Liebe und Sex im Alter, das ist auch in unserer aufgeklärten Gesellschaft noch immer ein heikles, wenn nicht gar tabuisiertes Thema. Nachdem sich Andreas Dresen in „Wolke 9“ bereits mit diesem Thema auseinandergesetzt hatte, wagte sich nun die 1985 geborene belgische Regisseurin Cecilia Verheyden in „Hinter den Wolken“ an dieses Sujet.
Fürs erste sind die Wolken in Verheydens Regiedebüt gar nicht rosarot, sondern tiefschwarz. Und das nicht nur, weil es bei der ersten Verabredung der Liebenden heftig regnet, sondern weil ihre Geschichte mit einer Beerdigung beginnt.
Ausgerechnet bei der Beisetzung von Emmas Mann trifft die patente 70-Jährige erstmals nach 50 Jahren Gerard wieder. Bald wird sich zeigen, dass nicht alle von Emmas neuer Beziehung begeistert sind.
In ihrem Langfilmdebüt inszeniert Verheyden das bekannte Sprichwort „Alte liebe Rostet nicht“ mit viel Wortwitz und einer dem delikaten Thema angemessenen Sensibilität als erfrischende Senioren-Romantik-Komödie, unterlässt es dabei aber nicht, nachdenkliche Zwischentöne einzustreuen.
Ihre Nähe zu den Hauptfiguren und ihre unverhohlene Sympathie und Wärme für deren Anliegen, Bedürfnisse und Wünsche im Alter sind dabei deutlich zu spüren. Abgesehen von wenigen Ausnahmen rafft die Dramaturgie die leicht boulevardesk angehauchten Abläufe gekonnt zusammen. Das kluge Drehbuch von Michael De Cock wird in eine unaufgeregte Bildsprache umgesetzt und von einem großartigen, von der Regisseurin sicher geführten Ensemble getragen. Chris Lomme und Jo de Meyere harmonieren als Emma und Gerard prächtig und zeigen, dass die beiden das in die Jahre gekommene Liebespaar auch auf der Theaterbühne mit Erfolg verkörpert haben.