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Karlstadt
Viel zu tun in der Jugendhilfe
Aufgabenspektrum ist weit gefächert: Vom schwer erziehbaren Kind bis zum Jugendzeltplatz.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 11.02.2019 02:34 Uhr

Jugendhilfe kostet Geld. Fast neun Millionen Euro an Aufwendungen sieht der Teilhaushalt für das Kreisjugendamt Main-Spessart in diesem Jahr vor: Nach Abzug der Erträge bleibt ein Zuschussbedarf von fast 5,6 Millionen Euro. Gegenüber 2018 sind das fast 350 000 oder 6,6 Prozent mehr. Hauptgrund sind wieder mehr Kinder und Jugendliche, die in Heime eingewiesen werden mussten, die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge und immer mehr Kinder, für die das Jugendamt die Kindergartenbeiträge (die zudem steigen) übernehmen muss.

Die Kosten dafür steigen allein um 50 000 auf 420 000 Euro. Dazu kommen Leistungen wie die Jugendsozialarbeit an Schulen, die Förderung der Jugendzentren, bei denen vakante Stellen besetzt werden konnten, was die Ausgaben um 50 000 auf 410 000 Euro steigen lässt, und ab 1. März vier statt bisher drei Familienstützpunkte.

Teure Heimunterbringung

Für das Amt für Jugend und Familie selbst sind rund drei Millionen Euro vorgesehen, bei nur etwa 50 000 Euro an Erträgen. Das täuscht aber etwas, weil hier alle Personalkosten enthalten sind, auch wenn sie etwa für die Erziehungsberatungsstelle anfallen. Diese erwirtschaftet so dank Zuschüssen vom Land und Gebühren für Gutachten (vor allem für Jugendrechtsprozesse) auf dem Papier 74 000 Euro Überschuss. Der Jugendamtsleiter Michael Martin bezifferte ihre eigentlichen Aufwendungen (mit Personal) in der Sitzung aber auf eine halbe Million.

Kinder und Jugendliche ins Heim zu "stecken" ist nicht billig. 1,25 Millionen Aufwendungen bei 460 000 Euro Erträgen (Zuschuss vom Land, Erstattungen von Gemeinden und örtlichen Trägern) sind dafür dieses Jahr eingeplant. Dahinter stehen 44 Heimunterbringungen, sechs mehr als 2018. Der Heimplatz in der Nähe von Osnabrück für ein schwer erziehbares Kind kostet alleine 10 000 Euro im Monat. Die Zahl der Heimunterbringungen schwankt, es gab schon Jahre mit nur 30, aber auch schon welche mit 50.

Altersfeststellung

Leicht reduziert werden - auf 1,1 Millionen Euro - konnten die Aufwendungen für Pflegefamilien. Für die Erziehung in Tagesgruppen sind wie im Vorjahr 600 000 Euro eingeplant. Die Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche schlägt mit 1,76 Millionen Euro zu Buche, darin sind 420 000 Euro für Schulbegleiter enthalten.

Das Jugendamt ist auch zuständig für die vorläufige Unterbringung von minderjährigen unbegleiteten Ausländern. 1,5 Millionen Euro stehen dafür im Haushalt, die vom Land Bayern ersetzt werden. Wie Michael Martin erklärte, bekam Main-Spessart im vergangenem Jahr 20 solcher Flüchtlinge zugewiesen, zwei tauchten aber nicht auf. Vielfach haben sie keine Papiere dabei und ihr Alter muss geschätzt werden.

Elfmal hatten Mitarbeiter des Jugendamts den Verdacht, dass es sich um Erwachsene handelt und fuhren die Flüchtlinge zur Altersfeststellung an die Uni-Klinik Frankfurt. Diese Vorgehen ist einzigartig unter den unterfränkischen Jugendämtern. Zehnmal dabei heraus, dass es keine Jugendlichen mehr waren, zwei waren laut Gutachten schon Mitte 30. Für unbegleitete Ausländer führt das Jugendamt derzeit 26 Vormundschaften, 22 Personen sind stationär untergebracht, sieben in der ambulanten Nachbetreuung.

Renovierung bei Erlasee

Es gibt auch erfreulichere Ansätze im Jugendhilfebereich. Dazu gehören 420 000 Euro (Zuschussbedarf 70 000 Euro) für die Kinder und Jugenderholung, worunter das Zirkuscamp und Sprachreisen fallen. Der Kreisjugendring erhält 95 000 Euro Zuschuss.

Die Jugendzeltplätze werden rege genutzt. Im Jahr 2018 waren es Windheim (Zuschussbedarf 16 400 Euro) 5584 Personen, in Detter (18 800 Euro) 3296 und in Erlasee (124 000 Euro) 5842. Die Aufwendungen in Erlasee sind so hoch, weil das Gebäude renoviert wird (59 000 Euro) und für den neuesten der drei Zeltplätze buchhalterisch hohe Abschreibungen (28 000 Euro) angesetzt werden.

Wieder einmal machte der Jugendamtsleiter Michael Martin im Jugendhilfeausschuss deutlich, dass die Kosten der Jugendhilfe nicht genau planbar sind und vor allem von Pflichtaufgaben dominiert werden.

Freiwillige Leistungen

Sparen könnte der Kreis nur bei wenigen freiwilligen Leistungen. Das sind die finanzielle Förderung der Jugendzentren (240 000 Euro) sowie einigen Zuschüsse: Der Verein Wildwasser (hilft Opfern von sexuellen Missbrauch) bekommt im Jahr 6900 Euro, die Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Diözese Würzburg 3500 Euro, das Schulverweigerungsprojekt "ROVEN" 14 000 Euro und das Projekt "Gute Zeiten - schlechte Zeiten" (hilft Familien mit psychisch kranken Eltern) 1600 Euro.

Landrat Thomas Schiebel bemerkte, über die Zahlen hinaus finde er es immer wieder erstaunlich, wie vielfältig die Jugendhilfe ist. Am Ende empfahl der Ausschuss dem Kreistag einstimmig, dem Teilhaushalt für das Jugendamt (Sachgebiet 23) zuzustimmen.

 
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