"Es war ein gewaltiger Kraftakt", sagte Michael Donath, Projektleiter der Lohrer Tafel, in einem Pressegespräch. Die Lebensmittelverteilung der Tafel ist aus Platzgründen übers Wochenende an die Pommernstraße 6 in der Lindig-Siedlung umgezogen. Die anderen Angebote des Trägervereins Diakonisches Werk bleiben an der Jahnstraße.
Vermieter und Investor Harry Strohmenger hat nach Donaths Worten in die Halle gegenüber dem Vereinsheim der IG Lindig praktisch ein Haus für die Lebensmittelverteilung eingebaut. "Ich war ganz baff, als ich es das erste Mal gesehen habe." In der übrigen Halle sind die Kühleinheiten für Lebensmittel und ein Hochregallager untergebracht.
Für die Gestaltung zeichnet Architekt Thomas Schwab verantwortlich. Die Tafel hat zum Teil neue Ausstattung und Möbel angeschafft, die alten von 2015 waren verschlissen. Für die Zukunft sieht sich die Lohrer Tafel, die kommendes Jahr 20 Jahre alt wird, damit gerüstet. Erster Öffnungstag im neuen Domizil war an diesem Mittwoch.
Steigende Klientenzahlen
Dekan Till Roth, der Vorsitzende der Diakonie, verwies auf stetig steigende Klientenzahlen. Die Räume an der Jahnstraße verfügten nur über einen begrenzten Platz. Dort sei auch noch die Beratungsstelle der Diakonie untergebracht, die sich mit der Tafel teilweise räumlich überschnitten habe. Bei rund 900 Klienten sei selbst bei zwei Ausgabetagen an Mittwoch und Samstag der Standort Jahnstraße zu klein geworden.
Der Vorlauf für den Umzug sei lang gewesen, erste Kontakte mit Strohmenger datierten aus dem Jahr 2022. Mit den Behörden sei die Verwirklichung "nicht ganz einfach" gewesen. Der neue Standort biete eine "immense Verbesserung", so Roth. Jetzt bestünden Lagermöglichkeiten, die es erlaubten, einen Vorrat an Lebensmitteln anzulegen. Der eigentliche Ausgaberaum für Lebensmittel sei größer. Der Umzug sei dank der Unterstützung des THW mit einem Laster und vier Helfern sowie rund 25 Freiwilligen der Tafel nahezu kostenfrei erfolgt. Die kirchliche Segnung der Räume kündigte der Dekan für Anfang 2025 an.
Beim Umzug der neuen Einrichtung haben Logistiker Hubert Beck und Jürgen Ulbrich nach den Worten des Projektleiters ihre handwerklichen Fähigkeiten gezeigt und "tagelang geschraubt". Die Klientenzahlen seien mit rund 300 Berechtigungsscheinen, was etwa 900 Personen entspreche, konstant. Davon seien rund 260 Flüchtlinge aus der Ukraine.
Begleitservice für Senioren
Laut Donath gab es einen "relativen Aufnahmestopp": Nur wenn die Teamleiter ihr Okay gegeben hätten, seien neue Berechtigungsscheine ausgegeben worden. Aktuell gebe es rund 20 freie Plätze für Lohr. Donath kündigte an, die Leistungen für Senioren auszuweiten, die etwa 20 bis 25 Prozent der Klienten ausmachten. Das gelte für den Begleitservice, bei denen Senioren abgeholt, durch die Tafel geführt und wieder nach Hause gebracht werden, und für den Lieferservice für ältere Leute, die nicht mehr zur Tafel kommen könnten. Das seien für ihn die Ärmsten: Senioren mit geringer Rente, die alleine lebten.
Zur Erreichbarkeit des neuen Standorts meinte Donath, für die Klienten in der Lindig-Siedlung sei er gut. Ein Teil der Klienten habe ein Auto. Der Stadtbus halte direkt vor der Tür. Die Erreichbarkeit sei also "relativ gut", an der Jahnstraße sei sie auch nicht optimal gewesen. Die anderen Einrichtungen der Diakonie und die Verwaltung bleiben laut Donath an der Jahnstraße. Dort werde das Angebot ausgebaut, etwa durch die Unterbringung der Familienpflege. Auch die Sprechstunde am Mittwoch von 9 bis 12 Uhr mit Beratung und Ausgabe von Tafelscheinen sei weiterhin an der Jahnstraße angesiedelt.
Die Tafel hat nach Donaths Angaben einen Teil der Kosten für die Einrichtung übernommen und dafür mit dem Vermieter die Mieter auf zehn Jahre festlegen können. Sponsoren hätten geholfen. So habe der Lions Club Lohr-Marktheidenfeld die neue Küche zum großen Teil und die Kühltheke übernommen. Auch die Firma WM-Küchen habe gespendet.
Längerfristige Partnerschaft
An die Sparkassenstiftung, den Tafel-Landesverband und die Lidl-Pfandstiftung seien Förderanträge gestellt worden. Gebietsdirektor Peter Schmitt von der Sparkassenstiftung wollte noch keine Summe nennen, weil das Kuratorium erst am Tag darauf tagte. Er sagte den Tafeln im Kreis aber eine längerfristige Partnerschaft zu.
Der größere Platz im Hochregallager erlaubt es nach Angaben von Logistiker Hubert Beck, bei Gelegenheit auch größere Mengen an Lebensmittelspenden anzunehmen. Die Regale seien mit dem Elektrostapler gut zu erreichen. Für die Arbeitsabläufe sei das ein großer Fortschritt. Die Tafelleute hätten eine "ganz tolle Arbeit gemacht", erklärte Harry Strohmenger. Laut Donath werden ehrenamtliche Fahrer für die Lebensmittelabholung und das Tafelmobil gesucht, das die Dörfer anfährt.