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Sendelbach
Viele Insekten, viele Vögel
Aus Totholz und Steinen lassen sich im eigenen Garten ganz einfach Lebensräume für Insekten, Reptilien und Vögel schaffen. Dies erfuhr man am Samstag bei einer Führung durch den 'vogelfreundlichen Garten' von Gregor Schmidt in Sendelbach.
Foto: Gabi Nätscher | Aus Totholz und Steinen lassen sich im eigenen Garten ganz einfach Lebensräume für Insekten, Reptilien und Vögel schaffen.
Bearbeitet von Gabi Nätscher
 |  aktualisiert: 19.04.2024 02:46 Uhr

Eine kurzweilige Führung durch einen "vogelfreundlichen Garten" erlebten am Samstagnachmittag 15 Teilnehmer erleben. Gregor Schmidt hatte in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Lohr sein 2300 Quadratmeter großes Areal an der Sendelbacher Str. 12 geöffnet und führte versiert und kundig durch das zertifizierte Gelände. Bei Kaffee und Kuchen wurden im Anschluss noch Wissen und Erfahrungen ausgetauscht.

Schmidts Grundstück ist vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz als "Vogelfreundlicher Garten" zertifiziert. Diese bayernweite Aktion war 2022 zusammen mit dem Artenschutzzentrum am Landesamt für Umwelt (LfU) ins Leben gerufen worden. Rund 1200 private Gärten sind schon mit der Plakette ausgezeichnet worden. Die Kriterien dazu sind Insektenvielfalt, das Angebot an Nistmaterial, dazu Früchte und Samenstände. Auch eine "wilde Ecke" sollte ein solcher Garten haben. Absolute Tabus sind flächige Verteilung von Rindenmulch, Laubbläser und -sauger, Pestizideinsatz, Mähroboter, unnötige Bodenversiegelungen und Vliesfolie mit Kies.

Heimische Blühpflanzen

Dass Insektenvielfalt das Wichtigste in einem vogelfreundlichen Garten ist, erfuhr man bei der Führung als Erstes. "Habe ich Insekten, haben auch die Vögel etwas zu fressen, das ist ein Kreislauf", erläuterte Gregor Schmidt. Wichtig seien auch Blühpflanzen, an die viele Insekten gehen können, nicht nur die Spezialisten. Man solle heimische Arten wie Weißdorn, Feldbirne, Eberesche, Faulbaum, Kornelkirsche, Blumen mit ungefüllten Blüten, wilde Rosen oder Pfaffenhütchen bevorzugen, um nur einige zu nennen.

"Wichtig ist auch, auf ein Trachtband zu achten, das heißt, dass von Frühjahr bis Herbst immer etwas blüht", so Schmidt. Er ging auf einzelne Arten ein: "Flieder ist auch okay, aber andere können mehr. Oder zum Beispiel die Forsythie: Die blüht zwar schön, hat aber weder Pollen noch Nektar. Die Hummeln und Bienen gehen da hin und finden nichts, haben unnötige Energie verbraucht." Weiter gab es "Sandarien", die Vögel wie Insekten gerne annehmen und viel "Totholz", das eigentlich keines sei, so Schmidt.

Ein Insektenhotel sollte im Idealfall selbst gemacht sein.
Foto: Gabi Nätscher | Ein Insektenhotel sollte im Idealfall selbst gemacht sein.

"Totholz ist Lebenholz"

"Totholz ist Lebenholz", wiederholte er öfter. Denn in diesen Strukturen könnten sich Vögel, Insekten oder Reptilien verstecken. Schmidt hat viele kleine und große Ecken mit alten Baumwurzeln, Steinen, Holzstücken oder vertrockneten Pflanzenteilen aufgebaut. Auch ein Insektenhotel könne im Garten viel Gutes tun. Hier empfahl Schmidt aber keine Materialien aus dem Baumarkt. Man könne das ganz einfach selbst machen, mit verschieden großen Löchern. "Die kann man selbst in geeignetes Material bohren. Nur sauber müssen die Löcher sein."

Das Zweite sei ein Angebot von Früchten und Samenständen im Garten. Schmidt hat zahlreiche Obstbäume und heimische Sträucher, bietet aber vor allem im Winter auch Futter an, dessen "Reste" jetzt noch an den Bäumen hängen: Nüsse, Sonnenblumenkerne und auch eine ganze Bienenwabe. Ein Angebot an Wasser mittels Vogeltränken oder einem kleinen Teich ist natürlich auch unumgänglich. Auch Nistmaterial, sei es Schafwolle, Moos oder Heu, das Schmidt zum Beispiel in Meisenknödelhalter aus Draht steckt, sei eine wichtige Sache für den vogelfreundlichen Garten. "Meisenknödel sollen übrigens nicht in Plastiknetzen angeboten werden, das kann gefährlich für die Vögel werden", betont er hierzu.

In einer Ecke: Nichts machen

"Eine wilde Ecke kann ganz einfach eingerichtet werden: Gar nichts machen." Schmidt steckt alles, was er "woanders rausnimmt", hier wieder rein, auch Grassoden oder Algen aus dem Teich. Das neueste Projekt von Gregor Schmidt ist ein Sandarium, das als Kraterbeet angelegt ist. Sand wird zu einem runden Wall aufgeschüttet, der "Krater" in der Mitte mit Altholz gefüllt, schon ist ein perfekter Ort für zahlreiche Wildbienen fertig, von denen es übrigens über 500 Arten gibt.

Gregor Schmidts 'Sandarium', als Kraterbeet angelegt: Links im Bild der aus Sand aufgeschüttete Wall um den mit Altholz gefüllten Krater, perfekt für zahlreiche Wildbienen. 
Foto: Gabi Nätscher | Gregor Schmidts "Sandarium", als Kraterbeet angelegt: Links im Bild der aus Sand aufgeschüttete Wall um den mit Altholz gefüllten Krater, perfekt für zahlreiche Wildbienen. 

Schmidt betonte zum Schluss (und als Tipp für Menschen mit einem kleineren Areal): "Alles, was Sie jetzt hier gesehen haben, können Sie genauso anlegen – nur in kleiner." Hartwig Brönner, Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Main-Spessart, informierte zum Abschluss noch die Besucher, dass er beim Rundgang immerhin mehr als 20 verschiedene Vogelarten hatte eruieren können. Selbst beobachtet Schmidt häufig verschiedene Meisenarten, Stieglitze, Mönchsgrasmücken, Stare und natürlich Spatzen. "Hin und wieder kommt auch ein Eisvogel und meist im Winter sehe ich Kernbeißer und Buchfinken."

Wer neugierig geworden ist: Gregor Schmidt nimmt am Sonntag, 9. Juni, am "Tag der Offenen Gartentür" teil. Dazu bietet er am Sonntag, 28. Juli, und Samstag, 28. September, je um 10 Uhr Führungen durch seinen Garten an.

 
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