Zwar startete die Spessartfestwoche erst am Freitagnachmittag, trotzdem waren Bierzelt und Biergarten bereits am Donnerstagabend mit 4200 Besuchern dicht gefüllt.
Grund: Die Raiffeisenbank Main-Spessart feierte dort mit einem zünftigen Fest und rund einem Zehntel der Mitglieder den 200. Geburtstag ihres Gründervaters Friedrich Wilhelm Raiffeisen (30. März 1818 - 11. März 1888). Festbier soll es allerdings noch nicht gegeben haben, war zu hören, sondern Keiler-Export. Egal. Auf die gute Stimmung wirkte sich dies jedenfalls nicht aus.
Die Raiffeisenbanken hätten eine rund 160-jährige Erfolgsgeschichte hinter sich, weil die Menschen so lange gut zusammengewirkt hätten, machte Andreas Fella, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Main-Spessart, deutlich. Anlass für die Gründung der genossenschaftlich organisierten Bank sei die soziale Not Mitte des 19. Jahrhunderts gewesen.
Auch heute stehe man wieder vor Problemen, sagte Fella und nannte unter anderem die immer weiter auseinandergehende Schere zwischen Arm und Reich. Auch die Digitalisierung werde große Veränderungen mit sich bringen; diese Herausforderung gelte es anzunehmen. Bislang habe die Raiffeisenbank immer Antworten gefunden, gab sich Fella optimistisch.
Ein deutlich anders Kaliber als der seriöse Fella war Festredner Oliver Tissot, bekannt aus Fastnacht in Franken. Anarchisch und teilweise rotzfrech sorgte der als Friedrich Wilhelm Raiffeisen auftretende Kabarettist und Soziologe aus Nürnberg für einen Lacher nach dem anderen.
Gnadenlos ließ er wissen, weshalb die Schneewittchenstadt so gut zur Raiffeisenbank passt - „die erzählen auch Märchen“. Mit Blick auf Vorstandsmitglied Manfred Heuer schüttelte Tissot bloß verständnislos den Kopf. „Heuer ist der Lohn von einem Seemann - kein Vorstand.“
Seinen Hut zog das Lästermaul hingegen vor dem nicht anwesenden Bürgermeister Mario Paul, der eventuell später noch vorbeischauen wollte (seine Stellvertreterin Christine Kohnle-Weis war da). „Der kommt erst, wenn das Geschwafel aufhört“, meinte Tissot. Und gleich darauf erklärte er, weshalb es in diesem Jahr auf der Festwoche kein echtes Lohrer Festbier gibt: Weil die Brauerei heuer abgerissen worden sei und das nur deshalb, damit die Raiffeisenbank sagen könne, „Wir machen den Weg frei“.
„200 Jahre Raiffeisen...“, sinnierte Tissot, um nach einem Blick ins Publikum fortzufahren: „Und einige sehen ja so aus, als wären sie von Anfang an dabeigewesen.“
Und weiter ging's mit Häisd 'n' däisd vomm Mee und humoristischen, hintersinnigen Liedern. Als besonderes Ereignis integrierte die fränkische Kultgruppe die Raiffeisenbank-Oberen Fella und Heuer in ihr Programm, indem sie den beiden Männern Bauhelme aufsetzte - und darauf trommelte. Und ganz nebenbei brachten die Spaßvögel noch ein paar Weisheiten unters Volk. Kleine Kostprobe: „Das schönste Bett ist die Elisabeth.“ „Der kürzeste Zug ist der Schlafanzug.“ „Der schönste Sport ist der Biertransport“.
Mit Blasmusik, die mal traditionell war, dann wieder jung und wild, sorgten die Musikatzen aus Ober- und Niederbayern für beste Bierzeltmusik. Hilmar Ulrich, Marketingvorstand der Raiffeisenbank Main-Spessart, zeigte sich mit dem gesamten Abend „rundum zufrieden“.