Ob E-Center, Aldi oder Obi: Märkte wie diese sollen künftig nur noch zugelassen werden, wenn die Autos im Keller oder auf dem Dach geparkt werden, also über oder unter der Verkaufsfläche. Dies solle für alle Geschäfte gelten, für die mehr als 30 Stellplätze auszuweisen sind, um nicht noch mehr Fläche zu versiegeln. "Wir kämpfen gerade dafür", sagte Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart bei der CSU-Veranstaltung "Main Talk" in Hafenlohr.
In ländlichen Gebieten bleibt das Auto wichtig
Zweieinhalb Stunden lang ging es bei dieser Gesprächsrunde vor rund 80 Interessierten um das Thema Mobilität – in einer Zeit rasend schneller Veränderungen, wie Reichhart verdeutlichte. Dass das Auto in ländlichen Gegenden "das Verkehrsmittel Nummer eins" bleiben werde (Reichhart), blieb unwidersprochen. Was den Antrieb angeht, werde es ein Mix sein. "Nur Elektro wird's nicht geben, Diesel und Benzin werde weiter eine Rolle spielen und Wasserstoff wird hineinwachsen", so der 37-jährige Jurist aus dem schwäbischen Günzburg, der seit acht Monaten Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr ist. "Aber wir dürfen auf keinen Fall die verschiedenen Verkehrsmittel gegeneinander ausspielen", warnte er.
So ging es über weite Strecken auch um den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). "Die jungen Menschen haben wir im Bus – und dann ist Schluss. Die Leute sind mit 80 noch mobil, die lassen sich ihr Auto nicht nehmen", beschrieb Franz-Josef Grasmann vom Landesverband bayerischer Omnibusunternehmen die Situation. Die Flexibilisierung der Arbeitszeiten habe für einen Rückgang der Fahrgäste gesorgt und auch die Schülerzahl nehme ab.
Aber wie das ändern? Zuständig für den ÖPNV in Bayern sind die Landkreise, verdeutlichte Gastgeber Thorsten Schwab, der die Veranstaltung moderierte. Einerseits würden die Busunternehmer gern mehr Fahrten anbieten, wenn mehr Leute mitführen, umgekehrt würden mehr Leute fahren, wenn die Taktung besser wäre, beschrieb er das Dilemma. Die Antwort von Nahverkehrsberater Stephan Kroll: "Das Angebot regt die Nachfrage an."
Stephan Kroll fordert, die Mittel zu bündeln
Der Kreis organisiert, das Land bezuschusst - Kroll hält den bayerischen Weg für falsch. "Ich bin zwar für Lösungen vor Ort, aber es braucht Leitplanken", sagte er und forderte, die Mittel zu bündeln nach dem Motto: "Wer zahlt, schafft an."
Sandro Kirchner, CSU-Abgeordneter aus dem Nachbarlandkreis Bad Kissingen, warnte davor, urbane Räume als Blaupause zu nehmen für ländliche Gebiete. Bisher koche jeder Landkreis sein eigenes Süppchen, kritisierte er. In Unterfranken sei man jetzt aber "auf gutem Weg" zu einem bezirksweiten Wabentarif. Auch Sabine Sitter, Landratskandidatin der CSU, riet dazu, über den Tellerrand (des Landkreises) hinauszuschauen.
Die vielen Facetten der Mobilität
Das Mitnahmemodell "Fahrstuhl", Fahrradwege, E-Scooter und Elektroroller, herabgesetztes Alter für den Führerscheinerwerb für Auszubildende, Ruftaxis und Informationsplattformen, die das günstigste oder schnellste Verkehrsmittel ermitteln – eine ganze Reihe weiterer Themen wurde angesprochen. Es machte deutlich, dass Mobilität viele Facetten hat. Ihren Stellenwert verdeutlichte Kroll mit einem Zitat von Eberhard von Kuenheim, einst Vorstandsvorsitzender der BMW AG: "Mobilität von Menschen und Gütern ist nicht Folge, sondern Grundlage unseres Wohlstands."