zurück
Hafenlohr
Verkehrsminister in Hafenlohr: "Nur Elektro wird's nicht geben"
Wie sollen Menschen von A nach B kommen? Braucht Aldi bald Parkplätze auf dem Dach? Darüber sprach, unter anderem, Bayerns Verkehrsminister Reichhart beim "Main Talk".
'Main Talk' mit dem bayerischen Ver­kehrs­mi­nis­ter Hans Reich­hart (rechts) zum Thema Mobilität. Gastgeber Thorsten Schwab moderierte die Gesprächsrunde leicht provokativ und gewitzt.
Foto: Roland Pleier | "Main Talk" mit dem bayerischen Ver­kehrs­mi­nis­ter Hans Reich­hart (rechts) zum Thema Mobilität. Gastgeber Thorsten Schwab moderierte die Gesprächsrunde leicht provokativ und gewitzt.
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:26 Uhr

Ob E-Center, Aldi oder Obi: Märkte wie diese sollen künftig nur noch zugelassen werden, wenn die Autos im Keller oder auf dem Dach geparkt werden, also über oder unter der Verkaufsfläche. Dies solle für alle Geschäfte gelten, für die mehr als 30 Stellplätze auszuweisen sind, um nicht noch mehr Fläche zu versiegeln. "Wir kämpfen gerade dafür", sagte Bayerns Ver­kehrs­mi­nis­ter Hans Reich­hart bei der CSU-Veranstaltung "Main Talk" in Hafenlohr.

In ländlichen Gebieten bleibt das Auto wichtig

Zweieinhalb Stunden lang ging es bei dieser Gesprächsrunde vor rund 80 Interessierten um das Thema Mobilität – in einer Zeit rasend schneller Veränderungen, wie Reichhart verdeutlichte. Dass das Auto in ländlichen Gegenden "das Verkehrsmittel Nummer eins" bleiben werde (Reichhart), blieb unwidersprochen. Was den Antrieb angeht, werde es ein Mix sein. "Nur Elektro wird's nicht geben, Diesel und Benzin werde weiter eine Rolle spielen und Wasserstoff wird hineinwachsen", so der 37-jährige Jurist aus dem schwäbischen Günzburg, der seit acht Monaten Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr ist. "Aber wir dürfen auf keinen Fall die verschiedenen Verkehrsmittel gegeneinander ausspielen", warnte er. 

So ging es über weite Strecken auch um den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). "Die jungen Menschen haben wir im Bus – und dann ist Schluss. Die Leute sind mit 80 noch mobil, die lassen sich ihr Auto nicht nehmen", beschrieb Franz-Josef Grasmann vom Landesverband bayerischer Omnibusunternehmen die Situation. Die Flexibilisierung der Arbeitszeiten habe für einen Rückgang der Fahrgäste gesorgt und auch die Schülerzahl nehme ab.  

"Wir dürfen auf keinen Fall die verschiedenen Verkehrsmittel gegeneinander ausspielen"
Hans Reichhart, bayerischer Verkehrsminister

Aber wie das ändern? Zuständig für den ÖPNV in Bayern sind die Landkreise, verdeutlichte Gastgeber Thorsten Schwab, der die Veranstaltung moderierte. Einerseits würden die Busunternehmer gern mehr Fahrten anbieten, wenn mehr Leute mitführen, umgekehrt würden mehr Leute fahren, wenn die Taktung besser wäre, beschrieb er das Dilemma. Die Antwort von Nahverkehrsberater Stephan Kroll: "Das Angebot regt die Nachfrage an."

Stephan Kroll fordert, die Mittel zu bündeln 

Der Kreis organisiert, das Land bezuschusst - Kroll hält den bayerischen Weg für falsch. "Ich bin zwar für Lösungen vor Ort, aber es braucht Leitplanken", sagte er und forderte, die Mittel zu bündeln nach dem Motto: "Wer zahlt, schafft an."

Anzeige für den Anbieter Facebook Video über den Consent-Anbieter verweigert

Sandro Kirchner, CSU-Abgeordneter aus dem Nachbarlandkreis Bad Kissingen, warnte davor, urbane Räume als Blaupause zu nehmen für ländliche Gebiete. Bisher koche jeder Landkreis sein eigenes Süppchen, kritisierte er. In Unterfranken sei man jetzt aber "auf gutem Weg" zu einem bezirksweiten Wabentarif. Auch Sabine Sitter, Landratskandidatin der CSU, riet dazu, über den Tellerrand (des Landkreises) hinauszuschauen. 

Die vielen Facetten der Mobilität

Das Mitnahmemodell "Fahrstuhl", Fahrradwege, E-Scooter und Elektroroller, herabgesetztes Alter für den Führerscheinerwerb für Auszubildende, Ruftaxis und Informationsplattformen, die das günstigste oder schnellste Verkehrsmittel  ermitteln – eine ganze Reihe weiterer Themen wurde angesprochen. Es machte deutlich, dass Mobilität viele Facetten hat. Ihren Stellenwert verdeutlichte Kroll mit einem Zitat von Eberhard von Kuenheim, einst Vorstandsvorsitzender der BMW AG: "Mobilität von Menschen und Gütern ist nicht Folge, sondern Grundlage unseres Wohlstands."

Beim Main Talk mit dem bayerischen Ver­kehrs­mi­nis­ter Hans Reich­hart zum Thema Mobilität: Landratskandidatin Sabine Sitter und Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (Landkreis Bad Kissingen).
Foto: Roland Pleier | Beim Main Talk mit dem bayerischen Ver­kehrs­mi­nis­ter Hans Reich­hart zum Thema Mobilität: Landratskandidatin Sabine Sitter und Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (Landkreis Bad Kissingen).
Beim Main Talk mit dem bayerischen Ver­kehrs­mi­nis­ter Hans Reich­hart zum Thema Mobilität: Franz-Josef Grasmann (links), der für die Omnibusunternehmen sprach, und Nahverkehrsberater Stephan Kroll.
Foto: Roland Pleier | Beim Main Talk mit dem bayerischen Ver­kehrs­mi­nis­ter Hans Reich­hart zum Thema Mobilität: Franz-Josef Grasmann (links), der für die Omnibusunternehmen sprach, und Nahverkehrsberater Stephan Kroll.
Main Talk mit dem bayerischen Ver­kehrs­mi­nis­ter Hans Reich­hart zum Thema Mobilität. Von links: Thorsten Schwab, Hans Reichhart, Sabine Sitter, Sandro Kirchner, Franz-Josef Grasmann, Stephan Kroll und Moderatorin Elisabeth Stahl.
Foto: Roland Pleier | Main Talk mit dem bayerischen Ver­kehrs­mi­nis­ter Hans Reich­hart zum Thema Mobilität. Von links: Thorsten Schwab, Hans Reichhart, Sabine Sitter, Sandro Kirchner, Franz-Josef Grasmann, Stephan Kroll und Moderatorin ...
Zahlenspiele
In Bayern wird derzeit über die Reaktivierung von 38 Bahnstrecken diskutiert (Quelle: Thorsten Schwab). Die wohl kürzeste Strecke ist jene von Bahnhof Lohr zum Stadtbahnhof Lohr, rund 1,7 Kilometer lang. Sie wird derzeit nur für den Güterverkehr genutzt.
Main-Spessart ist der größte Flächenlandkreis in Bayern. Auf 126 000 Einwohner kommen 110 000 motorisierte Fahrzeuge, davon 83 000 Personenkraftwagen (Quelle: Franz-Josef Grasmann).
Hafenlohr zählt 1850 Einwohner. Zieht man die 50 Bewohner des Seniorenheims sowie 300 Kinder und Jugendliche ab, bleiben 1500 Einwohner, die mit insgesamt 1300 Personenkraftwagen unterwegs sind (Quelle: Thorsten Schwab).
Der Öffentliche Personennahverkehr in Main-Spessart befördert pro Jahr rund 5,8 Millionen Fahrgäste. 75 Prozent davon sind Schüler, 15 Prozent Berufspendler mit Monatskarte. Bleiben rund zehn Prozent Einzelzahler (Quelle: Franz-Josef Grasmann).
In großstädtischen Verdichtungsräumen leben 30 Prozent der Bewohner ohne Auto (Quelle: Stephan Kroll).
60 Prozent aller Autofahrten in Bayern sind Freizeitfahrten, nur 40 Prozent haben beruflichen Hintergrund (Quelle: Hans Reichhart).
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Hafenlohr
Roland Pleier
Aldi Gruppe
Auszubildende
Benzin
Busunternehmen
CSU
Der Kreis GmbH & Co KG
Eberhard von Kuenheim
Fahrzeuge und Verkehrsmittel
Güterverkehr
Hans Reichhart
Mobilität
Radwege
Sabine Sitter
Sandro Kirchner
Thorsten Schwab
Verkehr
Verkehrsminister
Öffentlicher Nahverkehr
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top