Den Zusammenschluss der neun VG-Gemeinden vor vier Jahrzehnten bezeichneten die Redner des Jubiläumsabends als ein Erfolgsmodell, die Zusammenarbeit als effizient und den Zusammenhalt als vorbildlich.
Ihr 40-jähriges Bestehen feierte die Verwaltungsgemeinschaft Marktheidenfeld am Freitag mit einer Festveranstaltung in der Esselbacher Spessarthalle für rund 300 geladene Gäste – Bürgermeister, Gemeinderäte, Mitarbeiter und Ehemalige. Wie ein roter Faden zog sich durch alle Reden, dass die VG deutlich mehr ist als ein reines Zweckbündnis.
VG-Zusammenschluss war keine Liebesheirat
VG-Vorsitzender Otto Dümig (Roden) erinnerte an vier Jahrzehnte der Zusammenarbeit in der kommunalen Familie, die er mit der Rubinhochzeit eines Ehepaares verglich. Zwar gebe es keine Liebesbeziehungen unter den VG-Gemeinden, wohl aber Vertrauen und Zuneigung. Dümig betonte das freundschaftliche Miteinander der Bürgermeister, die alle an einem Strang zögen.
In Zeiten der Gemeindegebietsreform sei die VG gestartet, um effiziente Einheiten der Verwaltung zu bilden und gleichzeitig die Selbstständigkeit der Gemeinden zu erhalten. Vorgaben und Vorbilder habe es nicht gegeben; man habe alles neu entwickelt, sagte Dümig in seiner Rückschau.
Aus heutiger Sicht sei es eine salomonische Entscheidung gewesen, den VG-Sitz auf neutralen Boden, ins Zentrum der angeschlossenen links- und rechtsmainischen Gemeinden, nach Marktheidenfeld, zu legen.
Der VG-Vorsitzende räumte ein, dass „nicht alles einvernehmlich“ gelaufen sei, manches gar „Wellen geschlagen“ habe. Aber am Ende sei immer ein Kompromiss gestanden und die Einsicht: „Gemeinsam sind wir stark.“ Das qualifizierte und motivierte Mitarbeiterteam habe ein hohes Niveau, die Verwaltung arbeite effizient und habe verglichen mit anderen VGs mit ihren 36 Bediensteten einen niedrigen Personalstand. Überdies zeichne das Team aus, dass es in der Lage sei „neun Bürgermeister zufrieden zu stellen – eine besondere Fähigkeit, die man in keiner Schule lernen kann“.
Umgekehrt spreche die lange Dienstzugehörigkeit für die Zufriedenheit vieler Mitarbeiter.
Gemeinsamkeit macht stark
Festredner Otmar Bilz (Hafenlohr) hat die VG-Geschichte von Anfang an begleitet. Er ordnete die Verwaltung in die „Spitzengruppe der preiswertesten VGs in Bayern“ ein. Im 40. Jahr habe die Gemeinschaft ihre Bewährungsprobe bestanden, Reife, ja sogar Vollkommenheit, erreicht, urteilte Bilz.
Er erinnerte daran, dass der Freistaat nach 1972 143 Landkreise zu 71 zusammenfasste und aus 7000 Gemeinden 2051 bildete. In der Folge entstanden 312 Verwaltungsgemeinschaften. In Unterfranken ist die VG Marktheidenfeld die größte, in Bayern gehört sie zu den größten.
Die Anstöße zur Gründung hatte laut Bilz ab 1974 der Hafenlohrer Bürgermeister Georg Engelhardt, landläufig als „Wasser-Schorsch“ bekannt, gegeben. Zusammen mit seinen Kollegen Josef Liebler (Erlenbach), Günter Leifhelm (Rothenfels) und Ruprecht Hart (Karbach) entwickelte er die Idee einer Vierer-Gemeinschaft. Um ein Übergewicht zu vermeiden, wollte man die Stadt Marktheidenfeld von dem Bündnis ausschließen. Mit dem ehemaligen Landratsamt fand man aber in der Stadt ein Zuhause.
Befürchtungen zu Beginn
Die VG-Vorbereitung sei von Vorbehalten begleitet gewesen: Viele befürchteten einen Verlust der Selbstständigkeit, die Abgabe von Kompetenzen oder gar die Auflösung der Gemeinden. Doch 1976 setzten sich sechs Gemeinden zusammen, die an die Effizienz und Synergien der Zusammenarbeit glaubten. Birkenfeld, Erlenbach, Esselbach, Hafenlohr, Karbach und Rothenfels gründeten die VG Marktheidenfeld, die am 2.1.1976 ihren Dienst aufnahm. Im Juli 1976 folgte Roden, und im Mai 1978 komplettierten Bischbrunn und Urspringen die Neunergruppe.
Die VG, so befand Bilz, habe sich unter ihren „gewieften“ Vorsitzenden zum Vorteil aller Gemeinden entwickelt: Georg Engelhardt bis 1978, Josef Liebler bis 1984, Günter Leifhelm bis 1990, Helmut Hart bis 1996, Paul Diener bis 2008, Klaus Hofmann bis 2013 und Otto Dümig seit 2013.
Das „professionelle Team“ der Verwaltung habe sich stets kooperativ in den Dienst der Gemeinden gestellt. Es biete sachgerechten und kostengünstigen Service nahe am Bürger. Bilz lobte die Gemeinschaft, den Willen zur konstruktiven und fairen Zusammenarbeit und das Fehlen von parteipolitischen Interessen. Das habe dazu geführt, dass die Gemeinden die VG als ihre gemeinsame Verwaltung respektierten und jede Gemeinde eine gute Entwicklung genommen habe. Der Festredner warnte allerdings davor, keinen zu großen Apparat aufzubauen, damit nicht Einzelgemeinden auf die Idee kommen könnten, sie könnten allein günstiger arbeiten. Er riet dazu, „alles in Maßen“ zu betrachten und nicht nach „Überperfektion“ zu streben. Abschließend wünschte er „VG – Viel Glück!“
Regierungspräsident Paul Beinhofer bezeichnete das Zusammenbleiben der VG über vier Jahrzehnte als Fortschritt und die Zusammenarbeit als Erfolg. „Das Rathaus ist im Dorf geblieben“, aber die Lebensverhältnisse auf dem Land hätten sich verbessert, was ein Ziel der Gebietsreform gewesen sei. Beinhofer hob hervor, dass keine VG-Gemeinde eine andere durch Größe oder Einwohnerzahl dominiere. Vielmehr sei es gelungen, neun Gemeinden aus dem Spessart, dem Maintal, dem Weinland und von der Fränkischen Platte zu integrieren. Somit habe man ruinöse Konkurrenz vermieden, Synergien erzeugt und gemeinsame Anliegen verfolgt. Darauf könne die Bevölkerung stolz sein. Die VG sei kein Einheitsbrei, sondern stehe für „Einigkeit in der Vielfalt“.
Persönlicher Rückblick von Armin Grein
Einen persönlichen Rückblick auf die Gründungszeit warf Bezirkstagsvizepräsident Armin Grein, vor 40 Jahren Marktheidenfelder Bürgermeister. Er erinnerte sich, wie er versucht habe, die Gemeinden rund um Marktheidenfeld in die Stadt einzugemeinden. In Lengfurt, Hafenlohr, Karbach und Erlenbach habe er sich Körbe geholt. Im Nachhinein sei er froh, denn die anderen großen Städte im Landkreis, die mehr Stadtteile eingemeindet hätten, seien kaum mit dem Ausbau der Infrastruktur nachgekommen.
Außerdem habe Marktheidenfeld seine Zentralität für das Umland nicht eingebüßt. Grein freute sich „über die selbstständigen Gemeinden in der Umgebung.“ Die VG bezeichnete er als gelungenes Pilotprojekt.
Landrat Thomas Schiebel unterstrich, dass eine Verwaltungsgemeinschaft nur funktioniere, wenn das Vertrauen in sie und zwischen Bürgern und Bürgermeistern vorhanden sei. Er warb für das Ansehen der Verwaltung allgemein, die zwar „nicht als sexy“ gelte, aber sehr vielseitige und abwechslungsreiche Aufgaben sowie viele Bürgerkontakte habe.
Nach dem offiziellen Teil ließ der Abend unter der musikalischen Begleitung durch die Blaskapelle Esselbach/Bischbrunn reichlich Zeit für Gespräche unter aktuellen und ehemaligen VG-Mitarbeitern.
Otto Dümig gewinnt das VG-Quiz
Einen Höhepunkt bildete das VG-Quiz des Personalrats, bei dem die neun Bürgermeister gegeneinander antraten und Fragen zur VG beantworten mussten. Dem Sieger, Otto Dümig, fließen die Einnahmen des Barbetriebs für seinen Kindergarten zu.