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Karlstadt
Vhs-Vortrag: Wenn das Herz unregelmäßig schlägt
Dr. med Rainer Schamberger, Kardiologe und Chefarzt der Abteilung innere Medizin II am Klinikum Main-Spessart in Lohr. Foto: Jürgen Kamm
| Dr. med Rainer Schamberger, Kardiologe und Chefarzt der Abteilung innere Medizin II am Klinikum Main-Spessart in Lohr. Foto: Jürgen Kamm
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 18.10.2018 02:26 Uhr

Solange das Herz schön regelmäßig schlägt, rund 100.000 Mal am Tag, merkt ein Mensch kaum etwas davon. Der Vortrag "Wenn das Herz aus dem Takt gerät" von Dr. Rainer Schamberger, Chefarzt innere Medizin II am Klinikum Main-Spessart in Lohr, beschäftigte sich mit Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Herzrhythmusstörungen. Wie sie sich anfühlen, wussten einige der 20 Zuhörer im Saal der Volkshochschule Karlstadt aus eigener Erfahrung.

So berichtete eine Dame, dass sie sich müde und kraftlos fühle, was ihre Lebensqualität deutlich einschränke ohne dass ihre ärztlich diagnostizierten Herzrhythmusstörungen als gefährlich eingestuft seien. Damit nannte sie klassische Symptome, andere sind etwa Schwindel, Herzklopfen oder -rasen, Luftnot und sogar kurze Bewusstlosigkeit. Letzteres geschieht, wenn das Gehirn länger als sieben Sekunden nicht mit frischem Blut versorgt wird und birgt auch Sturzrisiken.

Diagnostiziert werden können Herzrhythmusstörungen schon beim Puls- oder Blutdruckmessen (viele automatische Messgeräte zeigen Warnungen an), genauer ist ein Langzeit-EKG (ob 24 Stunden) oder gar ein Event-Rekorder. Das ist ein Gerät in der Größe einer Büroklammer, das im Brustbereich unter die Haut implantiert wird und den Herzschlag bis zu drei Jahre lang dokumentieren kann.

Die Ursachen für Herzrhythmusstörungen sind vielfältig und reichen von Geburtsfehlern über andere Erkrankungen wie der Schilddrüse, Nebenwirkungen von Medikamenten bis hin zu Erschöpfungszuständen nach extensiven Feiern. Letzteres nennen Mediziner "Holyday Heart Syndrom".

Herzkatheter-Untersuchung

Gefährlich sind dagegen geschädigte Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit) weil sie die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels verschlechtern und ein Herzinfarkt droht. Oft geht es dabei um Arteriosklerose ("Herzverkalkung") mit Plaque-Ablagerungen. Das beste Diagnoseverfahren dafür ist eine Herzkatheder-Untersuchung per Zugang vom Arm oder der Leiste aus, weil dabei gleich eine Behandlung mit Stents (Aufweitung der Engstellen) möglich ist.

Am Klinikum Lohr gibt es seit März 2017 ein Herzkatheterlabor, inzwischen wurden dort schon über 170 Patienten mit Herzinfarkten behandelt. "Bei Herzinfarkt zählt jede Minute", verdeutliche Kardiologe Dr. Schamberger, wie wichtig ein schneller Notruf und eine ortsnahe Versorgungsmöglichkeit ist. 30 Prozent der Infarkt-Patienten erreichten die Klinik nicht mehr lebend.

Um zu verstehen, was "Vorhof-" und Kammerflimmern" bedeutet, muss man die grundlegende Funktion des Herzens kennen: Normalerweise gibt der Sinusknoten den Takt vor und der AV-Knoten steuert danach die Kontraktion der Herzkammermuskeln. Beim Vorhoflimmern, einer häufigen Störungen bei Menschen über 75 Jahren, gibt der Sinusknoten über 300 Impulse je Minute ab. Das wird zwar vom AV-Knoten gefiltert, führt aber dennoch zu einen schnellen und unregelmäßigen Herzschlag. Im Extremfall droht, wie nach "Extraschlägen" ein Herzstillstand, der in der Notfallmedizin mit einem Elektroschock (Defibrillator) behoben wird. Die Behandlungsmöglichkeiten der "schnellen Rhythmusstörungen" reichen von Medikamenten bis zur Implantation von automatischen Defibrillatoren.

Herzschrittmacher als relativ bekannte Behandlung werden dagegen bei langsamen Rhythmusstörungen zum Einsatz. Hier folgt auf die vom Sinusknoten vorgegebene Erregung nicht immer ein Herzschlag. Implantierbare Herzschrittmacher gibt es seit 60 Jahren, 1958 kam der Siemens-Elema heraus. Waren früher nur 18 Monate Laufzeit möglich, sind es heute dank viel besserer Batterien bis zu 15 Jahre.

Generell droht bei Herzstillständen die Gefahr dass sich Thromben (Gerinsel) lösen und einen Schlaganfall im Gehirn verursachen. Diesen überstehen nur 15 Prozent der Betroffenen ohne bleibende Defizite, ein Viertel überlebt ihn nicht.

 
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