Einen runden Geburtstag hat das Karlstadter Hallenbad in diesem Jahr. Jüngst wurde es 50. Die Eröffnung war am Freitag, 26. Februar 1971. Diese Erkenntnis ist ein "Abfallprodukt" eines Artikels über die Gründung des Karlstadter Gymnasiums. Darin war es um die Frage gegangen, wo seinerzeit der Sportunterricht stattfand.
Die damalige Krankengymnastin Ursula Aberler war in der Gründungszeit als Sportlehrerin eingesprungen und hatte auch Schwimmunterricht im Hallenbad gegeben. Doch wann war das? Seit wann ist das Bad in Betrieb? Eine Nachfrage im Landratsamt brachte kein Licht ins Dunkel. Es sei nicht bekannt, wann das Hallenbad eröffnet wurde, hieß es von dort.
Das klärte nun Petra Boxall auf. Sie war als Vierjährige d i e Hauptperson bei der Einweihung des Bads. "Das war mein erster Schwimmwettbewerb", erzählt sie. Landrat Erwin Ammann hob den Wasserfloh damals auf den Startblock. Im Hintergrund garnierten die Kreisräte im dunklen Anzug mit Krawatte das Geschehen.
Die Ehrengäste kamen zuerst
Im Bericht am Folgetag in der Main-Post spielten die Ehrengäste zunächst die wichtigste Rolle. Im ersten Satz hieß es: "Im Rahmen einer schlichten Feierstunde übergab Landrat Erwin Ammann gestern in Anwesenheit von Ehrengästen, der Kreis- und Stadträte, unter ihnen auch Alfred Biehle, MdB, und Walter Zeißner, MdL, sowie der Bürgermeister die neue Turnhalle für die Rudolph-Glauber-Realschule sowie das Hallenschwimmbad, das – wie er betonte – für die gesamte Bevölkerung und auch zum Zwecke der Fremdenverkehrsförderung gebaut worden ist."
Petra Boxall sorgte bei der Eröffnung für Aufsehen: "Mit einem Startsprung geben vier kleine Mädchen, darunter die vierjährige Petra Boxall, die mit drei Jahren schon schwamm, die 25 Meter langen Bahnen offiziell frei." Dass sie schon so bald schwimmen konnte, hatte seine Gründe. Ihr Vater Jimmy Boxall gab für die Wasserwacht Schwimmunterricht. Weitere Schwimmlehrer waren Ferdinand Lobenhofer, Rudi Gosdschan junior und Rudi Gosdschan senior. Letzterer war mit Horst Frickel der erste Schwimmmeister.
Weiter wurde in dem Artikel über die Vorführungen der Wasserwacht berichtet und über die Rede von Bürgermeister Christian Krapf. Ammann forderte die damalige Realschülerin Monika Losert (heute Haug) auf, spontan im Namen der Jugend ein paar Worte zu sagen: "Du musst dich jetzt für die Landkreisjugend bedanken." Anschließend sprang auch sie ins Wasser.
Schulschwimmen kostete 50 Pfennige
Am Samstag nach der Feierstunde durfte die Bevölkerung bei einem Tag der offenen Tür die neue Sportstätte in Augenschein nehmen. Mitarbeiter des Landratsamts leiteten die Führungen. Die künstlerische Ausgestaltung des Hallenbads war Olaf Taeuberhahn übertragen worden. Mehr als 3,6 Millionen Mark hatte das Hallenbad mit Turnhalle einschließlich Grundstück gekostet. Zusammen mit dem Schuldendienst kostete der laufende Unterhalt jährlich 415 000 Mark.
Dem standen geschätzte 70 000 Mark an Einnahmen gegenüber. "Landrat Ammann wies in diesem Zusammenhang angesichts der Opfer der Gesamtheit lautgewordene Kritik daran zurück, dass die Schuljugend bei Schulschwimmstunden 50 Pfennige pro Kopf als Obolus entrichten muss", hieß es im Zeitungsbericht.
Bei der Wiedereröffnung schwammen die Politiker selbst
2005 waren bei einer Routineuntersuchung im Hallenbad überraschenderweise starke Korrosionsschäden an der Decke festgestellt worden. Dann fiel die Lüftung aus. Im Oktober 2006 wurde das Bad geschlossen. Die Sanierung begann.
Ein Edelstahlbecken wurde eingebaut. Und das Bad wurde nach Passivhausstandard energetisch saniert, sodass es 60 bis 70 Prozent weniger Energie benötigt. Auch braucht die Filtertechnik weniger Chlor als früher.
Bei der Wiedereröffnung im Herbst 2008 zeigte sich, wie sich Stil und Auffassung für eine solche Feier gewandelt hatten. Es gingen keine kleinen Kinder mehr ins Wasser, sondern die Politiker selbst. Landrat Thomas Schiebel, Bürgermeister Paul Kruck sowie die Kreisräte Hans-Joachim Stadtmüller und Paul Diener traten zum Wettschwimmen über 50 Meter an.