Steine und Zement sind normalerweise ein fester Bestandteil einer jeden Baustelle und beim Errichten von herkömmlichen Häusern nicht wegzudenken. Nicht so bei den Bathons, deren Baumaterialien sich hauptsächlich auf Stroh, Lehm und Holz beschränken. Den Plan für ihr Strohhaus, welches aus rund 200 Strohballen errichtet wird, hat Hubert Bathon selbst entworfen.
„Es wird ein Wohnraum von zehn Quadratmetern entstehen, der im Winter durch einen Holzofen geheizt wird“, erklärt der Bauherr. Das Strohhaus wird als Last tragender Bau errichtet, das heißt, dass das Gewicht von Überbau und Dach durch die Wände getragen wird. Zu Verstärkung wurden Ringanker aus Holz in Boden und Decke eingelassen.
Bevor der eigentliche Bau beginnen konnte, wurde mit Hilfe von Balken und Beton das Fundament errichtet, auf welchem die Strohballen mit angespitzten Haselnussstecken armiert und mit Spanngurten festgezurrt werden. Ein Kamin wurde gemauert, Fenster und Türen eingesetzt. „Wenn ich vorher gewusst hätte, was da alles auf mich zukommt hätte ich es wahrscheinlich gelassen“, lacht Hubert Bathon. Dann denkt er kurz nach und verbessert sich: Mit den beim Bau gesammelten Erfahrungen und dem gewonnenen Wissen würde er es doch wieder tun, meint er.
Rund vier Wochen reine Bauzeit am Haus sind derzeit vergangen. „Die Sache ist natürlich sehr wetterabhängig und bis auf die Hilfe beim Transportieren der Balken, Sparren, Beton- und Putzarbeiten und weiteren alleine nicht zu bewältigenden Tätigkeiten, habe ich mir fast alles alleine zugemutet“. Bathon freut sich: „So mancher Helfer sowie zwei Freunde waren zur rechten Zeit da, um mir zu helfen“.
Telefonische Ratschläge und Ermutigungen waren aber auch immer wieder in kritischen Bauphasen notwendig. Das Dach wurde inzwischen gedeckt und die Wände werden dieser Tage außen und innen mit einer schützenden Unterputzschicht versehen, sodass diese noch trocknen können. „Ich sehe das Haus als eine Art ,Lernbau‘ an, an dem man sich ständig neuen Problemen und Herausforderungen stellen muss.“
Für den Bau des Strohhauses war keine Genehmigung erforderlich, da sich der unter 75 Kubikmeter große Bau auf dem eigenen Grundstück befindet und die Brandschutzbestimmungen eingehalten werden. Das Haus verfügt sogar über einen Erdkeller als „Kühlschrank“.
Eine Solaranlage soll für den Betrieb kleiner Stromgeräte sorgen. Hubert und Christine Bathon sehen sich bei diesem Projekt als Forscher. Es ging ihnen nicht darum, auf jeden Komfort zu verzichten. „Lebens- und Wohnqualität macht nicht nur der Komfort aus, manchmal ist weniger auch mehr“, so Hubert Bathon.
Wichtig waren hilfreiche Infos aus Fachkreisen. „Trotzdem ist es gar nicht so einfach, an Infos heranzukommen, da jeder Bau einmalig ist und die Last tragende Bauweise selten praktiziert wird.“ Bei einem befreundeten Architekten holte Bathon sich Rat zur Statik. „Meine Frau hat mich während der Bauphase seelisch betreut und wieder aufgebaut, wenn es mal nicht so lief, wie es sollte. Ohne sie hätte ich bestimmt schon längst das Handtuch geschmissen“, lacht der Bauherr.
Trotz aller Mühen, Sorgen und Plagen hat sich das Projekt aus Bathons Sicht gelohnt. Denn was zu Beginn wie eine Ladung Stroh aussah, hat sich inzwischen zu einem kleinen, aber feinen Haus entwickelt. Wenn alles gut läuft, wird das Strohhaus bis Oktober beziehbar sein.