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Karlstadt
Volkskrankheit Demenz: Demenz kann man nicht heilen, aber Risikofaktoren vermeiden - Tipps der Fachärzte
Die Fachärzte Professor Peter Kraft (rechts) und Dr. Markus Schröter sprachen über medizinische Grundlagen von Demenzerkrankungen.
Foto: Günter Roth | Die Fachärzte Professor Peter Kraft (rechts) und Dr. Markus Schröter sprachen über medizinische Grundlagen von Demenzerkrankungen.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 19.02.2024 02:50 Uhr

"Update Demenz" - Groß war das Interesse am Vortrag von Dr. Markus Schröter vom Bezirkskrankenhaus Lohr und seinem Kollegen Professor Peter Kraft, Facharzt für Neurologie in Karlstadt. Gut 150 Menschen füllten den Pfarrsaal "Zur Heiligen Familie" in Karlstadt und zeigten somit schon durch die reine Zahl, aber auch durch das fortgeschrittene Alter der Besucherinnen und Besucher die Bedeutung dieses Themas. Die beiden Fachleute beschränkten sich auf die medizinischen Aspekte und wechselten einander in dem Vortrag ab. Eingeladen zu hatte das "Netzwerk Demenz und Pflege" des Landratsamts Main-Spessart.

Volkskrankheit "Demenz": Definition und Abgrenzung des Begriffes Demenz

Demenz ist eine Volkskrankheit geworden. Die jährlichen Neuerkrankungen in Deutschland liegen bei rund 300.000 Fällen, das ist mehr als an Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall leiden. 2110 Personen waren 2017 im Landkreis Main-Spessart betroffen, derzeit sind es rund 2400, für 2037 rechnet man mit 3000 Demenzkranken; eine Zunahme von 40 Prozent. Weil diese Zahlen klar mit der Altersentwicklung im Landkreis korreliert, wird deutlich: "Demenz ist eine altersabhängige Erscheinung und Main-Spessart ist ein alter Landkreis", so Dr. Schröter.

Interessant für das Publikum war die Definition und damit auch die Abgrenzung des Begriffes "Demenz" (Geist oder Verstand abnehmend). Gemeint ist der Verlust einer zuvor einmal erreichten kognitiven Fähigkeit, im Gegensatz zu Minderbegabungen, die schon von Anfang an bestehen. In ansteigender Problematik geht es hier um Gedächtnisstörungen, um die Beeinträchtigung von kognitiven Fähigkeiten (Sprachverständnis, Lesen, Schreiben, Rechnen oder Verminderung der Urteilsfähigkeit). Letztendlich aber geht es auch um alltagsrelevante Einschränkung der Lebensführung (Waschen, Anziehen, Telefonieren, Toilettengang sowie Essen und Trinken).

Demenz als Oberbegriff für über 50 Krankheiten

Begleitsymptome der Demenz können sein: Verminderung der Affektkontrolle, Störung des Antriebs oder des Sozialverhaltens, erhöhte Ängstlichkeit, Unruhezustände, gestörter Schlaf, depressive Reaktionen oder sozialer Rückzug als Vermeidungsverhalten. Auch Apathie, oder im Gegensatz aggressive Reaktionen sind möglich. Vereinzelt kann es auch zu sexuellen Enthemmungen kommen.

Insgesamt aber ist "Demenz" ein Oberbegriff für über 50 Krankheiten und umfasst neben der häufigsten, der Alzheimer-Krankheit, auch neurodegenerative Formen, Demenz bei Morbus Parkinson und die Lewy-Body-Demenz. Die zweithäufigste ist die vaskuläre Demenz. Außerdem gibt es Mischformen. Während Alzheimer durch schädliche Eiweißzellen den Nervenzellenuntergang im gesamten Gehirn hervorruft, ist die vaskuläre Demenz auf Durchblutungsstörungen im Gehirn zurückzuführen - mit Bluthochdruck als wichtigsten Risikofaktor.

Demenz: Risikofaktoren und Präventionsmöglichkeiten

"Demenz kann im Moment nicht rückgängig gemacht werden, wir können die Verläufe in einigen Bereichen verlangsamen, aber von einer Heilung sind wir noch weit weg", sagte Professor Kraft. Deshalb gab es eine Übersicht über Risikofaktoren zur Demenzprävalenz.

In ansteigender Bedeutung werden derzeit, Übergewicht, Alkoholkonsum, Diabetes, Bewegungsmangel, hoher Blutdruck, Gehirnverletzungen, soziale Isolation, Depressionen, Rauchen, niedriger Bildungsstand und zuletzt Schwerhörigkeit gesehen. Als bedenklich wird auch eine ungesunde Lebensweise gesehen. Im Gegensatz kann hier regelmäßiger, guter Schlaf schützen. Insgesamt sind das Möglichkeiten der Prävention, die jede und jeder selbst in der Hand hat.

Demenz: So läuft die Diagnostik

Zur Diagnostik einer Demenz werden zunächst die beobachtbaren Ausfälle und Beeinträchtigungen ermittelt und verglichen. Dazu kommen die Labordiagnostik, bei der unter anderem die vorhandenen Eiweißstoffe im Hirnwasser festgestellt werden. Größten Aufschluss aber bringen bildgebende Maßnahmen der Computertomografie wie das MRT. Hier werden die Veränderungen im Verhältnis zu Gehirnmasse und Gehirnflüssigkeit und damit die Degenerationserscheinungen deutlich sichtbar.

Gibt es ein Licht am Ende des Tunnels bei der Therapie von Demenz? "Ja und Nein", betonte Professor Kraft. Zwar werde derzeit an Medikamenten geforscht, mit deren Hilfe man die vernichtenden Eiweißzellen im Liquor vermindern kann, aber diese können bislang den Prozess nur aufhalten und verlangsamen, nicht aber heilen. Außerdem haben auch diese Medikamente Nebenwirkungen. Es gilt also, so gut wie möglich die Auswirkungen und Begleitsymptome der Krankheit abzumildern.

Fazit: Demenz vorbeugen, weil es noch kein Heilmittel gibt

Das Fazit der beiden Fachleute: Bei den meisten Demenzerkrankungen ist das Fortschreiten der Erkrankung nicht aufzuhalten und es gibt noch kein Heilmittel. Deshalb kommt der eigenverantwortlichen Vorbeugung im mittleren Lebensalter und Reduktion der Demenzrisikofaktoren hohe Priorität zu. Was gut für den Körper ist, ist auch gut für das Gehirn.

Für Betroffene oder für weitere Informationsmöglichkeiten steht Daniela Daiss vom Netzwerk Demenz und Pflege Main-Spessart am Marktplatz 3 in Lohr zur Verfügung unter Tel.: (09353) 7931297, E-Mail: netzwerk-demenz-pflege@lramsp.de oder unter www.main-spessart.de/themen/gesundheit-soziales/netzwerk-demenz-und-pflege/index.html

 
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