Victoria Kissner liebt es, vor der Kamera zu stehen. Zu posieren, zu zeigen, wie wandelbar sie ist. „Ich lass mich total gern fotografieren. Das war schon von klein auf so. Bei jedem Familienfoto stand ich ganz vorne“, lacht die 17-Jährige. Nun hat sich die Frammersbacherin auch auf den Laufsteg gewagt – mit Erfolg. Am kommenden Samstag steht sie im Finale des Wettbewerbs Main-Topmodel von mainpost.de und hofft natürlich auf den Titel und den damit verbundenen Gewinn einer Luxusreise nach Mauritius.
„Es ist doch der Traum eines jeden Mädchens, Model zu werden“, sagt die junge Frau mit den langen, braunen Haaren und den ausdrucksstarken grünen Augen. Über das soziale Netzwerk Facebook hatte Victoria Kissner von dem Modelwettbewerb erfahren. „Ich hab mir gedacht 'warum nicht?' und habe mich trotz nicht perfekter Modelmaße beworben“, erinnert sich die Schülerin, die in zwei Jahren ihr Abitur an der Fachoberschule in Aschaffenburg ablegen möchte. Zwei Wochen später erhielt sie den entscheidenden Anruf, dass sie beim Vorentscheid in Kitzingen dabei sein wird. „Ich hab mich total gefreut und dem Tag entgegengefiebert.“
Neu auf dem Laufsteg
Zwar hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits Erfahrung vor der Kamera gesammelt, ein Auftritt auf dem Laufsteg war hingegen Neuland. Um sich darauf vorzubereiten holte sie eine Freundin mit ins Boot, die bereits Model-Erfahrungen auf dem Laufsteg gesammelt hatte. „Ich hab mir hohe Schuhe angezogen und wir haben trainiert. Meine Freundin hat es vorgemacht und ich hab's nachgemacht.“ Schon nach 15 Minuten fühlte sich Victoria Kissner sicher und wohl in ihrer Rolle.
Wenige Tage vor der Show ging es nach Würzburg, wo die Topmodel-Kandidatinnen gemeinsam die Choreographie für ihren großen Auftritt probten. Eben diese verinnerlichte sie sich am Vortag der Veranstaltung einmal mehr, als sie das heimische Wohnzimmer in einen Laufsteg umfunktionierte und dort Schau lief. Am 6. Juni trat Victoria Kissner beim Vorentscheid auf dem Kitzinger Stadtfest an. Sie erzählt von einem heißen Tag und 25 Kandidatinnen, die allesamt in kürzester Zeit geschminkt werden mussten. Glätteisen und Lockenstäbe liefen auf Hochtouren. „Es ging zack auf zack. Jetzt kann ich mir vorstellen, wie das bei richtigen Models zugeht“, lacht sie. Nur einen Unterschied gab's: Während man im Modelbusiness immer wieder von Zickereien unter den Damen hört, war davon beim Main-Topmodel-Wettbewerb nichts zu spüren.
„Es war anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Alle Kandidatinnen waren so nett, wir haben uns ausgetauscht, gegenseitig Tipps gegeben.“
Ihre beiden Auftritte, in lässiger Streetwear und im feschen Dirndl meisterte die Frammersbacherin mit Bravour. Kein Wunder, wurde sie doch von ihren mitgereisten Mädels, der Familie und Freund Peter im Publikum lautstark angefeuert. „Wenn sie alle jubeln und ich auf die Bühne komme, dann fange ich an zu strahlen. Ich freue mich, dass ich so eine Unterstützung hab.“ Kissner, die sich in ihrer Freizeit gerne mit Freunden trifft und sportlich sehr aktiv ist, schaffte es mit weiteren 18 jungen Damen in die nächste Runde.
Halbfinale in Schweinfurt
Das Halbfinale fand Ende August in Schweinfurt statt. Diesmal musste sie sich in Streetwear, Sportbekleidung und Kleid auf der Bühne präsentieren. „Nach dem ersten Durchgang dachte ich, ich hätt's vermasselt. Ich hab' gedacht, ich komme nicht weiter“, berichtet sie von anfänglichen Problemen mit ihren neuen Schuhen. Doch sie konnte die Jury überzeugen und wurde als eine von zehn Kandidatinnen für das große Finale am kommenden Samstag in Würzburg auserkoren.
War sie bei ihren ersten Auftritten beim Topmodel-Wettbewerb noch völlig relaxt, steigt nun beim Gedanken ans Finale die Aufregung. „Jetzt geht?s um die Wurst. Wenn ich so weit gekommen bin, will ich gewinnen oder zumindest unter die Top 5 oder Top 3 kommen“, sagt die mit 1,69 Meter kleinste Final-Kandidatin.
Seit Kissner, die mit Monique und Maurice noch zwei ältere Geschwister hat, am Wettbewerb teilnimmt, haben sich der jungen Frau einige Türen geöffnet. Es vergeht kein Wochenende, an dem sie nicht als Model vor der Kamera steht. Sei es bei einem mystischen Rauch-Shooting mitten im Wald, bei einer Fotosession im kalten Main, bei einem sportlichen Shooting auf einem Schulhof oder auf Kiliani in Würzburg. Selbst im Fuerteventura-Urlaub vorige Woche wurde sie von einer Fotografin angesprochen und war als Model aktiv. Kissner ist zudem bei Facebook in einer Model-Kartei und spricht auch selbst Fotografen an. „Ich mag es, mich von meinen verschiedenen Facetten zu zeigen. Ich kann sehr straight, böse, ernst, lachend oder herzlich auf Bildern aussehen. Und ich bin immer gespannt auf die Resultate.“
Anregungen, wie sie sich vor den Kameras der Fotografen präsentieren kann, holt sie sich aus dem Internet. „Damit ich den Fotografen etwas bieten kann und sie sehen, dass ich Lust drauf habe“, sagt Kissner, die sich als selbstsicher beschreibt und ihre positive Lebenseinstellung nach eigener Aussage von ihrer Mutter Evelyn geerbt hat. Die ist übrigens „mit Herzblut“ dabei und unterstützt ihre Tochter bei ihren Model-Aktivitäten. Seine anfängliche Zurückhaltung hat Vater Elmar mittlerweile abgelegt und fiebert ebenfalls dem Samstag entgegen: „Jetzt, wo ich im Finale bin, sagt er, er ist total stolz auf seine Kleinste.“
Jeder hat eben einen anderen Geschmack und unterschiedliche Prioritäten.