Nach sechs Jahren verließen 79 Absolventinnen und Absolventen die Karlstadter Rudolph-Glauber-Realschule. Zur Entlassfeier im historischen Rathaus begrüßte Konrektorin Andrea Kotzbauer neben den Hauptpersonen auch die Eltern als wichtige Personengruppe sowie zahlreiche Ehrengäste.
Schulleiter Thorsten Stöhr ging für den Anfang seiner Rede zurück zum Kindergarten seines Wohnortes Eußenheim: Dort werden die Kinder am letzten Tag auf ein Trampolin geleitet und springen durch die offene Türe in die Arme ihrer Eltern. "Wohin springt ihr?", fragte Stöhr. Die Eltern könnten sie nicht mehr halten, und das im doppelten Sinne. Jeder müsse nun selber springen und landen, oder im Zweifel wieder aufstehen. Die "Alten" könnten höchstens noch ein Pflaster kleben. Herbert Grönemeyer habe einmal "Spring in ein wildes Leben" gesungen, das klinge nach Freiheit, eigenem Geld, Unabhängigkeit.
Unschöne wilde Zeiten bekomme man aber im Fernsehen zu sehen: Krieg in Europa, Klimakrise, Demokratiefeinde. Mit dem ständigen aufs Handy schauen werde das sicher nicht besser. Stöhr streute auch ein Anekdote von einem privaten Ausflug nach Paris ein: Dort standen Touristen mitten auf einer Straße, um ein Erinnerungsbild mit dem Eifelturm zu bekommen und waren auch am Louvre mit Selfies beschäftigt – wie viel von Paris haben die wohl gesehen? In den sozialen Medien werde zu oft nicht kommuniziert, sondern verbal aufeinander eingehauen. "Legt das Handy weg und springt raus", verabschiedete sich Thorsten Stöhr, "es kann der Startsprung für einen dauerhaften Höhenflug sein."
Bei einer solchen Rede wundert es nicht, dass Schülersprecher Philipp Günter nicht nur allen Lehrern über den Unterricht hinaus auch für ihre Geduld dankte, sondern auch die lässigen Elternbriefe des Schulleiters hervorhob. Zum besonderen Tag blickte Finn Forstner auf die sechs Jahre zurück: In der fünften Klasse habe man sich im Schullandheim richtig kennen gelernt, in der siebten Klasse musste der Skikurs wegen Corona ausfallen und die Aufteilung in die Zweige mischte die Karten und Klassen neu. In der achten Klasse waren Orientierungstage am Völkersberg wichtig, in der neunten Klasse war die Englandfahrt toll. Unvergesslich sei die Abschlussfahrt nach Berlin. Samuel Sauer richtete den Blick nach vorne, der Weg werde nicht einfach werden, könne aber trotzdem schön sein und zu Erfolg und Glück führen: "Nutzen wir unser Wissen und unser Intelligenz."
Die Zeugnisübergabe nutzten die Klassenleiter Peter Wenger, Julia Reichenbacher, Michael Rappl und Mareike Krommes für persönliche Abschiedsworte und für spezielle Ehrungen. Dazu gehörten Engagement für die Bücherei, in der Theatergruppe oder als Fußballer. Die Schüler wiederum verabschiedeten sich mit Dankesworten und Geschenken auch von ihren Hauptlehrern.
Schulbeste sind Elisa Hofmann (Klasse 10d) und Ronja Hämmelmann (10d), Klassenbeste sind Paul Seufert (10a), Sophia Topfmaier (10b), Marie Götz und Eva Lutz (10c) und Ronja Hämmelmann (10d) und Elisa Hofmann (Klasse 10d). Zweigbeste sind Paul Seufert (naturwissenschaftlicher Schwerpunkt), Sophia Topfmeier und Ronja Hämmelmann (wirtschaftlicher Schwerpunkt), Marie Götz (Sprachen) und Alexia März (sozialer Schwerpunkt). Sie erhielten Preise, gesponsert von den Firmen MSA und URT sowie den Geldinstituten Sparkasse und Raiffeisenbank.
Bei den Grußworten sprach Landrätin Sabine Sitter von stolzen und erleichterten Gesichtern sowie von den Möglichkeiten, die ein Schulabschluss bietet. "Nutzt eure Fähigkeiten, lebt euren Traum, bewahrt Zuversicht – ihr könnte Dinge zum Gelingen bringen."
Bürgermeister Michael Hombach hieß alle in der guten Stube der Stadt Karlstadt willkommen und sprach von einem besonderen Tag im Leben. Das Zeugnis, auf das fleißig und beständig hingearbeitet wurde, sei der Schlüssel, um die Zukunft zu gestalten. Jeder habe es in der Hand, ob es ein Schlüssel zum Handwerk, zur Industrie, zur Verwaltung oder für weiterführende Schulen wird.
Für den Förderverein der Realschule sprach Manfred Goldkuhle, der sie einst selbst besuchte. "Wir haben jetzt alles grundsätzlich Wichtige gelernt", habe er damals gedacht, und sei in seiner Ausbildung schnell eines Besseren belehrt worden. Der Förderverein habe derzeit 133 Mitglieder und finanziere Ausrüstung und Ausstattung, die der Landkreis als Sachaufwandsträger nicht anschaffen darf.
Die Feier wurde musikalisch umrahmt von der John-Rudolph-Jazz-Compo als Schüler-Lehrer-Band. Der besondere letzte Schultag endete klassisch mit einem Sektempfang im Pausenhof der Schule.
Die Absolventinnen und Absolventen im Überblick
In einer früheren Version des Artikels war Ronja Hämmelmann nicht als Schul- und Zweigbeste aufgeführt. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.