Der aus Lohr stammende Medienkünstler Christoph Steger, Professor an der Kunsthochschule in San Francisco, hat in Zusammenarbeit mit jugendlichen Flüchtlingen der Lebenshilfe Lohr einen dokumentarischen Trickfilm gedreht.
Der Film „50 Parallel Nord“ wird am Samstag, 14. Oktober, in der Alten Turnhalle in Lohr auf Großleinwand gezeigt und läuft in einer Videoinstallation ab 7. Oktober bei der Ausstellung der Künstlergruppe SpessArt als Endlosschleife.
Suche nach einer neuen Heimat
Der Film verknüpft die individuellen Geschichten der Geflüchteten auf der Suche nach einer neuen Heimat mit den Themen der Migration und der offenen kulturellen Identität. Die insgesamt 17 Jugendlichen haben laut Steger sowohl an der erzählerischen Struktur wie auch an der visuellen Gestaltung mitgewirkt. Die Jugendlichen kommen aus Afghanistan, Pakistan, Ägypten, Syrien, Eritrea, Ghana und Somalia. Dazu hat der Künstler zwei Workshop-Wochenenden im Jugendzentrum in Lohr veranstaltet.
Gespräche auf Tonband aufgezeichnet
Steger lebt seit 2011 in den USA. Seit August 2016 arbeitet der heute 39-Jährige mit einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Lebenshilfe Lohr in Wombach. Dabei zeichnete er viele Migrationsgeschichten auf Tonband auf. Auf der Basis dieser Aufnahmen ist in Zusammenarbeit mit den geflüchteten Jugendlichen ein rund zehnminütiger experimenteller Trickfilm entstanden.
Die Installation mit dem Film wird im Foyer der Alten Turnhalle stehen und beinhaltet laut Steger auch ein Buch, welches die Gespräche zwischen ihm und den Jugendlichen dokumentiert. Am 14. Oktober werden der Medienkünstler und die jugendlichen Geflüchteten zur Filmvorführung auf Großleinwand anwesend sein.
Von Trommlern umrahmt
Vor und nach der Vorführung wird die Trommelgruppe „Berxwedan“ aus Lohr spielen: die Brüder Hasan, Yahya und Mesoud Sayed Yahya, deren Schwager Nedal Rasoul sowie das Ehepaar Steffi Nätscher-Metzger und Burkard Metzger. Die Stücke sind afrikanisch-arabischer Herkunft. Während der Veranstaltung gibt es syrische Köstlichkeiten, die von in Lohr wohnenden Geflüchteten selbst hergestellt werden.
Diese Veranstaltung stellt einen wichtigen Baustein des Steger-Projekts „50 Parallel Nord“ dar. Es soll „zum öffentlichen Austausch zwischen neuen und alten Bewohnern der Stadt Lohr anregen und die lokale Kultur durch fremde Einflüsse bereichern“, wie Steger sagt.
20 Jahre ist es her, dass er in der Lebenshilfe Lohr seinen Zivildienst leistete. In dem aktuellen Projekt setzte er seine persönlichen Erinnerungen in Beziehung zu den Erfahrungen der neuen Bewohner.
84 Flaggen für alle Nationalitäten
Die Künstlergruppe SpessArt unterstützt die Arbeit Stegers mit einer Kunstaktion „Blick-Wechsel“ in der Alten Turnhalle und auf der Kulturquerachse von Lohr. Dabei werden von der Kellereischeune über die Sterngasse und Kellersrempel bis zur Alten Turnhalle 84 Flaggen aufgehängt. Diese 84 Flaggen stellen alle in Lohr vertretenen Nationalitäten dar. Die Kunstaktion hängt vom 7. bis 22. Oktober und wird vom Helferkreis Asyl Lohr unterstützt.
„50 parallel Nord“ wird am Samstag, 14. Oktober, um 19 Uhr in der Alten Turnhalle auf der Großleinwand gezeigt. Der Eintritt ist frei. Veranstalter sind das Kulturamt Lohr, Steger und der Helferkreis Asyl Lohr.
Zur Person
Christoph Steger, 1977 in Lohr geboren, ist ein international arbeitender Künstler, Filmemacher und Professor. Seine Arbeiten kombinieren Trick- und Experimentalfilm mit Dokumentation und sozialem Aktivismus. Seine Filme wurden auf vielen internationalen Filmfestivals, in Galerien und Museen gezeigt, darunter die Tate Modern in London und das Ottawa Animation Festival.
Steger hat Auftragsarbeiten für die englischen Fernsehsender Channel Four und BBC erstellt. Als DAAD-Stipendiat studierte er am Royal College of Art in London, wo er von 2004 bis 2011 lebte. Seit 2011 lebt er in den USA und seit drei Jahren in Oakland in der San Francisco Bay Area. Er arbeitet er als Professor für Trickfilm am California College of the Arts in San Francisco.