Stell dir vor, es brennt und die Feuerwehr kommt nicht. Ein solches Szenario würden viele Menschen sicher als unschön empfinden. In Lohr indes gibt es derzeit ein Szenario, das in umgekehrter Form unschön ist: Hier muss die Feuerwehr regelmäßig kommen, obwohl es nicht brennt – und zwar zur Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Jugendherberge am Brunnenwiesenweg.
Die dort installierte automatische Brandmeldeanlage löste über die Einsatzzentrale in den vergangenen Wochen eine ganze Serie an Alarmen aus. Mitunter rückte die Feuerwehr binnen 24 Stunden dreimal mit dem kompletten Löschzug an, also mit fünf Fahrzeugen und rund 20 Feuerwehrleuten. Teilweise kamen Polizei und Rettungsdienst hinzu, auch mitten in der Nacht. Vor Ort stellte sich stets heraus, dass die Brandmeldeanlage ausgelöst hatte, nachdem Bewohner im Gebäude geraucht oder etwa Essen im Backofen vergessen hatten.
"Die Räumlichkeit wurde belüftet und es waren keine weiteren Maßnahmen für die Feuerwehr erforderlich", heißt es dann im Pressebericht der Floriansjünger. Was recht lapidar klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Sebastian Mademann, Kommandant der Lohrer Feuerwehr, sorgt sich um die Einsatzbereitschaft seiner Truppe. Er räumt unumwunden ein, dass die Feuerwehrler von der Häufung der "Täuschungsalarme", wie sie im Feuerwehrjargon heißen, "tierisch genervt" seien.
Über ein Dutzend Einsätze
Der 36-Jährige spricht davon, dass die Feuerwehr in diesem Jahr bereits mehr als ein Dutzend Einsätze zur Flüchtlingsunterkunft am Brunnenwiesenweg gefahren sei. In fünf ähnlich gelagerten Fällen ging es zur Flüchtlingsunterkunft am Sommerberg. Dabei sei gerade in jüngerer Zeit die Belastung der Lohrer Wehrleute durch eine Häufung schwerer Verkehrsunfälle und anderer Einsätze hoch gewesen, schildert der Kommandant.
Zum Glück, so sagt Mademann mit Blick auf die Einsätze in der Flüchtlingsunterkunft, sei noch kein Nachlassen bei der Einsatzbereitschaft seiner Truppe festzustellen. "Aber es wird nicht mehr lange dauern", fürchtet der Kommandant. Er versuche, die Motivation hochzuhalten, schließlich gebe es in einer Flüchtlingsunterkunft durchaus Gefahrenpotenzial für Brände. Deswegen, so Mademann, habe er bei jeder Einsatzfahrt dorthin ein mulmiges Gefühl. Doch "zu 95 Prozent" könne man sich sicher sein, dass es sich lediglich um einen weiteren Täuschungsalarm handle.
"Mentalitätsproblem" der Bewohner
Mademann spricht von einem "Mentalitätsproblem" der rund 50 Bewohner, bei denen es sich laut der Regierung von Unterfranken, Betreiberin der Unterkunft, um Menschen aus Afghanistan handelt. Ebenso wie Mademann ist auch Joachim Salzmann, Leiter des Lohrer Helferkreises Migration, ratlos. Er hat selbst schon zufällig einen falschen Alarm in der Unterkunft miterlebt. Dass sich diese Alarme derart häufen, könnte nach Salzmanns Ansicht mit einer "zu scharf gestellten" Brandmeldeanlage zu tun haben. Zum anderen hätten die Flüchtlinge aber auch ein anderes Bewusstsein für Gefahren und Risiken. Zum Teil nähmen sie die Alarmauslösungen "gar nicht mehr ernst", so Salzmann. Die Sprachbarrieren machten es schwierig, das Bewusstsein für das Thema zu schärfen.
Die Regierung von Unterfranken bestätigt, dass es in der Unterkunft "gehäuft zu Alarmauslösungen kommt". Es habe deswegen schon zwei Termine vor Ort gegeben. Dabei habe man sich mit der Feuerwehr und der Lohrer Baugenossenschaft als Eigentümerin des Gebäudes Gedanken über mögliche Lösungen gemacht.
Die Rauchmeldeanlage reagiere tatsächlich "sehr sensibel", so die Pressestelle der Regierung. Man habe versucht, das Problem beispielsweise durch das Installieren von Abluftabzügen zu lösen. Daneben versuche man kontinuierlich, die Bewohner zu sensibilisieren. Es gebe auch eine Hausordnung, die mehrsprachig aushänge und etwa ein Rauchverbot in den Räumen vorschreibe. Laut Regierung ist ein weiterer Ortstermin geplant. Dabei solle mit der Bauaufsicht des Landratsamtes geklärt werden, ob man die Lage "mit Hilfe bautechnischer Maßnahmen" verbessern könnte.
Nicht überall Meldeanlagen
Auf die Frage, ob die Lage in anderen Flüchtlingsunterkünften ähnlich sei, erklärt die Pressestelle, dass nur wenige Einrichtungen mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet seien. In der ehemaligen Jugendherberge jedoch sei die Brandmeldeanlage Bestandteil der baurechtlichen Nutzungsgenehmigung. Diese Vorgaben seien je nach Art des Objektes unterschiedlich, so die Regierung.
Ob etwa auch in der neu eingerichteten Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Gasthof Adler in Steinbach eine Rauchmeldeanlage installiert ist, konnte das Landratsamt Main-Spessart aus dem Stand nicht beantworten. Mademann vermutet, dass es dort keine solche Anlage gibt. Jedenfalls wurde die Feuerwehr dort noch nicht auf den Plan gerufen.
500 Euro Pauschale pro Einsatz
Die Stadt Lohr als Träger der örtlichen Feuerwehren stellt nach Aussage ihres Pressesprechers Dieter Daus jeden Fehlalarm, hinter dem kein echter Brandfall steht, mit einer Pauschale von 500 Euro in Rechnung. Geschickt werde die Rechnung an den Eigentümer des Gebäudes, was im Fall der Jugendherberge die Lohrer Baugenossenschaft ist. Dort war bis Redaktionsschluss niemand zu erreichen, der hätte sagen können, wie viel Geld man bereits für Einsätze nach falschen Alarmen zahlen musste.
Sollte die Lohrer Feuerwehr wieder zu einem falschen Alarm an die ehemalige Jugendherberge gerufen werden, würde ihr Kommandant erneut auf seine Weise versuchen, einen erzieherischen Effekt bei den Bewohnern zu erzielen. "Ich lasse das Gebäude jedes Mal räumen", schildert Mademann. Allerdings schlössen sich mitunter Bewohner in ihre Zimmer ein. "Dann können wir nur klopfen", sagt Mademann.
Mehrkriterienmelder sind nicht für alle Hersteller verfügbar und dann sollte mal geklärt werden, ob die Melder nicht mehr als 8 Jahre alt sind. Dann müssen die nach Vorschrift auch getauscht werden.
Fragen über Fragen.
Wenig belastbare Antworten.
Ich habe aber das Gefühl, dass die Themen Flüchtlinge und Migration zu den Themen gehören, die per se nicht kritisch diskutiert werden dürfen.