimm) vom 2. Dezember 2022 bis 5. Februar 2023.