Immer ein Lächeln im Gesicht und ein freundliches Wort auf den Lippen: Wer Franziska Full aus Altbessingen kennt, der weiß, dass der Name ihres Kindermode-Labels perfekt zu ihr passt: "Strahlefaden". Der weiß aber auch, dass sich die 19-Jährige bescheiden gibt und kein großes Aufheben um ihr Nähtalent macht.
Full näht schon, seit sie denken kann. Das erste Mal hatte sie als Kind bei Oma Nadel und Faden in der Hand, in der sechsten Klasse hat sie im Handarbeitsunterricht den Nähmaschinen-Führerschein gemacht. Vor zwei Jahre dann hatte Full zusammen mit ihrer Mutter einen ersten Verkaufsstand auf verschiedenen Weihnachts- und Handwerkermärkten in Main-Spessart. Aus dem Nähhobby entwickelte sich seitdem ein kleines Geschäft für Kindermode und -spielsachen. Während der Corona-Krise hat sie neben dem Studium zum Grundschullehramt, das ausschließlich zu Hause stattfindet, genügend Zeit zum Nähen.
Als es vor etwa eineinhalb Jahren darum ging, einen Namen für das Label zu suchen, war schnell "Strahlefaden" gefunden. "Ich bin grundsätzlich ein positiv gestimmter Mensch", so Full, "und wohne noch dazu in der Sonnenstraße". Besonders gerne mag Full ihre Kuscheltiere. Knusperhasen und Seepferdchen haben Knisterelemente. Die Schnittmuster und das Design der Blauwale Berta und Bruno hat sie selbst entworfen. "Die Wale wirken immer ein bisschen verschlafen, sind aber unheimlich knuffig. Ich mag ihre Ausstrahlung", verrät Full.
Der Schutz der Natur ist Franziska Full wichtig, auch bei der eigenen Kleidung
Besonders viel Wert legt sie auf Details. Viele ihrer Stücke sind mit Applikationen verziert. "Es macht mir immer sehr viel Spaß, Unikate nach Wunsch der Kunden anzufertigen", so Full. Egal ob Babybody, Krabbeldecke oder Geburtstagsshirt: Die verwendeten Stoffe sind alle biozertifiziert und stammen aus Deutschland, um die Umwelt möglichst wenig zu belasten.
Der Schutz der Natur ist Franziska Full wichtig, auch bei ihren eigenen Kleidungsstücken. "Bevor ich mir ein T-Shirt von billiger Qualität kaufe, nähe ich es mir lieber selber", ist ihr Leitsatz. Auch sonst achtet sie auf Nachhaltigkeit. Sie verwendet Recyclingpapier und verschickt ihre Waren in gebrauchten Kartons. Ihre Haare wäscht sie mit plastikfreien Shampoos, verpackt Geschenke in Zeitungspapier oder näht ihre Abschminkpads selbst (siehe Kreativtipp).
Immer öfter fragen Kunden an, ob es die "Strahlefaden"-Produkte nicht auch in großen Größen gibt. Und so entstanden an ihrer Nähmaschine schon Männerpullis und -Jogginghosen oder Partner-Shirts für eine Kundin und ihre beste Freundin. Die Produkte gibt es in Fulls Shop über die Internetplattform www.productswithlove.de.
Außerdem hat sie ein Instagram-Profil und eine Facebook-Seite. "Das Nähen ist der kleinste Aufwand", verrät Full. Die meiste Arbeitszeit verbringt sie mit dem Bestücken der Profile: Fotografieren, Fotos bearbeiten, Verkaufstexte schreiben und veröffentlichen oder Preise kalkulieren.
In eigener Sache: Kunsthandwerker im Corona-Jahr
2020 war ein herausforderndes Jahr – keine Frage. Aber es hat auch gezeigt: Wer nicht raus kann, sucht sich seine Inspiration woanders und daraus entsteht plötzlich etwas kreatives Neues. Vor allem im Lockdown entstanden im Landkreis viele Ideen, aus denen teils kleine Geschäftsmodelle oder ein leidenschaftliches Hobby wurde, vor allem im Kunsthandwerk. In einer kleinen Serie wollen wir einige dieser Menschen und ihre Konzepte vorstellen. Wie kam es zum Einfall und schließlich zur Umsetzung? Zusätzlich haben wir die Teilnehmer*innen gebeten, uns einen Kreativ-Tipp zu nennen: leicht umzusetzen, für lange Lockdown-Tage zwischen den Jahren und für danach.