Das Geräusch erinnert an die Brummstimme eines Teddybärs. Doch auf dem Wiesengrundstück in der Theodor-Heuss-Straße im Lengfurter Gewerbegebiet ist weit und breit kein Stofftier zu sehen. Dafür drei echte Alpakas mit einem Stockmaß von rund einem Meter. Sie heißen Rheno, Coco und Crecolinio und leben seit rund einem Jahr bei der Familie Hock-Willms.
Neben dem flauschigen Fell und dem kecken Blick, mit dem sie Neuankömmlinge mustern, fällt zuallererst der Laut auf, den sie von sich geben. „Jedes Tier hat sein eigenes Geräusch, in einer anderen Tonlage, eine Art Summen“, erklärt Judith Hock. Gemeinsam mit ihrem Mann Christian und den Söhnen Marian und Luka ist sie zum Stall gekommen, in dem die Tiere untergebracht sind. Ein offener Stall mit angrenzender Wiese, in unmittelbarer Nähe zur Notfallambulanz Hock.
Bei einer landwirtschaftlichen Ausstellung in Hannover fielen der Familie die Tiere zum ersten Mal auf. Wenig später begegneten Judith Hock die Alpakas wieder: Während sie den Jakobsweg lief, lernte sie eine Frau kennen, die sich solche Tiere aus der Familie der Kamele anschaffen wollte. „Das hat mir dann auch den Anstoß gegeben“, erzählt sie. Gemeinsam mit ihrem Mann besichtigten sie Farmen in ganz Deutschland. Fündig wurden sie auf einer Alpakafarm in Nürtingen. Im August 2015 konnten sie den achtjährigen Rheno, den zweijährigen Coco und den einjährigen Crecolinio zu sich nach Lengfurt holen.
„Wichtig ist, dass man mindestens zwei Tiere hält“, sagt Judith Hock. Und man solle das Gelände, auf dem sie leben, gut vorbereiten. Dazu gehören ein hoher Zaun und viel Auslauf. 1000 Quadratmeter rechnet man pro Tier, erläutert Christian Willms. Das Futter der Alpakas sollte hingegen mager sein. Heu, Gras und Wasser – mehr brauchen die flauschigen Wesen nicht.
Allerdings hat sich die Familie Hock-Willms ihre drei neuen Tiere nicht nur zum Anschauen und Anfassen gekauft. Seit dem vergangenen Jahr bietet sie unter dem Namen „mainalpaca“ Wanderungen mit den Tieren durch Triefenstein an. Auf unterschiedlichen Routen mit verschiedenen Längen und Schwierigkeitsgraden geht es mit mit den paarhufigen Begleitern im Rahmen von Kindergeburtstagen, Familienausflügen oder mit Firmen auf Tour. So kann zum Beispiel in einer Stunde zur Lichtschneise oder in drei bis vier Stunden entlang des Kulturwanderweges „Wein und Stein“ zum Gipfelkreuz oder durch den Steinbruch zum Himmelsteich gewandert werden.
Die Teilnehmer der Wanderung führen, je nach Anzahl und Interesse, dabei eines der Alpakas am Strick neben sich her. Das funktioniert allerdings nicht immer. „Man muss zur Ruhe kommen, sonst gehen sie nicht mit einem mit“, erklärt Judith Hock. Wer am Strick zerrt und zieht, erntet nur Gegenwehr. Weil sie so einfühlsam und doch distanziert seien, werden Alpakas auch zur tiergestützten Therapie eingesetzt, erläutert Hock weiter. Deshalb nenne man sie auch Delfine der Berge. Damit es unterwegs läuft, marschiert Leittier Rheno meist vorneweg. Mit seinen acht Jahren hat er die meiste Erfahrung und Coolness.
Ein schöner Nebeneffekt der Tierhaltung: Die Familie kann Wolle gewinnen. Im Mai sollen Rheno, Coco und Crecolinio zum ersten Mal geschoren werden – eine Aufgabe, die ein Fachmann aus Miltenberg übernimmt. Alpakawolle speichert die Wärme fünfmal besser als Schafwolle. Außerdem enthält sie kein Lanolin und ist daher für Wollallergiker geeignet. Die Familie rechnet mit drei Kilo Wolle pro Tier. Was sie dann daraus macht, ob Kissen oder Mützen, weiß Judith Hock noch nicht.
Vom Wesen ihrer drei Exoten ist die ganze Familie begeistert. „Alpakas machen süchtig. Sie beruhigen und tun der Seele gut“, sagt Judith Hock. „Man darf ihnen nur nicht zu lang in die Augen schauen, weil man sich sonst für immer in sie verliebt.“
Mehr Informationen zum Alpaka-Wandern in Triefenstein unter
Tel. (0 93 95) 87 75 30, per E-Mail unter juho79@gmx.de oder im Internet unter www.mainalpaca.com.