
"Die beiden sind putzmunter und richtig frech", erklärt Karin Weber gut gelaunt. Karin Weber betreibt zusammen mit ihrem Mann Roland seit knapp zehn Jahren ehrenamtlich eine Auffangstation für Wildtiere. Die Rede ist von zwei Uhu-Jungen, die sie vier Tage zuvor zusammen mit Fabian Riemer aus Urspringen vor dem sicheren Tod gerettet haben.
Was war passiert? "Ein Paar aus Urspringen hat mich am Freitag angerufen, weil es eine tote Eule an der Straße nach Roden entdeckt hatte", berichtet Fabian Riemer am Dienstag. Der 35-Jährige besitzt seit Dezember letzten Jahres einen Jagdschein und hat dadurch Kenntnisse über Wildvögel. Schnell stellte sich heraus, dass es sich bei dem Vogel um einen Uhu handelt, der streng geschützt ist und den er nicht anfassen darf.
Die Jungtiere waren hungrig
Aus den Erzählungen der beiden Finder des toten Tiers, die wenige Tage zuvor beim Spazierengehen einen ähnlichen Vogel beobachtet haben, ahnte er, dass es sich um ein Muttertier handeln könnte. Er setzte sich mit dem Landesbund für Vogelschutz und auch mit der Polizei in Verbindung, um den Revierinhaber in Erfahrung zu bringen. Die Polizei schaltete zudem das Ehepaar Weber aus Hasselberg (Hasloch) ein, die sich als erfahrene Falkner der Sache vor Ort annahmen. "Aufgrund der Schilderungen hat die Suche nach dem Nest nur etwa fünf Minuten gedauert", freut sich Riemer.

Wie sich herausstellte, war es höchste Zeit, dass die beiden Waisen versorgt werden. "Die beiden Jungen mussten dringend gefüttert werden. Ihre Augen waren bereits eingefallen und die Füße runzlig", schildert Karin Weber die brenzlige Situation und schließt daraus, dass das Uhu-Weibchen bereits zwei Tage lang tot war. In der Regel sitzt das Weibchen auf dem Nest. Der Terzel, das Männchen, holt die Nahrung.
Der Altvogel starb an einem Genickbruch
Umgehend versorgten die beiden Falkner die beiden Jungtiere mit Futter und Wasser. Sie nahmen aber auch das tote Uhu-Weibchen genau unter die Lupe, um auszuschließen, dass es sich um ein Abschusstier handelt. "Der Altvogel ist eindeutig an Genickbruch verstorben", erklärt Weber und schwärmt, dass es ein "wunderschönes Tier" gewesen sei. Auch die Größe sei für einen einheimischen Uhu auffallend gewesen. "Wir haben hier bei uns in der Auffangstation sibirische Uhus, das sind die größten überhaupt. Und das tote Weibchen hatte annähernd die gleiche Größe."
Die beiden etwa zwei Wochen alten Uhu-Jungen haben sich mittlerweile prächtig erholt und fühlen sich in der Auffangstation "Spessartgreife" pudelwohl. Und wie geht es jetzt weiter? "In der Regel sind sie mindestens ein halbes Jahr bei den Eltern, da ist also noch eine Weile hin", weiß Weber und ergänzt, dass sie die beiden Jungtiere gerne in der Umgebung der Auffangstation auswildern würde.
Oft kehren Tier zurück
Denn in der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass Tiere auch nach zwei Wochen wieder zur Auffangstation zurückkommen, wenn sie sich in der freien Wildbahn zunächst nicht zurechtfinden. Und auch wenn die beiden Jungtiere nicht ins Revier nach Urspringen zurückkommen, so ist Fabian Riemer dennoch froh: "Ich finde es schön, dass der Hinweis aus der Bevölkerung kam und die seltenen Tiere dadurch überhaupt erst gerettet werden konnten." Das Ehepaar Weber von der Auffangstation "Spessartgreife" in Hasselberg würde sich über Helfer freuen, die sie ehrenamtlich unterstützen.
Danke auch, für den erfreulichen Artikel - ein Lichtblick in diesen düsteren Zeiten, in denen man viel zu oft von Krankheit, Tod und Krieg liest...