
Nicht umsonst gilt der Tenor als aufregendste Stimmlage der Gesangsmusik. Stehen Tenöre gleich im Dutzend auf der Bühne, sind dem Publikum ergreifende Momente und große Emotionen sicher. „The 12 Tenors“: 500 Gäste der Lohrer Stadthalle feiern am Freitagabend das geniale Live-Erlebnis der Jubiläumstournee.
Vom ersten Ton an singen sich die „Goldkehlen“ im adretten schwarz-weißen Outfit in die Herzen der Zuhörer. Ihr Kapital sind große Stimmen, Charme und Esprit sowie speziell für die Damen im Saal das verführerische Augenzwinkern und der kokette Hüftschwung.
Energiegeladen ist die Choreographie, brillante Lichteffekte bilden die perfekte Kulisse. „The 12 Tenors“ – jeder Einzelne stimmlich bestens geschult – mixen Elemente der klassischen Arie mit Gefühlvollem aus der Rock-Pop-Landschaft ebenso geschickt wie das neapolitanische Volkslied mit dem „Kleinen grünen Kaktus“. Dass Musik keine Grenzen kennt, dafür stehen die internationalen „12 Tenors“ mit ihrer Drei-Mann-Band. Geboren in Deutschland, England, Schottland, Irland, Polen, Italien und Kanada feiern sie seit einem Jahrzehnt Erfolge in Europa, China und Japan.
„Wir sind in einer Stadt, wo der liebe Gott die Erde geküsst hat“, lautet das Kompliment von Alexander Herzog, Kopf und Herz des Musikprojektes. Der in Nürnberg geborene Vollblutkünstler sammelte erste Erfahrungen im „Windsbacher Knabenchor“.
Als gewichtiger „Spaßvogel“ des Abends wickelt der studierte Opernsänger sein Publikum um den Finger. Ob seiner Leibesfülle nimmt er sich selbst auf den Arm und schließt die Halle der „Schneewittchenstadt“ spontan ins Herz. Jeder Titel ist eine Klasse für sich, wobei neben der Gemeinsamkeit auch jeder Sänger als Solist eine gute Figur macht: Zauberhaft intonierte Balladen wie John Lennons „Imagine“, das legendäre „You raise me up“, die berührende Klangfarbe des „Nessun Dorma“ und Leonard Cohens gefühlsbetontes „Hallelujah“ begeistern die Zuhörer ebenso wie die rockige „Queen-Hommage“.
Einen Sonderapplaus verdient sich der charismatische Engländer David Michael Hands mit Michael Jacksons? „Thriller-Moonwalk“. Spätestens da offenbart sich, dass die Stimmkünstler nicht nur international zu singen verstehen, sondern auch globale Tanzstile beherrschen. Ganz still im Saal wird es bei John Miles' klassischer Ballade „Music Was My First Love “, eine Zeile, die für „The 12 Tenors“ Programm zu sein scheint. Zur geglückten Lohrer Premiere gerät „Don?t Cry For Me Argentina“.
„Nun singen wir für alle weiblichen Fans, für Ehepartner, Lebensabschnitts- und Seitensprungaffären“, macht es Herzog spannend. Und die Pärchen rücken in der Tat enger zusammen und summen mit bei „Dein ist mein ganzes Herz“ aus der Operette „Land des Lächelns“ von Franz Lehár.
Kein Halten gibt es mehr, als Herzog zum „Schunkeln“ als fränkischen Tanz einlädt. Musikalische Grundlage ist der Tom-Jones-Schlager „Delilah“. Das gut gelaunte Publikum lässt sich gerne animieren zum Klatschen und Stampfen und stimmt lautstark in das „Frankenlied“ ein.
So manches Frauenherz schlägt höher, als sich David Michael Hands zu den ersten Takten des Auszieh-Songs „You Can Leave Your Hat On“ (Tom Jones) die Jacke vom Leib reißt und von Applaus angeheizt Knopf für Knopf seines Hemdes öffnet.
„Time To Say Goodbye“ läutet den Abschied ein und setzt den Schlussakkord unter zweieinhalb Stunden Unterhaltung auf höchstem Niveau. Mit lautem Jubel, Beifallsstürmen und stehenden Ovationen feiern die Zuhörer „The 12 Tenors“.
„Starke Stimmen, erstklassiger Auftritt“, lautet das Fazit von Robert Peter, über 50 Jahre Dirigent der Wombacher Chöre. Er nannte das Konzert eine auch hinsichtlich der guten Akustik souverän gemeisterte Herausforderung für die neue Stadthalle und die Stadt Lohr.