Wer das Wort Förster in den Mund nimmt, denkt unwillkürlich an jemanden, der im grünen Outfit mit Hund, Gewehr und Fernglas auf die Jagd geht. Die Erinnerung an den "Förster vom Silberwald" ist meist nicht allzu weit.
Hierzulande, im Wald-Landkreis Main-Spessart, geht der Förster, der beim Staatsforst sein Brot verdient, zwar auch auf die Pirsch, aber im Berufsleben ist der Wald sein "Heiligtum". Mit dem Forst lässt sich nämlich Geld verdienen – und richtig gutes Geld bringt bekanntlich das "Gold des Spessart", die Spessart-Eichen.
Das Gewehr dabei, den Feldstecher griffbereit
Andreas Holzheimer, der seit Jahrzehnten im Weiler Zwieselmühle, einem "Ortsteil" der Gemeinde Schollbrunn, zu Hause ist, ist Revierleiter eines 1800 Hektar großen Forstareals, das vom Forstbetrieb Rothenbuch im Auftrag der Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet wird. Auch Holzheimer hat bei seinen Revier-Fahrten meistens ein Gewehr dabei, den Feldstecher griffbereit und seine Catahoula-Hündin "Abita" mit an Bord. Schließlich will er wissen, wo das Wild steht und in welchen Einständen sich das Schwarzwild aufhält.
Wenn der Förster im Revier unterwegs ist, dann gehört sein Augenmerk so gut wie immer dem Wald. Mögliche Sturmschäden, junge Kulturen und die Qualität der Eichen beherrschen meistens sein Interesse. Der ständige Kontakt mit seinen Waldarbeitern gehört ebenfalls zu seinen beruflichen Aufgaben.
Als wir den Forstmann, dessen Wiege in der Rhön stand, auf einer Fahrt durch sein Revier begleiten, machen wir in der Waldabteilung "Grenzrain" Station - dort, wo Andreas Holzheimer derzeit von einer "kleinen Eichengeschichte" mit erfolgreichem Ausgang erzählt. Er öffnet zunächst den Forstzaun, der junge Pflanzen vor dem Reh- und Rotwild schützen soll. Wir gehen ein paar Schritte hangaufwärts – urplötzlich überzieht ein Lächeln das Gesicht des Försters. Er deutet voller Stolz auf ein paar junge Eichen, die gut sichtbar in die Höhe geschossen sind und eine neue Wald-Generation begründen sollen.
Regen brachte die erhoffte Umkehr
Die Setzlinge aus dem Jahr 2020 finden sofort das Interesse Holzheimers, dessen Intension es war, die kleinen Traubeneichen zum Anwachsen zu bringen. Im Pflanzjahr war es allerdings so extrem trocken und warm gewesen, dass sich dem Forstmann unwillkürlich die Frage nach dem Überleben der Setzlinge stellte. 2021 deutete sich dann nach bangen Monaten der Ungewissheit die Wende an: Feuchtes und nasses Wetter brachten die erhoffte Umkehr.
Andreas Holzheimer bedient sich jetzt der Fachsprache, als er von zwei Höhentrieben sowie vom Frühjahrstrieb und vom Johannistrieb spricht – die den erhofften Wachstumsschub von zwanzig bis 25 Zentimetern brachten und einige der Jungeichen sogar mit vierzig bis fünfzig Zentimeter in die Höhe schießen ließen. Der Mann aus der Zwieselmühle kann erst mal richtig durchschnaufen, der erste Akt seines kleinen "Pflanz-Krimis" hatte trotz "kleiner Nebenwirkungen" den erwünschten Lauf genommen.
Hoffen auf eine baldige "Vollmast"
"Natürlich mussten wir im letzten Sommer die Handsichel auspacken und die mitwachsende Konkurrenzvegetation zugunsten der Eiche zurückschneiden, sagt er – eine notwendige Maßnahme, die mit etwa vierzig Arbeitsstunden pro Hektar zu Buche schlug. Der Revierleiter ist weiter guten Mutes, er geht davon aus, dass die Eiche bald aus der "Kraut- und Strauchschicht entwachsen sein wird, wenn es der Wettergott weiterhin gut mit dem Revier Zwieselmühle meint.
Holzheimer zieht eine positive Bilanz. Er habe alle Hoffnungen in die Traubeneiche gesetzt. Diese Baumart passe einfach zum Spessart, weil sie auch mit extremen Wettersituationen gut zurechtkomme. Jetzt hofft der Förster auf eine baldige "Vollmast", die den Waldboden wieder mit einer solchen Menge von Eicheln übersät, dass eine weitere Nachzucht für eine neue Wald-Generation ist.
Bis die erste Spessarteiche nach einem jahrzehntelangen Wachstum von etwa achtzig Jahren als Parkettholz verarbeitet werden kann, müssen in einen Hektar rund 40.000 Euro investiert werden, erklärt Holzheimer, der allerdings in gleichem Atemzug seine Freude zum Ausdruck bringt, wenn eine zweihundert Jahre alte Spessart-Eiche 2000 Euro pro Festmeter erzielt.
Die wertvollsten Eichen aus dem Spessart gehen immer noch an die heimischen Furnierwerke, qualitativ hochwertiges Holz wird in Frankreich für den Bau von Barrique-Fässerrn verwendet. Weniger starkes oder astiges Eichenholz bleibt bei den fränkischen Sägewerken, Massivholz findet für Parkettböden oder Sockelleisten Verwendung.