Von Juni bis August 2019 wird sich entscheiden, welche Firmen die Busfahrten für den neuen öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis übernehmen. Im November 2019 soll dieser dann seinen Betrieb aufnehmen. Mit seinem Beschluss zur „Überplanung, Ausschreibung und Vergabe der ÖPNV-Linienbündel“ legte der Kreistag nach sieben Monaten Vorbereitung nun die Grundlagen für das im März 2019 mit der Veröffentlichung beginnende Vergabeverfahren.
80 Prozent ist Schülerverkehr
Zuvor erläutert Stephan Kroll von der Nahverkehrsberatung Südwest aus Heidelberg nochmals die geplanten acht Linienbündel, für die die Verkehrsunternehmen Angebote einreichen können, und welche Überlegungen dahinter stehen. Derzeit werden Nahverkehrsbusse vor allem von Schülern genutzt. „80 Prozent des derzeitigen ÖPNV ist Schülerverkehr“, erklärte Stephan Kroll, „da dürfen wir nichts falsch machen“. Andererseits soll das Angebot insgesamt attraktiver werden.
Deshalb gibt es künftig Hauptachsen (zwischen den Kreisstädten) mit schnellen direkten Verbindungen, Ergänzungslinien und „Zubringer“ für die Flächenerschließung. Manche Linien sollen sogar eine Doppelfunktion bekommen, so wird etwa die Linie 8065 von Karlstadt nach Würzburg außerhalb der Stoßzeiten auch zwischen Retzstadt und dem Retzbacher Bahnhof fahren.
Konkrete Anforderungen an die Busse
In der Ausschreibung wird es auch konkrete Anforderungen an die eingesetzten Fahrzeuge geben. In der Kategorie A für die Hauptlinien sind das etwa Busse mit niedrigem Einstieg, Rollstuhlrampe und -Platz. Dazu kommt der Umweltstandard „Euro 5“, ab 2022 „Euro 6“ sowie optische Haltestellenanzeigen und akustische Ansagen und Klimatisierung. Letzteres brauchen Kleinbusse nicht, die Umweltstandards und das Höchstalter von zwölf Jahren gelten aber auch für sie. Weniger Auflagen gibt es für Busse, die maximal viermal täglich auf Hauptachsen fahren und zu mindestens 80 Prozent der Schülerbeförderung dienen. Schüler führen gar nicht gerne Low-Entry (Niederflur) und solche Busse böten auch weniger Sitzplätze, erklärte der Experte.
Nicht nur gut fahren sondern auch gut aussehen soll der künftige ÖPNV in Main-Spessart. Für die Neufahrzeuge soll eine einheitliche Gestaltungslinie, neudeutsch auch „Corporate Design“ genannt, entwickelt werden. Das wird wohl auch der Haltestellen umfassen, der Landkreis will nämlich die Haltestellenausstattung von den bisherigen Inhabern (Konzessionäre) übernehmen. Elektronische Tafeln sollen die tatsächlichen Abfahrtszeiten der Busse anzeigen und eine Smartphone-App zur Ist-Auskunft ist ebenfalls geplant. Im Vergabeverfahren wird es auch Anforderungen an das Fahrpersonal geben – von Freundlichkeit über Hilfe beim Ein- und Aussteigen bis hin zu Auskünften über das Liniennetz und Anschlussbussen (Umsteigen).
Maximale Fahrleistung vorschreiben?
Von den Kreisräten gab es neben viel Lob vor der Abstimmung auch weitere Anregungen. So wünschte sich Gerhard Kraft (Grüne) noch strengere Umweltvorgaben bis hin zur Bevorzugung von Hybrid- oder Elektrobussen. Jürgen Neuwirth (SPD) fragte nach bargeldlosen Bezahlen oder zumindest einer Wertkarte und ob nicht auch eine maximale Fahrleistung (etwa 800 000 Kilometer) oder Betriebsstundenzahl für die Busse gefordert werden könnte. Letzteres sah der Fachmann Stephan Kroll kritisch, er würde seine Kinder lieber in einem gut gewarteten Bus mit einer Million Kilometern auf dem Tacho einsteigen lassen als in einem weniger gefahrenen aber technisch vernachlässigten.
Kreisrat Richard Krebs (CSU) erinnerte daran, dass die Anbindung an den Nahverkehr im Raum Aschaffenburg nicht vergessen werden solle. Das gilt freilich auch für Würzburg, Schweinfurt und andere angrenzende Regionen.
„Bisher hatten wir einen anderen ÖPNV, aber auch unsere Vorgänger gaben sich Mühe“, stellte Landrat Thomas Schiebel fest. Er warb um Verständnis für das lange Verfahren, das schon mit der Befragung der Nutzer im Jahr 2016 begann. Die Abstimmung hatte ein einstimmiges Ergebnis.