Mit einem Gutachten zu Flächen in Unterfranken, die für Freiflächen-Photovoltaikanlagen geeignet sind, will der Regionale Planungsverband den Regionalplan im Kapitel "Sonnenenergienutzung" ergänzen und den Kommunen einen Leitfaden an die Hand geben. Auch Herausforderungen durch solche Anlagen, der Antrag der Gemeinde Uettingen für zwei neue Gebiete zur Windkraftnutzung und die Suche nach einem Endlager für hochradioaktiver Abfälle waren Themen im Planungsausschuss.
Wie die Regionsbeauftragte Brigitte Ziegra-Schwärzer (Regierung von Unterfranken) erklärte, lenkt das novellierte Erneuerbare Energiengesetz Freiflächenanlagen auf vorbelastete Standorte wie ehemalige Kasernen und verdoppelt die förderfähige Grenze auf 20 Megawatt Peak Leistung. Statt 110 Meter breiten Streifen entlang von Autobahnen und Schienenwege sind jetzt 200 Meter breite Streifen förderfähig. Dazu kommen besondere Solaranlagen wie Agri-PV (hoch aufgeständert so dass darunter noch Landwirtschaft möglich ist oder schwimmend wie auf einem Baggersee bei Dettelbach.
Wo kann raum- und umweltverträglich gebaut werden?
Waren 2017 noch 70 Projekte förderfähig, sind es jetzt 200 pro Jahr. Dazu kommt der Druck von Investoren, die riesige Anlagen (über 100 Hektar und 100 Mwp) auch ohne Förderung bauen möchten. Die Prognosen für Unterfranken sehen bis Ende 2021 insgesamt 2210 Anlagen mit 3,8 Gigawatt Peak Leistung vor, die meisten davon in der Region Würzburg mit 187 und 332 Megawatt Peak. Um Konflikte zu vermeiden, prüft die höhere Landesplanungsbehörde deshalb für ganz Unterfranken, auf welchen Flächen Freiflächenanlagen aus regionaler Sicht raum- und umweltverträglich gebaut werden könnten.
Der Anteil von Energie aus erneuerbaren Quellen müsse auf mindestens 32 Prozent steigen, erklärte Rainer Kleedörfer, Prokurist der N-Ergie in seinen Vortrag zu energiewirtschaftlichen Herausforderungen, wenn das verschärfte EU-Klimaziel "55 Prozent weniger Treibhausemissionen" (gegenüber 1990) bis 2030 erreicht werden soll. Deutschland müsse seine Emissionen dabei sogar um 65 Prozent senken. Das bedeute einen deutlichen Mehrbedarf an Strom sowie ab etwa 2030 den Ersatz von Erdgas durch klimaneutrale Energieträger.
Früher ein Verfechter von Windkraft, zeigte sich Kleedörfer nun überzeugt, dass das im süddeutschen Raum vor allem mehr Solarstrom bedeute. Es stehe ein historische Ausbau um den Faktor 3 in nicht einmal zehn Jahren bevor. Dachflächen seien zwingend zu nutzen plus zehntausende Hektar an Freiflächenanlagen. Nadelöhr werde hier der Ausbau der Stromverteilnetze sein, der über zehn Jahre dauere. Um die Abschaltung der Solaranlagen in der Mittagsspitze zu vermeiden, würden Batteriespeicher Standard werden. Die ließen sich relativ leicht einbauen und gut skalieren, da sie als Containereinheiten zur Verfügung stünden.
Uettingen setzt auf Gebiete für Windkraft
Die Gemeinde Uettingen will dagegen erreichen, dass zwei Teilflächen nördlich und südlich der A3 als Vorbehalts- beziehungsweise Vorranggebiet für Windkraftanlagen ausgewiesen werden. Beide liegen jedoch nach den 2016 vom Planungsverband beschlossenen Kriterien im Ausschlussgebiet für Windkraftnutzung. Dabei geht es insbesondere um die Kriterien "visuelle Überlastungserscheinungen" und "Umzingelung von Ortschaften". Der Planungsausschuss beschloss, dass zumindest die Teilfläche nördlich der Autobahn einer erneuten Einzelfallbetrachtung unterzogen wird. Alleine dieser Schritt soll 18 Monate dauern. Helmstadts Bürgermeister Tobias Klembt bat, dass der Projektplaner die Planung im Helmstadter Gemeinderat vorstellt.
Rein informativ war der Sachstand zur Suche nach einem atomaren Endlager. Geschätzt 1300 Kastoren mit über 27 000 Kubikmetern hochradioaktiver Abfälle sollen möglichst sicher für eine Million Jahre gelagert werden können. Oliver Weidlich machte in seinem Vortrag klar, dass die Suche nach einem geeigneten Endlagerstandort in Deutschland noch ganz am Anfang ist. Er vertritt die Regierung von Unterfranken im bayerischen Begleitgremium Endlagersuche.
Bekanntlich liegt seit 28. September 2020 ein erster Zwischenbericht vor, der 90 "Teilgebiete" mit geologisch günstigen Eigenschaften auflistet, was 54 Prozent der Fläche Deutschlands sind. Für Unterfranken bedeutet es, dass man tief unter der Erde geeignetes Salzgestein oder kristallines Gestein vermutet. Letztlich wurden "am Schreibtisch" 22 Geo-Kriterien angewandt, obwohl Deutschland in dieser Hinsicht geologisch schlecht erkundet ist. Gesucht werde undurchlässiges Wirtsgestein mit großer Flächenausdehung und mindestens 100 Meter Mächtigkeit, das mehr als 300 Meter unter der Erde liegen müsse.
Suche nach einem Endlager für Atomabfälle
Der Zwischenbericht soll von einer breiten Öffentlichkeit beraten werden, wofür die Plattform www.endlagersuche-infoplattform.de existiert. Dort konnte jedermann auch schon die Beratungstermine der Fachkonferenzen im Februar und Juni verfolgen, der Dritte ist am 6. und 7. August. Als zweiten Schritt der Phase eins wird man die 90 Teilgebiete auf sechs bis zehn Standortregionen eingrenzen. Erst diese werden vor Ort über Tage erkundet, danach werden zwei bis drei mögliche Standorte vor Ort unter Tage erkundet, ehe die Entscheidung fällt.
Der vom Planungsausschuss einstimmig beschlossene Haushalt des Regionalen Planungsverbandes Würzburg sieht im Verwaltungshaushalt Einnahmen und Ausgaben von 84 400 Euro vor, mangels geplanter Investitionen gibt es keinen Vermögenshaushalt.