"Ich nehm' euch mit in meinem Herzen!" Mit bewegten und bewegenden Worten nahm Doris Weinmann Abschied nach zwölf Jahren als Leiterin der Grundschule Thüngen. Sie nahm Abschied von vertraut gewordenen Kolleginnen und vor allem Abschied von einer Zeit mit vielen hundert Kindern, die sie in dieser Zeit unterrichtet hat.
Weinmann nimmt aber auch Abschied von ihrer fränkischen Heimat, denn ihr zukünftiger Wirkungskreis wird an einer Deutschen Schule im französischen Colomiers bei Toulouse sein. Mit einer emotionalen Feier sagten Kinder, Kollegium, Eltern und die Gemeinde Thüngen "Au revoir".
Dieser Abschiedsgruß "Au revoir" hatte natürlich seine tiefe Bedeutung, schließlich ist Weinmann mit Frankreich, der französischen Sprache und Kultur engstens verbunden. Sie war schon einmal in jungen Jahren dort als Austauschlehrerin für längere Zeit tätig und ihr Mann Bernhard ist Franzose. Jetzt legt das Paar mit Tochter Emma seinen Lebensmittelpunkt für einem weiteren Abschnitt ins Nachbarland.
Förderung der französischen Sprache an der Grundschule
In ihrer Zeit als Leitern der Thüngener Grundschule hat sich Weinmann unter anderem der Förderung der französischen Sprache verschrieben und hier die einzige "Bilinguale Grundschule" in Unterfranken aufgebaut. Hier können die Kinder in freiwilligen Arbeitsgemeinschaften die Sprache und Kultur Frankreichs lernen und beispielsweise beim Essen in der Mittagsbetreuung anwenden.
Bei einer herzlichen, gefühlvollen und doch fröhlichen Abschiedsfeier sangen beispielsweise die Erst- und Zweitklässler ein Loblied mit Augenzwinkern auf Thüngen und ihre Chefin, die dritten Klassen boten einen flotten "Ramba Zamba" und die vierten Klassen tanzten den "Summertime Blues". Musikalisch setzten die Kolleginnen mit einer pfiffigen Adaption der "Räuber von Toulouse" in Anspielung auf den neuen Wirkungsort Weinmanns. Von Elternbeirat und Förderverein gab es eine zünftige Schultüte für den Neustart in Frankreich.
Verbindung von Franken und Frankreich aufrecht erhalten
Ihre Stellvertreterin Claudia Nöth sprach insbesondere den Humor, die Offenheit und die Souveränität der Schulleiterin an. Dass die Tür zum Rektorat immer offenstand sei eine Einladung gewesen. Mit ihrer guten Laune sowie der Fähigkeit über sich selbst lachen zu können, seien viele Probleme leichter zu lösen gewesen. Gerade in der Zeit der Pandemie und der Wirren um die aktuelle Schulsanierung habe sich die Strukturiertheit und Geradlinigkeit Weinmanns besonders gezeigt. "Trotz Corona hat es bei uns nie ein Chaos gegeben", sagte Nöth. Sie versprach, die Verbindung von Franken und Frankreich auch in Zukunft aufrecht zu erhalten.
Bürgermeister Lorenz Strifsky erinnerte sich an viele schönen Erinnerungen und Erlebnissen, vor allem aber über wichtige Aufgaben, die in den zwölf Jahren zu bewältigen waren. Er hob die stets einvernehmliche und freundschaftliche Zusammenarbeit mit der Schulleiterin hervor. Als Abschiedsgeschenk gab es unter anderem eine Fotografie mit dem gegenwärtigen Kollegium.
Als Vertreterin der Schulbehörde lobte Schulrätin Helene Deckert-Bau die Kompetenz und das hohe Berufsethos von Weinmann hervor. Nach ihrer Zeit als Lehramtsanwärterin im Landkreis war sie in Bischbrunn und später als Konrektorin in Eußenheim eingesetzt, bis sie 2010 die Leitung in Thüngen übernahm.
"Hauptsache, es gefällt ihr!"
In ihrem Adieu versprach die scheidende Rektorin ihren Kolleginnen und den Kindern: "Ich nehm' euch mit in meinem Herzen. Aber ich will jetzt noch einmal neu anfangen und die Ungewissheit auch als spannende Chance annehmen." Sie dankte ihren Kolleginnen und den anderen Mitarbeitern im schulischen Umfeld, besonders aber der "kreativen und engagierten Elternschaft" für gegenseitigen Respekt und Wertschätzung.
Das Abschiedswort eines Schülers bewegte alle ganz besonders: "Wohin sie geht, ist egal, die Hauptsache, es gefällt ihr da! - Au revoir"