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Lohr
Vom Kampf um den Normalbetrieb im Lohrer Freibad
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 27.11.2022 02:40 Uhr

Zwei Jahre lang bremste vor allem die Corona-Pandemie den Freibadbetrieb massiv aus, doch dann boten wegfallende Coronaregeln und ein trocken-heißer Sommer ideale Freibad-Bedingungen - zumindest theoretisch.

Doch im Lohrer Freibad lief es 2022 nicht ideal, auf jeden Fall nicht so, wie es sich vor allem viele Dauergäste gewünscht hätten. Weil es an Fachkräften für den Bäderbetrieb und an Rettungsschwimmern fehlte, musste die Stadt die Öffnungszeiten stark einschränken. Für 2023 soll eine Saison ohne Einschränkungen sichergestellt werden. Ob das gelingt, hängt von einigen Faktoren ab, wie nun im Hauptausschuss des Stadtrats deutlich wurde.

2022 kamen gut 46.000 Besucher

Etwas über 46.000 Besucher zählte das Main-Spessart-Bad vom 26. Mai bis zum 11. September. Die Zahl überrasche sie, sagte Mathilde Lembach (Grüne), schließlich habe dort ihrem Eindruck nach regelmäßig "gähnende Leere" geherrscht. Lembachs Fraktion der Grünen hatte mit einer Anfrage bewirkt, dass nun öffentlich Freibad-Bilanz gezogen wurde. Rund ein Dutzend Zuhörer war für diesen Punkt gekommen, darunter viele Stammgäste des Bades.

Die Anfrage der Grünen begründete Lembach auch damit, dass wegen der eingeschränkten Öffnungszeiten "ganze Besuchergruppen weggefallen" seien. In der Tat hatte es in der zurückliegenden Badesaison vor allem unter den Vielschwimmern Verärgerung gegeben. Diese, darunter einige Rentner, nutzen im Normalfall vor allem die Morgenstunden, um ihre Bahnen zu ziehen. Doch das war heuer oft nicht möglich. Grund: Das Freibad sperrte wegen des Personalmangels an Werktagen erst am Mittag auf.

Im städtischen Stellenplan sind für das Freibad 3,7 Vollzeitstellen gelistet. Doch 2022 waren es nur 2,7. Das begründete Bürgermeister Mario Paul einerseits mit Spardruck, andererseits damit, dass man bereits in der noch stark von der Corona-Pandemie geprägten Vorsaison schon nicht alle Stellen habe besetzen können.

Die Stadt habe gehofft, die Personallücke je nach Bedarf mit geringfügig beschäftigten Rettungsschwimmern schließen zu können. Das war laut Manfred Schnelle, dem Betriebsleiter des Bades, über Jahre die gängige Praxis. Doch heuer hätten viele der meist jüngeren Rettungsschwimmer wegen Umzugs nicht mehr zur Verfügung gestanden. Neue habe man nicht finden können. Auch die ehrenamtlich tätige Wasserwacht habe Nachwuchsprobleme, so Schnelle.

Paul: Bei der Bezahlung "bis zur Decke gestreckt"

Paul sprach davon, dass man "nichts unversucht gelassen" habe, um die Personallücke zu schließen. Man habe in Marktheidenfeld nachgefragt, wo das Wonnemar-Bad geschlossen ist, auch nach Leiharbeitern habe man sich umgeschaut. Im Bemühen, für Rettungsschwimmer den Einsatz im Bad attraktiv zu machen, habe man sich bei der Bezahlung "bis zur Decke gestreckt", so Paul, ohne den Stundensatz zu nennen. Doch alle Mühen seien ohne Erfolg geblieben.

Wie in vielen Sparten, ist auch im Bäderbetrieb der Fachkräftemangel groß. Um die Not in Lohr zu lindern, strebt die Stadt eine Kooperation mit dem Nägelsee-Zweckverband als Betreiber des dortigen Hallenbads an. Gespräche mit dem Landkreis laufen. Die Idee sei, so Paul, dass das Nägelsee-Hallenbad künftig nur bis Pfingsten offen hat, dann komplett schließt, während das Freibad öffnet. Mit dem Ende der Freibadsaison würde das Hallenbad wieder öffnen.

Das Personal könnte sich so gegenseitig aushelfen. Das Modell würde freilich auch bedeuten, dass der Schwimmunterricht der Nägelsee-Schulen im Sommer im Freibad stattfinden müsste. Mathilde Lembach bezeichnete dieses Kooperationsmodell als "Fata Morgana", die ihr zu unsicher sei. Die Stadt müsse für sich versuchen, genug Personal zu finden, um die 3,7 Planstellen im Freibad zu besetzen oder gar auf vier Planstellen aufzustocken. "Das wird uns nicht umbringen", sagte Lembach.

Bei der Technik besteht Sanierungsbedarf

Paul nahm diese Aussage zum Anlass, um daran zu erinnern, dass es der "extreme Spardruck" gewesen sei, der zum Herabsetzen des Personalstands geführt habe. Man habe gedacht, mit den 2,7 Stellen auszukommen. Nun habe man feststellen müssen, dass das nicht funktioniere. Betriebsleiter Schnelle erklärte, dass man im Winter Kurse für Rettungsschwimmer anbieten werde und einen Auszubildenden eingestellt habe. "Wir sind auch dran, eine zusätzliche Fachkraft einzustellen", sagte Schnelle.

Aus den Reihen der Räte kam die Forderung, diese Stelle umgehend auszuschreiben, nicht erst im Frühjahr. Schließlich sei nicht auszuschließen, dass eine der vorhandenen Fachkräfte mal ausfalle. Ziel müsse es sein, dass der Badbetrieb im kommenden Jahr ohne Einschränkungen laufe, so Matthias Schneider (CSU).

Bis zum Start der neuen Badesaison wollen sich die Räte die Technik des Freibads anschauen. Es gebe Sanierungsbedarf, sagte Paul. Ohne stetige Investitionen werde das Bad "irgendwann gegen die Wand fahren, auf einen Schlag", ergänzte Schnelle.

 
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  • M. F.
    Ohne eine Arbeitsmarktzulage und Festanstellung wird man aufgrund des überregionalen Mangels an Bademeistern das Problem nicht langfristig lösen.
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