
Christin Morgenroth läuft schon seit ihrer Kindheit jedes Jahr mit den Sternsingern durch Neustadt. Es macht ihr viel Spaß, aber manchmal ist es auch frustrierend: "Man muss stundenlang laufen, und dann macht oft nur jeder zweite überhaupt auf."
Gerade um den Jahreswechsel seien ja auch viele Familien im Urlaub. Doch gerade die Kleinen, die zunächst begeistert mitlaufen, seien dann enttäuscht und hätten keine Lust mehr, hat die 16-jährige Tochter des Bürgermeisters beobachtet. Sie kümmert sich schon seit einigen Jahren um die Organisation der Sternsinger in Neustadt. Dabei hat sie festgestellt, dass es immer schwieriger wird, Freiwillige zu finden, die als mitmachen wollen. "Manchmal hatten wir dann auch schon Gruppen mit nur zweien", berichtet sie – das ist natürlich eigentlich ein König zu wenig.
Morgenroth überlegte sich, was man angesichts dieser Knappheit tun könnte, um die schöne Tradition des Sternsingens zu erhalten. Im Internet stieß sie auf Sternsingergruppen, die schon seit Jahren auf Bestellung arbeiten, also nur zu den Haushalten gehen, von denen sie ausdrücklich eingeladen wurden. Das passiert vor allem schon in vielen städtischen Gebieten. Doch Morgenroth fand, dass man das auch in Neustadt mal ausprobieren könnte.
Bei den Verantwortlichen im Pfarrbüro stieß sie mit ihrem Vorschlag auf Zustimmung, und so begann sie mit der Organisation. "Man muss sich das alles schon überlegen, damit das dann auch klappt", sagt sie.

Segen bringen – Segen sein
Von der Pfarrgemeinde bekommt sie immer Informationen, darunter auch eine Zeitschrift mit Materialien oder dem Motto der Sternsingeraktion: "Segen bringen - Segen sein". Die Umsetzung der Aktion geschieht aber durch die Ehrenamtlichen vor Ort. So entwarf die junge Sternsinger-Organisatorin einen Zettel, auf dem sie die Situation beschreibt und alle diejenigen, die einen Sternsingerbesuch möchten, um Anmeldung bittet. Dabei stolperte Morgenroth auch über das allgegenwärtige Thema Datenschutz. Doch ihr Vater, Bürgermeister Stephan Morgenroth gab ihr einen Tipp. So enthält der Anmeldungsbogen auch die erforderlichen Erklärungen zur Datenspeicherung.
Auch die Verteilung musste geplant werden. Die Zettel einzeln auszutragen, wäre sehr aufwendig gewesen, das Verschicken mit der Post zu teuer. Und so fanden schließlich die Neustädter vor einigen Wochen die "Sternsinger-Bestellzettel" zusammen mit dem Gemeindebrief in ihren Briefkästen. Man konnte den ausgefüllten Bogen bis Freitag, 3. Januar, in den Briefkästen am Pfarrhaus oder beim Bürgermeister einwerfen, oder sich auch telefonisch melden. Kurz nach Weihnachten hatten sich schon über 70 Haushalte in Dorf und Siedlung für den Sternsinger-Besuch angemeldet.
Hoffen auf doppelten Nutzen
Morgenroth hofft auf einen doppelten Nutzen der neuen Vorgehensweise: Zum einen erspart es den Sternsingern Zeit und Frustration. Zum anderen bringt vielleicht auch zusätzlich bei den Dorfbewohnern eine neue Würdigung dieses Dienstes an der Gemeinde, der bis jetzt einfach als selbstverständlich hingenommen wurde. Sie habe jedenfalls schon viel positive Rückmeldung zur neuen Herangehensweise an das Sternsingen bekommen, sagt Morgenroth. "Viele Leute finden das gut."
Der Sternsingerbesuch selbst wird dann ganz traditionell ablaufen, wie Morgenroth erklärt. Nach der Kirche am Dreikönigstag wird die erste Gruppe der Sternsinger starten, um auf der üblichen, Route durchs Dorf zu ziehen. Sie werden singen, die Kreidezeichen "C + M + B " für den Segensspruch anbringen . Aber eben nur bei den Häusern, die ihren Wunsch dazu angemeldet haben.