Zu einem liebreizenden Ausflug in eine zeitlich ferne Klangwelt wurde am Sonntag im Homburger Gebsattel-Schloss ein Konzert mit Kammermusik aus der Zeit des Barock. Im Stucksaal hatten sich mit Daphné Milio (Harfe), Gerhart Darmstadt (Cello) und Hausherr Michael Günther (Hammerklavier) drei Experten der historischen Aufführungspraxis mit ihren Instrumenten vor rund 60 Zuhörern zusammengefunden.
Die Instrumente allein zählten schon zu den Besonderheiten des Abends. Aus Bad Homburg war eine Konzertharfe an den Main gebracht worden, die Sébastien Érard im Jahre 1808 in Straßburg gebaut hatte. Beim Spiel solcher wertvoller Originalinstrumente muss der Zuhörer allerdings gerade unter den gegenwärtigen Wetterbedingungen etwas Verständnis dafür aufbringen, dass diese ihre exakte Stimmung bisweilen schon nach kurzer Zeit verlieren. So waren die Musiker an diesem Abend durchaus öfter auch einmal damit beschäftigt, den Zusammenklang ihrer Instrumente neu abzustimmen.
Michael Günther spielte ein frühes Hammerklavier, ein so genanntes Pantalon, das um 1760 in der Thüringer Werkstatt von Johann Heinrich Harras entstanden sein könnte. Auch die Familie Bach kannte Instrumente aus seiner Produktion. Das Instrument besticht mit lang nachhallenden Tönen. Gerhart Darmstadt spielte ein fünfsaitiges Violoncello, wie es in der Frühzeit des Instruments um 1700 verbreitet war.
Dessen melodiöses Vermögen kam in der Sonata G-Dur für Violine und Basso continuo von Johann Sebastian Bach (Leipzig, 1732) zum Tragen. Darmstadt erläuterte dieses essentielle Werk mit seinen ernsthaften, spirituellen Hintergründen und interpretierte es beseelt zu Günthers Begleitung am Pantalon.
Für das Cembalo hatte Jean-Philippe Rameau (1683-1764) seine "Deuxieme livre de pièce de clavecin" geschrieben. Daphné Milio stellte daraus das Stück "Tendres plaintes" und das sanft fließende "Les Cyclopes" auf der Harfe mit warmem und beinah zärtlich-gefühlvollem Harfenklang vor, der die Zuhörer faszinierte.
Dann kamen mit drei Sätzen der Sonata A-Dur für Violoncello und Basso continuo des Bach-Sohns Johann Christoph Friedrich (1732-1795) ausgesprochen charmante Kompositionen zur Aufführung. Darmstadt und Günther zeigten im perfekten, facettenreichen Zusammenspiel die Eleganz und die tänzelnde Vielfalt der Werke, die 1770 in Hamburg in der Zeitschrift "Musikalisches Vielerley" veröffentlicht worden waren.
Bekannter als der jüngere Bach-Sohn ist der ältere Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788). Günther bewies bei dem lebhaft-fröhlichen Allegro assai aus der Sonate A-Dur, 1779 in den Sonaten für Kenner und Liebhaber in Leipzig publiziert, rasante Spielfreude.
Der Schluss galt dem Zusammenklang der drei Instrumente mit Carl Philipp Emanuels Bachs Sonata in G-Dur aus dem Jahr 1759 (Berlin). Das Werk ist oft als Solokomposition für Harfe verstanden worden. Betrachtet es ein Spezialist, dann findet er auch die Notierung für einen begleitenden Generalbass und so verstanden es die Musiker, dem festlichen und lebhaften Charakter der drei Sätze als Trio im harmonischen Miteinander ausdrucksvollen Glanz zu verleihen.