Es kommt immer wieder vor. Flugzeuge lassen Treibstoff ab, um beim Landeanflug in kritischen Situationen ihr Gewicht zu verringern. Was passiert dann mit dem Kerosin? Kommt es überhaupt am Boden an? Ein besorgter Bürger aus Rieneck (Lkr. Main-Spessart) glaubt, die Flecken am Obst in seinem Garten kommen vom abgelassenen Kerosin.
Mit seiner Sorge hatte er sich an den Retzbacher CSU-Bundestagsabgeordneten Alexander Hoffmann gewandt. Hoffmann hat daraufhin die Deutsche Flugsicherung GmbH um Aufklärung gebeten. Wie oft und in welchen Mengen wird über dem Landkreis Main-Spessart von Verkehrsflugzeugen ein Treibstoffschnellablass vorgenommen, will er wissen.
Zunächst zu den Fakten: Kerosin lassen die Flugzeuge nur in Notfallsituationen ab und dies können nur große vierstrahlige Langstreckenflugzeuge. Der Ablass von Kerosin kann dann nötig sein, wenn beispielsweise ein Flugzeug, das für einen Langstreckenflug betankt worden ist, aufgrund eines technischen Defekts oder eines medizinischen Notfalls gleich wieder landen muss. Letzteres könnte beispielsweise ein Herzinfarkt sein, den ein Fluggast kurz nach dem Start erleidet.
Gewicht für sichere Landung zu schwer
Für eine sichere Landung ist dann das Flugzeug zu schwer. Die Flugsicherung weist dem Piloten dann ein Gebiet zum Ablassen zu. Dies soll nach den Regularien der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation über möglichst dünn besiedeltem Gebiet und in einer Mindesthöhe von 1800 Metern über Grund passieren.
Wie oft kommt das vor? Die Flugsicherung teilte dem Abgeordneten Hoffmann mit, dass es im Jahr 2017 keinen einzigen Treibstoffschnellablass über dem Landkreis Main-Spessart gegeben hat. In den vergangenen drei Jahren sei dies im Umkreis des Landkreises dreimal vorgekommen.
Eine Nachfrage bei der Flugsicherung hat ergeben, dass sich diese geringe Zahl an Schnellablassen auch auf ganz Unterfranken übertragen lässt. Im Jahr 2016 sei es laut Flugsicherung ein paar Mal dazu gekommen. So habe beispielsweise ein Flugzeug zwischen Hammelburg und Dinkelsbühl 25 Tonnen Kerosin abgelassen. Wo genau auf dieser langen Strecke, kann nicht mehr geklärt werden. 2015 und 2016 habe es gar keine Schnellablasse in der Region gegeben. Da ein Kerosinablass die Fluglinie sehr viel Geld kostet, werde genau abgewogen, bis sich ein Pilot dazu entscheidet.
Was kommt am Boden an?
Und was kommt am Boden an? Nach Auskunft der Flugsicherung ist dies nur ein „sehr geringer Teil“, da das Kerosin sehr kleinteilig zerstäubt wird und somit als feiner Nebel verdunstet. Somit wird errechnet, dass bei einem Treibstoffschnellablass nur 0,02 Gramm Kerosin auf einem Quadratmeter Boden ankommt – was der Menge eines Schnapsglases über 1000 Quadratmeter verteilt bedeutet. Man muss sich dazu vorstellen, dass der Ablass bei voller Fluggeschwindigkeit erfolgt. Hinzu kommt, dass es während des Ablassens von Kerosin nicht gestattet ist, im Kreis zu fliegen, um die jeweilige Konzentration am Boden möglichst gering zu halten.
Hoffmann zieht daher das Fazit, dass vom Flugbenzin und den darin enthaltenen Stoffen nur so wenig am Boden ankommt, dass eine Gefährdung für Flora und Fauna ziemlich sicher ausgeschlossen werden kann. Dies würden auch bisherige Untersuchungen mit sehr empfindlichen Messgeräten sowie internationale Studien bestätigen. Die eingangs erwähnten Flecken am Obst des Bürgers in Rieneck müssen daher eine andere Ursache haben.