Die fünf Mitglieder von Viva Voce sind in der Region keine Unbekannten. Sie reisen als „Band ohne Instrumente“ mit kleinem Gepäck, weil sie die Kunst beherrschen, mehrstimmigen Gesang zusammen mit kompletter instrumentaler Begleitung zu servieren. In Gemünden gastierten sie diesmal vor über 400 Besuchern mit dem Programm EGO, und dementsprechend hatten sie zwischen den Stücken einiges über sich zu erzählen – in Wort und Ton.
In den 17 Jahren gemeinsamen Musizierens, beziehungsweise Singens, seit der gemeinsamen Zeit beim Windsbacher Knabenchor, hat sich einiges getan. Eine Rückblende im Zeitraffer, mit perfekt intonierten geistlichen Klängen, einer Parodie der Comedian Harmonists und den Songs der Boy-Group-Zeit, ließ die Etappen der Entwicklung Revue passieren.
Heute präsentiert sich das Quintett mit ausgefeilter Choreografie, origineller Moderation mit feinen ironischen Untertönen und nicht zuletzt mit einer professionellen Lichtershow. Trotz aller Begleiterscheinungen beweisen die fünf Stimmakrobaten schon bei den ersten Takten, dass es nach wie vor die meisterhaften Stimmen sind, die ihr Kerngeschäft darstellen. Es ist einfach faszinierend, wie technisch perfekt und kreativ die gesamte Bandbreite musikalischer Erlebnisse zu hören ist.
Jörg Schwarzmanns liefert auf Bestellung die gesamte Klang- und Rhythmuswelt des Schlagzeugs, Heiko Benjes lässt den Bass rollen und David Lugert parodiert perfekt Max Raabe im Schellack-Sound. Bastian Hupfer und Matheusz Phoutahvong vervollständigen das Quintett mit ihrem vielseitigen Stimmenangebot.
Das Programm enthält hauptsächlich Eigenkompositionen, deren Texte trotz gefälliger Melodien und peppiger Verpackung auch zum Nachdenken anregen. So etwa wenn die Rede vom „Heizen mit Weizen“ ist, beim tiefgründigen „Tanze mit der Sonne, komm ans Licht, ich seh' Dich nicht“ oder dem Rap „Ich will doch nur dabei sein.“ Zwischendurch stimmen Mandolinenklänge auf das inbrünstig geschmetterte „O sole mio“ ein, dem allerdings die Legende Elvis mit dem rauen „Its now Or Never“ in die Parade fährt, bis sich ein heftiger Wettstreit der Stimmen entwickelt. Hubert von Goisern lässt mit einem voluminösen Jodler grüßen, und mit dem witzigen Song „McSchuhbeck“ nehmen die fünf die teure Schickimicki-Gastronomie aufs Korn.
Zum Schluss plädieren die fünf Solisten mit der Hymne „United States Of Eurasia“ für eine friedliche Welt, bevor der Vorhang nach zwei Stunden zum ersten mal fällt. Die Zuhörer hält es da schon lange nicht mehr auf den Sitzen. Bei den Zugaben geht mit den Hits der 1990er Jahre noch einmal richtig die Post ab. Für die baldige Weihnachtszeit gibt es mit „Wir schenken uns nix – wir schenken das Geld für Brot für die Welt“ noch ein Weihnachtslied der lustigen und gleichzeitig nachdenklichen Art für den Nachhauseweg.