Die Kunst ist zurück, und sie braucht neue Wege, damit sie sichtbar bleibt. Dieses Zeichen möchte der Stadthallenmanager Thomas Funck nach den vielen Einschränkungen durch die Pandemie setzen. Das war einer der Gründe, weshalb vor fast einem Jahr der Lohrer Maler Richard Kuhn zunächst im Kafé Klinker und einige Monate später auch in Foyer der Stadthalle seine Werke präsentieren konnte. Am 22. Oktober beginnt nun mit einem Kulturwochenende ein weiteres Ausstellungsprojekt, an dem auch vier Gastkünstler teilnehmen. Diese Redaktion sprach mit Thomas Funck über dieses Vorhaben, mit dem neue Zielgruppen für die Stadthalle gewonnen werden sollen.
Thomas Funck: Sie wurde äußerst positiv aufgenommen. Von der neuen Wahrnehmung des Foyers und den Räumlichkeiten waren die Gäste beeindruckt. Insbesondere die Ausstellung im Kafé Klinker, die noch während des zweiten Lockdowns im November 2020 entstand, hat für Begeisterung gesorgt in Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Veranstaltungsverboten. Die hinter den Glasfronten trotzdem weithin sichtbare Kunst von Richard Kuhn im Kafé Klinker und vor dem großen Mainfenster hat nicht nur Kunst weiterhin erlebbar gemacht, sondern auch vielen Menschen Freude und Hoffnung bereitet. Wichtig war mir deswegen auch die Integration von Richard Kuhn und seinen Werken in die neue Ausstellung "Glut".
Die Idee entstand während eines Treffens, bei dem wir das Ausstellungskonzept mit den Künstlern entwickelt haben. Von Glut kann eine erhebliche Brandgefahr ausgehen, da sie den Verbrennungsprozess und die damit einhergehende Wärmeabgabe lange aufrechterhält. Für uns lässt sich damit symbolisch viel aus den Eigenschaften der Glut für die Kunst ableiten. Das Wiederaufflammen von Bränden aus Glutnestern, die unter der Oberfläche schlummern, bildet für uns die Assoziation von Lockdown und Kunst. Außerdem gefiel uns der Titel, den wir wunderbar während des Eröffnungswochenendes verarbeiten können.
An der Ausstellung nehmen neben Richard Kuhn vier Gastkünstler und Gastkünstlerinnen teil. Ihre Werke decken die Bereiche Malerei, Fotografie, Druck, Graffiti, Comic, Streetart, Film, Video und Illustration ab. Dazu kommt am Eröffnungswochenende ein abgestimmtes Lichtdesign und Musik. Einige der Künstler kenne ich schon länger. Philipp Katzenberger ist zum Beispiel durch seine Kunst zwischen Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg sehr bekannt, da er viele Werke im Bereich Jugendkultur, Streetart, Graffiti, Skaten, Maskottchen und Veranstaltungen macht. Jaroslav Drazil habe ich während einer Ausstellung kennengelernt. Marco Heinzmann, der viel für Musiker im Undergroundbereich macht, wie beispielsweise Albumcover und Poster-Art und lange selbst als DJ tätig war, ist mir über die Musik bekannt. Außerdem ist Felicitas Jander mit verschiedenen Werken beteiligt.
Sie waren von der Möglichkeit, hier in diesem Ambiente ausstellen zu können, sofort begeistert. Wir arbeiten alle zusammen mit großem Schwung an diesem Projekt und profitieren von vielfältigen Ideen, der Vernetzung und gegenseitiger Inspiration untereinander. Gerade auch für die Stadthalle äußerst wichtig, sprechen wir damit neue Zielgruppen an. Und wir möchten die Leute mit diesen Veranstaltungsformaten wieder dazu bringen, nach dieser schwierigen Zeit wieder in die Stadthalle zu kommen.
Die beiden Eröffnungstage sind eine Verschmelzung von bildender Kunst, Film, Musik, Licht und darstellender Kunst. An der Vernissage sind Licht und Musik auf die Werke abgestimmt und als öffentliches Kulturevent geplant. Der Eintritt ist frei, es gilt lediglich 3G-plus zu beachten. Bei der Vernissage legen die DJs Wasteman (Marco Heinzmann) und Birdy elektronische Musik auf. Über Heinzmann kann man zudem die Verbindung von Musik und Kunst erleben. Außerdem wird ein Film von Felicitas Jander gezeigt. Am 23. präsentiert DJ Johannes Albert sein gerade auf Vinyl erschienenes Album "Spessart". Anschließend legt er aus den Bereichen House und Techno auf. Am 24. Oktober ist von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Allerdings ohne DJ-Event.