Berufsjubiläen wie diese sind heute selten: Am 1. Juli ist es 50 Jahre her, dass sich Ute Seitz-Lauth als Friseurmeisterin selbstständig machte. 1968 hatte sie bei Schweinfurt ihren ersten Salon eröffnet. „Dabei wollte ich gar nicht Friseurin werden“, sagt sie. Ihr Traumberuf sei Modezeichnerin gewesen, doch dafür hätte sie eine Ausbildung zur Schneiderin machen müssen. „Das nun war meines überhaupt nicht.“
Die 1945 in Lindau am Bodensee geborene Ute Michel entschied sich um. Aufgewachsen in Schweinfurt begann sie, gerade mal 14-jährig, dort ihre Friseurlehre. 1968 legte sie in Würzburg ihre Meisterprüfung mit Auszeichnung ab. Von Anfang an sei ihr eines wichtig gewesen: „Ich wollte selbstständig sein und das bin ich bis heute geblieben. Darauf bin ich stolz.“ Womit Selbstständigkeit einhergehen kann, verdeutlicht sie an einem Beispiel: „An dem Tag, als meine Tochter Birgit zur Welt kam, habe ich um 18 Uhr noch im Salon gearbeitet; um 22 Uhr war das Kind da.“
Nachdem sie in Lohr das Haus mit Salon in der Oberen Brückenstraße 4 gekauft hatte, eröffnete sie Mitte Januar 1979 mit ihrem damaligen Mann Horst Lauth, ebenso Friseurmeister, ihren Damen- und Herrensalon. „Vorausblickend erweiterten wir in den 1980ern unser Geschäft ,Friseur für die ganze Familie‘ um das erste Sonnenstudio in Lohr und ein Kosmetikstudio.“ Zehn Angestellte wurden damals beschäftigt. Das auf drei Beinen stehende Unternehmen lief so rund zehn Jahre lang. Tochter Birgit trat in die Fußstapfen der Eltern, in deren Geschäft sie auch ihre Ausbildung machte. Nach der Meisterprüfung 1986 führte Birgit Reichert in Gemünden einen eigenen Salon unter dem Namen ihrer Mutter.
Auf die Frage, wie viele Lehrlinge sie über die 50 Jahre ausgebildet habe, antwortet Ute Seitz-Lauth: „Ich kann sie nicht mehr zählen. Pro Jahr waren es vier bis fünf, also in der Summe weit über 100.“ Bedingung für die Auszubildenden sei ein Allergietest gewesen. „Und ich habe Wert darauf gelegt, dass sie etwas modisch waren, damit sie zu meinen Kunden passten.“ Die Veränderung in der Frisierkunst über die Jahrzehnte beschreibt sie so: „In den 1960ern waren Dauerwellen angesagt; das will heute kaum mehr jemand.“ Danach seien die Hochsteckfrisuren gekommen. „Pro Frisur brauchte ich eine gute halbe Stunde. Gekostet hat jede zwei Mark, das heißt, verdient habe ich dabei nichts.“ Seitz-Lauth lacht. Spaß hätten ihr die „Kunstwerke“ trotzdem gemacht. In den 1980ern seien mehrheitlich die Föhnfrisuren gefragt gewesen. Tochter Birgit Reichert ergänzt: „Und die Biophase ging los mit hochwertigen Produkten.“ Mittlerweile seien Strähnchen und Färben Alltag im Salon.
In einem sind sich die beiden Friseurmeisterinnen einig: „Beratung gehörte immer zu unserem Beruf. Das A und O jedoch ist und bleibt der perfekte Schnitt.“ Ob das 50-Jährige nicht Anlass wäre, um an den Ruhestand zu denken? Ute Seitz-Lauth schüttelt den Kopf. „Vorerst nicht. Noch habe ich keinen Nachfolger gefunden, der mir wirklich zusagt.“ Sie fühle sich mit ihren 73 Jahren noch fit zum Arbeiten und habe unverändert Spaß daran. Jedoch habe sie die Öffnungszeiten ihres Salons auf zwei Tage pro Woche reduziert. „Da kommen vor allem die Stammkunden. Zu ihnen ist über die Jahrzehnte ein freundschaftliches Verhältnis entstanden.“