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LOHR
Vom Ringwall bis zur Festung
Burg Rothenfels.
Foto: Günter Giessler | Burg Rothenfels.
Karl Anderlohr
 |  aktualisiert: 11.05.2016 03:30 Uhr

Gut besucht war am Dienstag der Vortrag von Dr. Winfried Mogge in einer Gemeinschaftsveranstaltung von Volkshochschule und Geschichts- und Museumsverein im Alten Rathaus. Der Burgenkenner hatte in seiner Zeit als Verwalter der Burg Rothenfels Gelegenheit, sich ausführlich mit deren Geschichte und Baugeschichte zu beschäftigen. Er räumte mit manchen falschen Vorstellungen auf und schilderte, gestützt auf schriftliche Zeugnisse, zeitgenössische Bilder und archäologische Befunde, wie sich Burgen im Lauf der Zeit entweder an die Entwicklung der Kriegs- und Waffentechnik anpassten oder schließlich zu reinen Wohnburgen und -Schlössern umwandelten. Die wenigsten der zahlreichen Burgen erlebten wirklich eine Belagerung oder einen Kampf.

Die ältesten Befestigungsanlagen sind schon in der Jungsteinzeit nachweisbar. Zu ihnen gehörte möglicherweise die Wallanlage auf dem Gaiberg zwischen Neustadt und Rothenfels, die mangels datierbarer Fundobjekte zeitlich nur ungenau einzuordnen ist. Manche Forscher sehen darin eine Zuflucht der Neustadter Mönche in der Zeit der Ungarneinfälle (erste Hälfte des 10. Jahrhunderts).

Eine einfache frühe Burganlage war die „Motte“, bestehend hauptsächlich aus einem Bergfried auf einem Hügel, umgeben von einer Ringmauer oder -Palisade. Dieser Bergfried dokumentierte den Herrschaftsanspruch seiner Erbauer.

Zu den klassischen Burgen der Stauferzeit gehören die eindrucksvolle Grafenburg in Wertheim, die Burg Rothenfels und der „Dicke Turm“ in Lohr, die ältere Burg der Grafen von Rieneck, von dem in der späteren Kapuzinerkirche nur noch das Erdgeschoss mit den zeittypischen Eckquadern erhalten ist.

Die Bezeichnung „Burg“ definierte Mogge als befestigten Wohnsitz einer adeligen Familie. Meist handelte es sich um einen multifunktionalen Baukomplex, zu denen neben Wohn- und Verwaltungsgebäuden auch Ställe und Scheunen für die Landwirtschaft gehörten. Die Kirchenburgen dienten der Bevölkerung einer ganzen Ortschaft als Zuflucht. Mehr repräsentativen Charakter hatten hingegen die karolingischen Pfalzen. Allerdings waren auch sie befestigt.

1326/127 ist der erste Einsatz von Feuerwaffen nördlich der Alpen dokumentiert. Zwar kannte man schon seit der Römerzeit mächtige Katapulte, mit denen man Steinbrocken und andere Wurfgeschosse über große Distanzen schleudern und Burgmauern zum Einsturz bringen konnte aber mit Hilfe schwerer Geschütze ließen sich Kugeln aus Stein oder Metall mit einer vorher nicht gekannten Zielgenauigkeit und Wucht abfeuern. Das erforderte den Ausbau der Burgen zu Festungen mit gewaltigen Bastionen, auf denen die Burgmannschaft auch selbst Kanonen aufstellen konnte.

Das klassische Waffenarsenal des frühen Mittelalters war bereits im frühen 12.Jahrhundert durch die Armbrust ergänzt worden, die ein genaueres Zielen erlaubte und deren Geschosse eine solche Durchschlagskraft besaßen, dass gegen sie kein Harnisch schützte. Zwar verbot ein Konzil 1139 ausdrücklich diese furchtbare Waffe, aber das Verbot blieb wirkungslos.

In jedem Falle war aber die Belagerung einer feindlichen Burg ein so aufwändiges Unternehmen, dass es auf wenige Fälle beschränkt blieb.

 
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