
Das Lohrer Parkhotel Leiß ist verkauft. Fast. Der künftige Eigentümer Ido Michel wollte es zum Jahreswechsel übernehmen. Eigentlich. Doch daraus dürfte nichts werden. Zumindest nicht zu diesem Termin. Grund: Die Stadt Lohr müsste dem Verkauf zustimmen. Denn sie hat das Grundstück, auf dem das Hotel steht, einst der Eigentümerfamilie in Erbbaurecht überlassen. Doch auch nach Monaten liegt die Zustimmung der Stadt nicht vor. Der geplante Übergabetermin ist daher wohl geplatzt. Hinter den Kulissen sind Aufregung und Verärgerung groß. Eventuell steht der Stadt nun sogar eine Schadenersatzklage ins Haus.
Ziel: 100 Hotels
Die Vorgeschichte: Der Unternehmer Ido Michel investiert seit zehn Jahren in den Aufbau einer Hotelkette. Sein Ziel ist es, irgendwann 100 Hotels zu besitzen. Bis Anfang 2020 gehörten dem 53-Jährigen aus dem zwischen Hanau und Frankfurt gelegenen Maintal zwölf Hotels. Dann kam im Februar mit der Lohrer Franziskushöhe Nummer 13 hinzu. Michel kaufte das am Waldrand hoch über der Stadt gelegene Haus mit knapp 70 Zimmern und 140 Betten vom aus Lohr stammenden Filmproduzenten Hermann Joha.
Schon damals sagte Michel, dass die Franziskushöhe eigentlich zu klein sei und er entweder anbauen oder in einen weiteren Zukauf in der Nähe investieren wolle. Es dauerte nicht lange, bis Michel fündig wurde, und zwar im seit einigen Jahren mit der Best-Western-Kette kooperierenden Parkhotel Leiß. Das seit 1989 existierende Hotel direkt neben der Stadthalle zählt 57 Zimmer und 25 Mitarbeiter.
Stadt hat ein Vorkaufsrecht
Michael Leiß (61), Vertreter der Eigentümerfamilie, sagt, dass es private Gründe gewesen seien, die zum Verkauf bewogen hätten. Die Corona-Pandemie sei damals noch kein Thema gewesen. Nach der Einigung mit Michel habe er Anfang März wegen der Zustimmung zum Verkauf bei der Stadt angefragt, sagt Leiß. Aufgrund des Erbbaurechts sei die Stadt Eigentümer des Grundstücks. Sie habe im Falle eines Verkaufs daher auch ein Vorkaufsrecht.
Das Rathaus habe ihm damals mitgeteilt, dass der Stadtrat im April darüber entscheiden werde, so Leiß. Doch die Entscheidung sei ausgeblieben. Im Mai habe er deshalb nachgefragt, sagt Leiß. Da sei ihm gesagt worden, dass erst noch Zuständigkeiten geklärt werden müssten. Im Juli besiegelten Leiß und Michel den Hotelverkauf notariell. Allerdings war noch immer die Zustimmung der Stadt erforderlich, damit das Geschäft zum Tragen kommt. Doch es vergingen Wochen und Monate. Schließlich rückte der Termin der für den 31. Dezember geplanten Hotelübergabe immer näher, ohne dass die Sache geklärt war.
Völlig überraschte Stadträte
Am 14. Dezember gab es eine Sitzung des Hauptausschusses des Stadtrates. Es war das letzte terminierte Zusammentreffen der Räte in diesem Jahr. Die Sitzung enthielt ausschließlich nichtöffentliche Tagesordnungspunkte. Sie war laut Schilderung Anwesender schon fast beendet, Bürgermeister Mario Paul setzte gerade zu seinen Weihnachtswünschen an, als ihm sein Verwaltungschef Dieter Daus etwas zuflüsterte. Ach ja, da sei noch was, habe Paul gesagt und auf die Sache mit dem Hotelverkauf und der erforderlichen Zustimmung der Stadt hingewiesen, schildern Beteiligte. Die Stadträte seien völlig überrascht gewesen.
Ihre Zustimmung zum Verkauf hätten die Räte in der Sitzung formal gar nicht geben können. Dazu hätte das Thema offiziell auf der Tagesordnung stehen müssen, was jedoch nicht der Fall war. Und auch sonst forderten Ratsmitglieder zunächst mehr Infos.
Problem steckt im Erbbaurecht
Die Hintergründe sind offenbar kompliziert. Zwar dürfte klar sein, dass die Stadt ihr Vorkaufsrecht nicht ziehen wird. Was soll sie schon mit einem Hotel? Das Problem steckt im Erbbaurecht. Es geht dabei um die Frage, ob die Stadt als Grundbesitzer im Falle eines Konkurses des Hoteleigentümers in irgendeiner Form finanziellen Schaden erleiden könnte. Diese Frage wollen die Räte geklärt haben, bevor sie dem Verkauf zustimmen.
Die Stadträte seien teilweise erbost gewesen, weil ihnen ein solches Thema auf den letzten Drücker präsentiert worden sei, schildern Anwesende. "Die Verwaltung hätte sich rechtzeitig kümmern müssen. Sie trägt die Hauptschuld", so ein Ratsmitglied.
Noch-Hoteleigentümer Leiß ist nun sauer: "Warum ist im Rathaus über Monate nichts passiert", fragt der 61-Jährige, der schon in der Vergangenheit so manchen Streit mit dem Rathaus ausgefochten hat. Jetzt spricht er bezüglich der Verzögerung nicht nur von einer "Unverschämtheit", sondern auch von einem ihm entstandenen, aus steuerlichen Aspekten resultierenden "Schaden, der in die Hunderttausende geht". Er habe deswegen bereits Kontakt zu einem Anwalt aufgenommen, sagt Leiß.
"Bereit zur Übernahme"
Auch Ido Michel, der bislang verhinderte Neu-Eigentümer des Parkhotels, kann sich "nicht erklären, warum das so lange dauert". Er habe in dieser Sache verschiedentlich Kontakt mit dem Rathaus gehabt. Doch "von September bis Dezember ist nichts passiert", sagt Michel. Er wisse aus Erfahrung, dass Kommunen ihren eigenen Rhythmus hätten. Dass eine Zustimmung jedoch so lange brauche, habe er noch nie erlebt.
"Die Stadt muss es jetzt regeln", sagt Michel. Ende Januar steht die nächste Stadtratssitzung an. Er hoffe, so sagt der Investor, dass dann entschieden werde und der Verkauf Mitte Februar wirksam werden könne. An seiner Entscheidung zum Kauf des Parkhotels habe sich trotz der für die Hotelbranche so fatalen Corona-Pandemie nichts geändert: "Ich bin bereit zur Übernahme, jederzeit", sagt Michel.
Das ist doch wieder mal typisch Lohr, das hat nicht unbedingt mit Herrn Paul zu tun.
Das ist lange vor Bgm. Paul so oder so ähnlich schon immer so gewesen.
Stichwort Stadtbedienstete.