
Vor 80 Jahren, kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs, wurde Seifriedsburg, das heute ein Stadtteil Gemündens ist, bei Angriffen der Amerikaner zu einem großen Teil zerstört. Daran, vor allem aber an die Opfer des Krieges, erinnerten Stefan Köhler, Bürgermeister Jürgen Lippert und Augenzeuge Alois Schmitt in einer Gedenkveranstaltung am Sonntag. Diese fand nach dem Gottesdienst in der Jakobuskirche statt, wo noch bis Ostern eine Ausstellung zum Thema zu sehen ist. Musikalisch umrahmt wurde die von rund 80 Leuten besuchte Gedenkveranstaltung von der örtlichen Musikkapelle.
Am 4. April 1945 brach in Seifriedsburg gegen acht Uhr morgens das Inferno aus. Amerikanische Jagdbomber griffen das Dorf mit Bordkanonen, Brand- und Sprengbomben an. Gegen 14 Uhr folgte ein zweiter Angriff, der dritte und letzte fand am 5. April frühs um neun Uhr statt. Mit dem Einrücken der Amerikaner ins zerstörte Dorf war der Krieg für die Seifriedsburger am 6. April vorbei.
Damals lagen rund zwei Drittel des Dorfes in Schutt und Asche. Zwölf Anwesen waren total zerstört, zahlreiche Häuser schwer beschädigt. Außerdem waren 30 Scheunen und Nebengebäude bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Das Vieh verendete zum Teil qualvoll, da nur ein Teil aus den Ställen getrieben werden konnte. Unter der einheimischen Bevölkerung gab es vier Todesopfer, dazu kamen zehn Wehrmachtssoldaten, die ihr Leben ließen.
Nach dem ersten Bombenangriff am 4. April gerieten viele Seifriedsburger in Panik und suchten in den nächsten zwei Tagen Schutz vor weiteren Angriffen in Kellern oder im Wald; ein bevorzugtes Ziel war die Wolfsmünsterer Schlucht. Die deutschen Einheiten zogen sich nach dem ersten Angriff mehr oder weniger kampflos in Richtung Höllrich zurück.
Dass die Menschen in Deutschland seit 80 Jahren in Frieden leben können, sei "ein Privileg, aber keine Selbstverständlichkeit", sagte Bürgermeister Lippert. Mit Blick auf das aktuelle Weltgeschehen meinte er: "Gedenken allein reicht nicht aus." Im Erstarken rechtsextremer Parteien sah Lippert durchaus "Parallelen zur damaligen Zeit, die in einer Katastrophe geendet hat".
Mit eindringlichen Worten schilderte der Seifriedsburger Alois Schmitt seine Erinnerungen an die letzten Kriegstage in seinem Heimatort; er war damals neun Jahre alt. Den 6. April 1945 beschrieb er so: "Es lag alles gelähmt darnieder – es war stumm."
Aufgrund dessen, was er damals erlebt habe, lehne er die Bundeswehr bis heute ab, bekannte er. Er wisse aber auch, dass die Armee notwendig sei, um das Land im Bedarfsfall verteidigen zu können.