Das Premierenpublikum der „Schatzinsel“ in der Spessartgrotte schaute gebannt auf die Bühne, auf der sich einbeinige Seeräuber, entsetzlichen Gestank verbreitendes und torkelndes Schiffspersonal auf die Suche nach einem Schatz machten. Der Schotte Robert Louis Stevenson schrieb den Abenteuerroman kurz vor dem Beginn des 20. Jahrhunderts – noch heute fasziniert er die Kinder ab sechs Jahren auf den Bühnen der Welt.
Helga Hartmann leitete die sieben Darsteller der zwölf Rollen mit sicherer Hand durch das Geschehen. Sie ließ die Figuren eindrucksstark „pupsen“, da es stets nur Bohnen in jeglicher Form zu essen gab, und einer hatte beim Sprechen eine „Ladehemmung“. Sie ließ den Papagei Käptn Flint wirkungs- und temperamentvoll krächzend herumflattern (Lina Großmann). Die Bühne zeigte das Piratenschiff Hispaniola und die Spelunke, in der die schrägen Typen für die abenteuerliche Reise angeheuert wurden. Andy Hartmann hatte hier als Bühnentechniker hervorragende Arbeit geleistet.
Musikalisch ging es schwungvoll spanisch aber auch zeitgemäß zu mit „Pack die Badehose ein" und andere bekannte Melodien wurden von der schrägen Crew geschmettert und auch rollengerecht getanzt. Die Choreographie lag in Händen von Manuel Weinmann.
Auf dem Schoner hatte Tanja Green als barbarischer Kapitän überzeugend das Sagen. Sie legte auch einen Schuhplattler hin und kam eindeutig aus dem Bayerischen. Das seit Jahren auf der Insel vergessene letzte Besatzungsmitglied Billy hatte nur einen Wunsch: Es wünschte sich Käse in jeglicher Art. Dann würde er auch verraten, wo der Schatz zu finden ist…
Markus Wedde als Billy Morgan mit langem Bart und als Suffkopp Ben Gunn schlüpfte wie alle anderen mit atemberaubender Geschwindigkeit von einem Kostüm ins nächste. Michel Schäfer trat als Dr. Livesay auf, Long John Silver schwang drohend seine schwarze Krücke und Tim Dassinger als etwas dummer Baron Trelawny hatten die Lacher auf ihrer Seite. Ebenfalls Paul Seeger als Jim Hawkins, der als Beschützer des blinden Passagiers Maryann (Selma Kirchner) eine schöne Aufgabe hatte. Maryann war zwar eine Frau, aber hatte so gute Ideen, dass sie von den Männern akzeptiert wurde.
Nebelschwaden gaben der Eroberung der Insel nicht nur etwas Geheimnisvolles, es roch auch nach faulen Eiern. Die wasserscheuen Abenteurer machten einen tollpatschigen Striptease und bekämpften sich zum Jubel des jungen Publikums nach Strich und Faden. So waren die zwei Stunden des Stückes im Nu um und die Zuschauer klatschten begeistert.