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Karlstadt
Verkehrswachten: Grundschüler brauchen mehr Fahrradpraxis
Bezirkstagung der Landesverkehrswacht in Karlstadt
Praktische Beispiele gab es in den Workshops der Verkehrswacht mit computergestützten Fahrradsimulatoren. Im Bild testen der Karlstadter Polizeischef Thomas Miebach auf dem Rad und der Polizeirat Michael Hochbrückner die Versuchsreihe.
Foto: Günter Roth | Praktische Beispiele gab es in den Workshops der Verkehrswacht mit computergestützten Fahrradsimulatoren. Im Bild testen der Karlstadter Polizeischef Thomas Miebach auf dem Rad und der Polizeirat Michael Hochbrückner ...
Günter Roth
 |  aktualisiert: 25.10.2019 02:11 Uhr

Zur Fachtagung der Aktion "Fahr Rad ... aber sicher!" trafen sich Verkehrserzieher, Funktionäre der Landesverkehrswacht und Politiker in Karlstadt. Neben einem Vortrag zur Verkehrssicherheit im Regierungsbezirk gab es auch Workshops mit Rad- und Verkehrssimulatoren. Schwerpunkt waren die Arbeit der Verkehrswacht in Hinblick auf das Radfahren.

Gute und problematische Nachrichten hatte Polizeirat Michael Hochbrückner, der Leiter des Verkehrsbereichs beim Polizeipräsidium Würzburg, als er vor den ehrenamtlichen Umsetzern der unterfränkischen Verkehrswacht (VW) über die Verkehrssicherheitsarbeit und Unfallzahlen im Regierungsbezirk referierte. Die beste Nachricht vorweg: Der Schulweg unserer Kinder ist deutlich sicherer geworden. Gab es unterfrankenweit 2014 noch 72 Schulwegunfälle, so fiel diese Zahl 2018 auf 40; seit vier Jahren gab es keinen tödlichen Schzulwegunfall. Das sieht der Beamte auch als Erfolg der Radfahrausbildung an den Schulen.  

In der allgemeinen Unfallstatistik sind die Zahlen unterschiedlich. Zum einen ist die Zahl der Unfalltoten seit Jahren leicht rückläufig, zum anderen aber ist die Gesamtsumme von Unfällen auf einem Höchststand seit der Jahrtausendwende. Nicht angepasste Geschwindigkeit, zu geringer Abstand und Alkohol oder Drogen sind die häufigsten Unfallursachen.

Führerschein auf Probe erfolgreich

Zu den positiven Entwicklungen zählte der Polizeirat auch weniger Unfälle durch junge Erwachsene, was wohl durch den Führerschein auf Probe und das begleitete Fahren mit beeinflusst wird. Dafür verursachen die Senioren ab 65 Jahren mit einem Anteil von neun Prozent mehr Unfälle als zuvor. Das liege wohl in erster Linie an den absolut steigenden Zahlen älterer Verkehrsteilnehmer. Sorge machen der Polizei auch die gestiegenen Unfallzahlen bei den Motorradfahrern, wobei zwei Drittel der Unfälle durch die Biker selbst verursacht werden. Zu hohe Geschweindigkeit ist die häufigste Unfallursache. Zu geringer Abstand ist bei LKW-Unfällen für mehr Tote verantwortlich.

Ausführlich ging Hochbrückner auf die Situation der Radfahrer ein. Erschreckend sei, dass das Fahren unter Alkoholeinfluss an erster Stelle der Unfallgründe steht. Weitere Schwerpunkte sind die falsche Fahrbahnbenutzung, Missachten der Vorfahrt und Fehler beim Abbiegen. Bei Radlern mittleren Alters fällt häufig überhöhte Geschwindigkeit auf. Zwei Drittel der Unfälle werden laut Statistik von den Radlern verursacht.

Sorgen bereitet der Polizei der deutliche Anstieg der Elektrofahrräder (Pedelec), gerade bei Senioren. Hier überschätzen die Radler oft das erhöhte Tempo und das größere Fahrzeuggewicht. Wenig Verständnis hatte der Beamte dafür, dass gut die Hälfte aller Radfahrer ohne Helm unterwegs ist. Die furchtbare Folge: alle drei im vergangenen Jahr tödlich verletzten Radfahrer waren ohne Kopfschutz unterwegs.

Eltern in die Pflicht nehmen

Große Anstrengungen wird die Deutsche Verkehrswacht weiterhin in ihrem Grundgeschäft Verkehrserziehung einbringen müssen. Was Lehrkräfte und Beamte vor Ort schon lange beobachten, lässt sich auch durch statistische Zahlen belegen: Viele Grundschüler können heute nicht mehr schwimmen und haben erhebliche Probleme beim Rad fahren. Das bezieht sich sowohl auf theoretische Grundkenntnisse, als auch auf Konzentrationsfähigkeit und die körperliche Koordination. Hier müsse man verstärkt und nachdrücklich die Eltern in die Pflicht nehmen. Bei der Verkehrserziehung in der Grundschule mit Unterstützung durch die Verkehrswacht werden jährlich in Unterfranken rund 11 000 Kinder erfasst.

Anlass zur Diskussion gaben Fragen zur Einführung der Elektroroller, die Verkehrssicherheit von Fahrrädern und Pläne zur fahrradfreundlichen Verkehrswende, bei der die Verkehrswacht massive Lobbyarbeit fürs Rad machen sollte. Unzufrieden zeigten sich Vertreter der Kreisverbände über den Zustand einiger Verkehrsübungsplätze bei den Grundschulen. Die Kommunen müssten stärker in die Verantwortung genommen werden.

Grußworte sprachen prominente Gäste wie der Regierungsvizepräsident Jochen Lange, die stellvertretende Landrätin Sabine Sitter, Karlstadts Zweiter Bürgermeister Theo Dittmaier und der Vizepräsident der Bayerischen Landesverkehrswacht Wolfgang Gerstberger.

 
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