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ANSBACH
Vintage Amp: Gut genug für den Besten
Jochim Lang (rechts) und Wolfgang Hanel entwickeln „Vintage Amps“. Die Gitarrenverstärker-Marke soll bald wieder an ihre frühere Popularität anknüpfen.
Foto: Markus Rill | Jochim Lang (rechts) und Wolfgang Hanel entwickeln „Vintage Amps“. Die Gitarrenverstärker-Marke soll bald wieder an ihre frühere Popularität anknüpfen.
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:26 Uhr

Als Jimi Hendrix gefragt wurde, wie es sich anfühle, der beste Gitarrist der Welt zu sein, antwortete er: „Keine Ahnung, da müssen sie Rory Gallagher fragen.“ Der Ire Gallagher, der 1995 verstarb, spielte einst Gitarrenverstärker aus Deutschland von „Vintage Amp“. Seit Kurzem entwickeln Jochim Lang (48) und Wolfgang Hanel (55) neue Verstärker mit diesem legendären Namen als „PCL Audio Musical Instruments“ in Roden-Ansbach.

Mit Herzblut zu gutem Sound

„Die Leute sind heutzutage den ganzen Tag von Musik mit mittelprächtigem Sound umgeben – aus dem Handy oder von Laptops“, sagt Jochim Lang. „Wir wollen dazu beitragen, dass ein Livekonzert wieder ein echtes Erlebnis wird“, ergänzt Wolfgang Hanel. Sie sind sich einig: „Es geht uns darum, Musikern zu guten Sounds zu verhelfen. Deshalb entwickeln und verfeinern wir ,Vintage Amps' und stecken da unser Herzblut rein.“

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Hauptberuflich sind beide für die Firma Lang mit Firmensitzen in Roden und Karlburg in der Metallverarbeitung tätig. Beim Bau von Gitarrenverstärkern geht's ihnen deshalb nicht um den größtmöglichen Gewinn oder Marktanteile – „unser Hauptziel ist Qualität“, sagt Hanel.

Gegründet in Rheinland-Pfalz

Gegründet wurde „PCL Audio Musical Instruments“ 1981 von Günter Philipp mit zwei Partnern in Rheinland-Pfalz. Gallagher spielte nicht nur Günter Philipps „Vintage Amps“, sondern wurde auch zum Freund und Ratgeber. 1992 wurde Elektronik-Tüftler Jürgen Rath Partner des Firmengründers. Rath-Amps waren bei Bands der härteren Gangart populär, Accept und U.D.O. standen damit auf der Bühne.

Lang und Hanel, beide begeisterte Gitarristen aus Main-Spessart, hörten vom Marktheidenfelder Musiker Tim Jäger erstmals von der Marke „Vintage Amp“. Lang kaufte sich zwei der Verstärker (englisch: Amplifier, kurz Amp) zum Eigengebrauch und freundete sich mit dem Firmengründer, der tolle Geschichten aus dem Rock-Business zu erzählen hat, an. Als Günter Philipp (heute 67) gesundheitsbedingt an den Verkauf seiner Firma dachte, war Lang interessiert. „Ich dachte mir, ich besitze ja schon die Logistik eines Unternehmens, das ich mit meinem Bruder führe. Das kann ich nutzen.“

Rory Gallagher beim Fachsimpeln vor einem „Vintage Amp“.
Foto: Günther | Rory Gallagher beim Fachsimpeln vor einem „Vintage Amp“.

Es kommt ins Rollen

Wolfgang Hanel, der schon als Musiker, Roadie und Toningenieur gearbeitet hatte, war begeistert von der Idee. Er kümmert sich um die Elektronik, Lang um die Konstruktion der Gehäuse. Bei der Firma Lang ist er Jochim Langs Angestellter, bei „PCL Vintage Amp“ sein Partner. „Wir machen das nun seit eineinhalb Jahren, so langsam kommt's ins Rollen“, sagen beide.

Nun spielen fast alle Größen der Rock- und Bluesmusik auf Röhrenverstärkern und schwören auf deren warmen Klang. Lang und Hanel konzentrieren sich aber auf Transistor-Amps. „Der Mythos Röhre ist nur das, ein Mythos“, sagt Lang. Natürlich seien die großen Aufnahmen der Rockmusik in den 50er bis 70er Jahren mit Röhrenverstärkern entstanden, deshalb seien sie legendär. Und die ersten Transistor-Amps der 80er Jahre hätten tatsächlich fürchterlich geklungen – „das hat den Ruf ruiniert“, meint Hanel.

Transistor stat Röhre

Das Gehäuse eines Vintage Amps.
Foto: Markus Rill | Das Gehäuse eines Vintage Amps.

Doch bei Röhrenverstärkern habe es seit Jahrzehnten keine nennenswerten Verbesserungen gegeben, die Transistortechnik dagegen habe sich enorm weiterentwickelt. Lang und Hanel sind überzeugt: „Unsere Amps stehen Röhrenverstärkern im Sound um nichts nach.“ Aber sie böten einige Vorteile, seien wesentlich weniger reparaturanfällig und deutlich leichter. Beide sind von der Verarbeitung ihrer Verstärker überzeugt. „Wir sehen ja, was andere Hersteller für Bauteile verwenden und wie die Verarbeitung aussieht“, sagt Hanel. „Wir wollen keine billigen Bauteile verwenden. Wir machen ja auch keine Massenproduktion mit großem Preisdruck“, erklärt Lang.

Sie tüfteln an der Technik, an den Lautsprechern, an den Gehäusen und an der Zusammenstellung dieser Komponenten. „Zurzeit verkaufen wir 50 bis 100 Verstärker im Jahr“, so Lang. Das Preis–Leistungs-Verhältnis stimme.

"Guitar Summit"-Messe im September

„Wenn ein 60-Jähriger einen ,Vintage Amp' ausprobiert und dann sagt, ,das ist der Amp, den ich mein Leben lang gesucht habe', möchtest Du ihm das Teil fast schenken“, sagt Jochim Lang. Derzeit bieten sie zehn Modelle an, die auf Blues-, Rock-, und Jazzgitarristen abzielen. Bei der Messe „Guitar Summit“ im September in Mannheim werden sie zum ersten Mal die neuen „Vintage Amps“ präsentieren. Andreas Kümmert spielt bereits einen, weitere Zugpferde kann das Unternehmen gebrauchen.

Verschiedene Lautsprecher für Gitarrenverstärker im Lager von PCL.
Foto: Markus Rill | Verschiedene Lautsprecher für Gitarrenverstärker im Lager von PCL.

Auch an einem Bassverstärker arbeiten Lang und Hanel. Demnächst wollen sie zudem Rath-Amps für Hardrocker und Metaller neu auflegen. „Und wir arbeiten an einem Equipment-Teil, das uns große Erfolge bringen könnte“, deutet Hanel an. Gut möglich also, dass „Vintage Amps“ noch einmal zu einem Höhenflug ansetzen.

 
 
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