Verkehrsberuhigter Bereich, Einbahnstraße, Tempobeschränkung oder Sperrung für den Durchgangsverkehr? Kaum eine andere Frage beschäftigt Teile der Gössenheimer Bevölkerung so stark, wie die künftige Nutzung der Simonsgasse. Im Zuge der Dorferneuerung wurde sie neu gestaltet, nicht zum Gefallen der Anwohner und Nutzer.
Dritter Bürgermeister Bernhard Mühlrath hatte das Thema Verkehrssituation in der Simonsgasse in der Gemeinderatssitzung vom 9. Dezember zur Sprache gebracht. Nach seinen Worten ist die Situation derzeit mehr als unbefriedigend. So werde die Straße von einigen Autofahrern schon mal als "Rennstrecke" benutzt. Doch nicht nur durch Verkehrsteilnehmer, die für die vorherrschende Situation dort zu flott unterwegs sind, bestehen Gefahren. Auch Autos, die dort geparkt werden, sorgen für gefährliche Situationen, meinte der pensionierte Polizeibeamte.
"Wir müssen dort den Verkehr rausnehmen", schlug Mühlrath als Lösung für die etwa 250 Meter lange Simonsgasse vor. Für ihn sind besonders die schwächsten Verkehrsteilnehmer, Fußgänger, ältere Menschen und Kinder, diejenigen, die dort am gefährdetsten sind. Vor dem Umbau stand ihnen auf beiden Seiten der Straße ein Gehsteig zur Verfügung, wenn er auch nur jeweils etwa 70 Zentimeter breit war. Jetzt bleibt ihnen oft nur die Fahrbahn. Zwar gibt es auf einer Seite einen durch Pflasterung von der Straße abgesetzten Fußgängerbereich, allerdings ohne Bordstein. Er darf außerdem durch Fahrzeuge zum Fahren und Parken genutzt werden. Davon machen die Anwohner auch ausgiebig Gebrauch.
Fußgänger müssen oft auf die Straße ausweichen
Zum Umgehen der Hindernisse bleibt Fußgängern nur die Nutzung der Fahrbahn. "Mir wurden auch schon fast die Hacken abgefahren", berichtet Norbert Blatterspiel aus eigener Erfahrung, als er mit einem Wägelchen Grünabfall zum Container am Bauhof bringen wollte und die Fahrbahn benutzen musste. Er wohnt in der Hauptstraße an einer Stelle, wo er in die Simonsgasse schauen kann und täglich gefährliche Situationen mitbekommt. Besonders krass empfand er eine Beobachtung, als eine Familie mit vier Kindern beim Passieren der Simonsgasse siebenmal vom Gehsteig auf die Fahrbahn und zurück wechseln mussten.
Eine Verschlimmerung der Verkehrsverhältnisse erwartet der ehemalige und langjährige Feuerwehrkommandant, der sich früher auch schon als Gemeinderatsmitglied für die Belange seiner Mitbürger eingesetzt hat, mit dem Ende der Ferienzeit. So ist die Simonsgasse für einige Kinder auch Schulweg, wird neben Autos auch von Schul- und Linienbussen genutzt.
"Schnellstmöglich", sollte daher nach Meinung von Bernhard Mühlrath und Norbert Blatterspiel eine vernünftige Lösung gefunden werden. "Sonst läuft uns das Ganze aus dem Ruder", warnte Mühlrath. Er favorisiert die Ausweisung der Gasse als verkehrsberuhigter Bereich. Fahrzeuge dürften dann nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren. Parken wäre dann nur noch auf den beiden ausgewiesenen Parkflächen neben der Sparkasse erlaubt.
Geschwindigkeitsbeschränkung als Sofortmaßnahme
"Die Situation ist nicht befriedigend", so die Aussage von Bürgermeister Klaus Schäfer. "Mir stinkt das auch", bringt er seinen Unmut zum Ausdruck. Als Sofortmaßnahme will er eine Geschwindigkeitsbeschränkung in der Simonsgasse einführen. "Ob es 10 oder 20 Stundenkilometer werden", will er noch entscheiden. Über die Unvernunft mancher Autofahrer schüttelt der Bürgermeister nur den Kopf. "Die fahren sogar durch die vorbereiteten Pflanzbeete", ärgert er sich.
Auch habe er bereits über eine Sperrung der Simonsgasse für den Durchgangsverkehr nachgedacht. Allerdings macht ihm da die moderne Satellitentechnik einen Strich durch die Rechnung. Kraftfahrer die in Richtung Gambach oder Wernfeld wollen, werden von ihrem Navi zwangsläufig durch die Simonsgasse und manchmal auch durch die noch engere Bäckergasse geleitet.
Um eine für alle Seiten befriedigende Lösung zu finden, will sich der Gössenheimer Gemeinderat bald wieder in einer Ratssitzung mit der Simonsgasse befassen. Die nächste Zusammenkunft des Gremiums findet am Donnerstag um 19.30 Uhr statt.