Die Lohrer Stadtwerke sind finanziell "pumperlg'sund". Zu dieser Einschätzung kam Bürgermeister Mario Paul am Montag in der Sitzung des Werkausschusses des Stadtrats. Dort hatte Norbert Kleiner, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke, die Zahlen für das Geschäftsjahr 2019 präsentiert.
An dessen Ende standen deutlich bessere Zahlen als erwartet. Hatten die Stadtwerke für 2019 zunächst mit einem Minus von rund 1,1 Millionen Euro kalkuliert, stand am Ende ein Überschuss von knapp 230 000 Euro. Ursprünglich eingeplante neue Schulden in Höhe von 2,3 Millionen Euro mussten nicht gemacht werden.
Größere Investitionen aufgeschoben
Der Grund für all das ist allerdings nicht in einer unerwarteten Geldschwemme, sondern vor allem im Aufschieben von größeren Investitionen zu suchen. Diese sind zwar aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Das heißt: Sie müssen noch finanziert werden. Das gilt zum Beispiel für den auf rund fünf Millionen Euro veranschlagten Ersatzbau des Parkdecks. Kleiner sprach auch sonst von einem Investitionsstau und verwies beispielsweise auf die in die Jahre gekommene Kläranlage in Sendelbach, die künftig sicher mehr Instandhaltungsaufwand erfordern werde.
Für das noch ausstehende Vorlegen der Zahlen für 2020 stimmte der stellvertretende Stadtwerkeleiter die Räte auf einen "sicherlich größeren Jahresverlust" ein. Die Corona-Pandemie habe nicht zuletzt bei den Parkeinrichtungen ins Kontor geschlagen.
Neben den Parkeinrichtungen schrieben 2019 auch alle anderen operativen Sparten der Stadtwerke Miese. Nur aus der Beteiligung an der Energieversorgung Lohr-Karlstadt sprudelten gut 1,4 Millionen Euro in die Kasse. Die Wasserversorgung hingegen machte ein Minus von gut 180 000 Euro. Rote Zahlen schlugen auch bei der Abwasserbeseitigung (-65 000 Euro), dem Nahwärmenetz (-61 000 Euro), den Parkeinrichtungen (-304 000 Euro) und dem Stadtbus (-550 000 Euro) zu Buche.
Für die Umwelt gut, für die Finanzen der Stadtwerke hingegen schlecht ist laut Kleiner, dass in Lohr seit Jahren immer weniger Wasser verbraucht wird. Der Verkauf sei 2019 auf ein "absolutes Verkaufstief seit 1978" gesunken. "Das schmerzt uns. Wir verkaufen unser Wasser gern", sagte Kleiner.
Positiv ist, dass ebenso wie der Wasserverkauf auch die Schulden der Stadtwerke zuletzt kontinuierlich gesunken sind, mittlerweile unter 15 Millionen Euro. "Wir waren wirtschaftlich noch nie so gesund", sagte Kleiner dazu. Den Schulden stehe ein enormes Anlagevermögen gegenüber. Die Eigenkapitalquote der Stadtwerke sei mit 66 Prozent auf einem "Allzeithoch". Bei betriebswirtschaftlicher Betrachtung seien die Stadtwerke "kerngesund", so der Kaufmännische Leiter. Er verschwieg jedoch nicht, dass die Rechtsaufsicht des Landratsamtes die Lage etwas anders beurteilt und seit Jahren zur Schuldenreduktion mahnt.
Wasserverlust im Leitungsnetz überschaubar
Kleiner berichtete noch, dass die Schäden im 184 Kilometer langen Lohrer Wasserleitungsnetz 2019 bei 64 Rohrbrüchen recht überschaubar gewesen seien. Die Rohrnetzverluste lägen bei rund 12,5 Prozent, womit man "sehr zufrieden" sei. Partiell sieht es freilich weniger gut aus. So fließt in Pflochsbach fast ein Drittel des in die Leitung eingespeisten Wassers am Ende nicht aus den Wasserhähnen, sondern ins Erdreich. Das liege daran, dass das dortige Netz recht klein sei, weswegen sich Schäden gleich stark bemerkbar machten, so Kleiner.