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Gemünden
Viele Leute wollten den neuen blühenden Ronkarzgarten sehen
Gut besuchte Führung durch den neu angelegten Garten in Gemünden am Tag des Offenen Denkmals. Jetzt hat er barocken Stil.
Großer Andrang herrschte bei der Führung durch den neu angelegten Ronkarzgarten.
Foto: Jennifer Weidle | Großer Andrang herrschte bei der Führung durch den neu angelegten Ronkarzgarten.
Bearbeitet von Jennifer Weidle
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:33 Uhr

Fast 50 Menschen haben sich am Tag des Offenen Denkmals in Gemünden eingefunden. Alle stehen dicht gedrängt um die Einleitung zur Führung durch den Ronkarzgarten nicht zu verpassen. Teilweise erfolglos. Zu viele Menschen, zu viel Hintergrundgeräusche. "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich heute morgen noch eine Führung angeboten", sagt Lotte Bayer zur Gruppe.

Es wird besser, als wir die Stufen zur Scherenburg hinaufsteigen. Auch das Gerede der Leute untereinander verstummt. Die Puste wird zum Atmen gebraucht. Der Weg ist steil. Diese Fläche unter der Scherenburg, jetzt Wald und Gebüsch, war früher ein Weinberg. Alte Mäuerchen aus Sandstein zeugen noch davon. "Die Gemündener haben früher vom Fischfang und vom Weinbau gelebt. Bis die Bahnstrecke gebaut wurde", erzählt Bayer. Danach hätte wohl die Hälfte der Bevölkerung Anstellung bei der Bahn gefunden. Die Weinberge waren nicht mehr lukrativ. Nur einer ist rechts oberhalb des Ronkarzgartens geblieben. Er wird heute von einem Winzer aus Gräfendorf bewirtschaftet.

Lotte Bayer führte durch Ronkarzgarten, in dem es prachtvoll blüht.
Foto: Jennifer Weidle | Lotte Bayer führte durch Ronkarzgarten, in dem es prachtvoll blüht.

Wir betreten den Ronkarzgarten durch die Pforte unterhalb der Scherenburg. Der Pfad ist eng, es passen kaum zwei Leute nebeneinander. Links von uns stehen eine große Bienenfigur und ein Insektenhotel. Erste Hinweise auf die neue Ausrichtung des Gartens. 2019 wurde dieser anlässlich der Sonderausstellung "Gärten in Unterfranken" neu gestaltet. Der große Blauglockenbaum auf der dritten Ebene musste weichen. Die Beete wurden neu strukturiert und angeordnet.

"Sie wissen ja auch nicht, wie es in meinem Garten daheim aussieht", entgegnet Bayer schmunzelnd auf die Frage eines Mannes, wie denn der Ronkarzgarten früher ausgesehen hätte. Dieser war nunmal der Privatbesitz des Herrn Dr. Ronkarz. Wohl ein typischer Landschaftsgarten, der die Umgebung mit einbezog und im Kleinen wiedergab. Über das genaue Aussehen der Anlage ist allerdings nichts überliefert.

Eine Biene von Holzkünstler Bernhard Försch am Ronkarzgarten.
Foto: Jennifer Weidle | Eine Biene von Holzkünstler Bernhard Försch am Ronkarzgarten.

Der Ronkarzgarten wurden 2019 im barocken Stil angelegt. Dies war der dominierende Baustil bis ins 18. Jahrhundert hinein. Auch wenn Ronkarz vermutlich die Renaissancegärten Italiens für seine "hängenden Gärten" inspiriert hatten. Regelmäßigkeit und Symmetrie – einige der Kennzeichen des Barock findet man im Ronkarzgarten wieder.

In den geometrisch angelegten Beeten blüht es prachtvoll. Alles ist lebendig. Es summt und brummt. "Wir hatten einen schönen, aber nutzlosen Ziergarten erwartet. Dies hier überrascht uns positiv", meint ein Paar aus Hammelburg. Alle Pflanzen, darunter auch Heilpflanzen wie verschiedene Salbeiarten, wurden nach zwei Gesichtspunken ausgewählt. Sie sollten die Trockenheit gut vertragen, dabei nicht zu pflegeintensiv sein. Und Insekten als Nahrung dienen. Statt dem Buchs, der hier früher wuchs, begrenzen nun kleine Eiben die Beete. Buchs ist durch die Verbreitung des Buchsbaumzünstlers einfach nicht mehr zeitgemäß.

Sonst verschlossenes Metalltor wurde geöffnet

Wir kommen am unteren Ende des Ronkarzgartens an. Bayer schließt das kleine Metalltor auf. Hier, ohne Geländer, kann man einen direkten Blick nach unten auf den alten Innenhof erhaschen. Diese erste Ebene ist die graue Zone zwischen dem Ronkarzgarten und dem Privatbesitz darunter. Danach spaziert die Gruppe wieder die beeindruckende Doppeltreppe hinauf, geht durch das Tor, an Gemündens letztem Weinberg vorbei und neben dem Kulturhaus nach unten.

Auf dem Weg zurück zum Marktplatz erzählt Lotte Bayer, die seit 2018 den Ehrenring der Stadt Gemünden trägt, noch manche Anekdote über die Gemündener Gemäuer. In einer Seitengasse steht ein alter Selbstbedienungsapparat. Schon leicht angerostet und lange nicht mehr in Betrieb. Bayer erzählt: "Dieser war manchmal meine letzte Rettung, wenn ich eine Laufmasche hatte. In dem Automat gab es auch Damenstrümpfe."

 
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