Unverwechselbare Skulpturen von eigener charakteristischer Ganzheit, Objektkeramik und Gebrauchskeramik sind der Mittelpunkt der Ausstellung "Paarbeziehung - ANGEWANDT und FREI" im Franck-Haus in Marktheidenfeld. Vom 27. Juli bis 8. September zeigen die Künstler Andrea Müller und Helmut Massenkeil ihre Objekte und stellen dabei Gegensätzliches gegenüber. Flankiert werden die Skulpturen von dynamischen Zeichnungen.
Das Künstlerehepaar aus Aschaffenburg stellte ihre Ausstellung unter dem Begriff "Polaritäten" und versteckt dahinter die Anziehungskraft von Gegensätzen, die sich oft suchen, manchmal finden und wenn es gut geht, ergänzen. Zweideutig in der Beziehung, als auch in der Kunst. Im Dialog der Künstler zur Eröffnung der Ausstellung, gaben sie einen Einblick in ihr Leben, das sie schon seit über 40 Jahre gemeinsam gestalten. Eine Zeit in der sie sowohl in ihren Arbeiten, als auch in der Beziehung wachsen und reifen konnten.
Polarität als Thema durchzieht die Arbeiten
"Leben ist nicht nur Harmonie", umschreibt Helmut Massenkeil seine Intension zur Gestaltung seiner Skulpturen und unterstreicht für den Betrachter sein Gespür für das Wesentliche mit Ecken und Kanten. Polarität als Thema durchzieht die Arbeiten des Diplom Bildhauers in seinen figürlichen und architektonischen Skulpturen. Er bevorzugt Ton, Bronze und Eisen. Das Volumen und die Kraft des Körpers im Spiel mit der Ganzheit seiner Werke.
Sehr gutes Handwerk, eine solide und ehrgeizige Ausbildung an der Fachhochschule für Gestaltung in Wiesbaden als Schüler von Erwin Schutzbach, lassen ihn Kunst schaffen. Dazu ein unersättlicher Drang die Harmonie im Bruch, wie er seine Arbeiten beschreibt, zu vervollständigen, zu verändern und den Blick auf den Charakter zu lenken. Seine Portraitbüsten zeigen nicht die Idealvorstellung von Schönheit und Perfektion, sondern den Ausdruck, den Charakter der Person. Ja, sogar die Seele des Menschen über alle Altersgrenzen hinweg. "Wie das wirkliche Leben, es hinterlässt seine Spuren und verweist uns auf das Vergängliche und die Endlichkeit", umschreibt der Diplom Bildhauer seine Intension.
Seine Zeichnungen sprühen vor Kraft und Dynamik und zeigen den Körper eines Menschen in der Bewegung. Herausragende Arbeiten, die sich stimmungsvoll ausgeleuchtet und gut in Szene gesetzt im Franck-Haus noch bis zum 8. September bestaunen lassen.
Unberechenbares ist Teil der Technik
Die Keramikerin Andrea Müller arbeitet mit alter japanischer und afrikanischer Brandtechnik, die sichtbare Feuerspuren hinterlassen. Sie liebt das Spiel mit dem Gefäß auf dem Weg zur Skulptur. "Die alte Brandtechnik Raku unterstützt die kraftvolle Umsetzung von klassischer Formensprache zum skulpturalen Gefäß", so Müller. Zufälligkeiten, das Unberechenbare die bei dieser Technik entstehen sind Teil ihrer Arbeit und stehen im starken Kontrast zu ihren im japanischen Stil hergestellten Gebrauchsgegenständen. Die zarten und zerbrechlich anmuteten Gebrauchsgegenstände aus der Teezeremonie, mit ihren Schalen, Tassen oder Wassergefäßen im Obergeschoß im Franck-Haus zeigen zarte Kunst und bezaubern in ihrer Verletzlichkeit im Material.
Das Künstlerehepaar lebt seit 1980 in Aschaffenburg und betreibt dort ein Atelier, welches am kommenden Wochenende zur Bühne für ihren jährlich stattfindenden Kunsthanderkermarkt dient. Am 11. August und am 8. September sind die Künstler noch einmal zu Gesprächen und einer Führung anwesend.
Mit "vieles auf der Welt kommt zusammen, aber selten die richtigen Paare", zitierte Martin Harth, Zweiter Bürgermeister der Stadt Marktheidenfeld, in seiner Begrüßung den schwedischen Autor Strindberg. Er spielte damit auf die Paarbeziehung zwischen Menschen, aber vor allem in der Kunst an. Als Kulturpreisträger der Stadt Aschaffenburg im Jahr 2006 leben und arbeitet das Künstlerpaar für ihre Kunst.