
Eigentlich will es Thomas Schlott gar nicht an die große Glocke hängen. Warum? "Weil gut Betuchte mit ihren kostbaren Autos lieber diskret reisen?" Schlott nickt. Mit zwei Dutzend Oldtimern ist der Reiseunternehmer aus Bergisch Gladbach diesmal unterwegs, zumeist besetzt mit Ehepaaren im Rentenalter. Gemeinsamen ist ihnen das "H" für "historisch" hinter der Autonummer, sprich: Ihr Fahrzeug ist älter als 30 Jahre - und natürlich fahrtüchtig.

Denn die Reisegruppe des gelernten Kochs, studierten Hotelbetriebswirts und ehemaligen Hoteldirektors ist sieben Tage lang in deutschen Landen unterwegs, übernachtet in Vier- bis Fünf-Sterne-Hotels und speist in Restaurants, die gehobenen Ansprüchen genügen. Am Mittwochvormittag reiste der Konvoi aus Bad Kissingen an.
Gut eine Stunde lang waren die wie aus dem Ei gepellten Karossen auf dem Schlossplatz abgestellt, während sich die Insassen in zwei Gruppen von den Stadtführerinnen, dem Lohrer Waschweib und der Bäckermeistersfrau, die Stadt zeigen ließen. "Oh, nicht schon wieder - immer die gleichen Fragen?", stöhnt Schlott, als ein Reporter sich nach dem ältesten Fahrzeug erkundigt. Nach mehr als 20 Jahren in diesem Metier scheint ihn dieses stereotype Thema inzwischen zu nerven. Er deutet auf den blauen Mercedes 220 A Cabrio, der direkt vor dem Eingang zu Spessartmuseum parkt, "Baujahr 1952".
Ein Mercedes für 600.000 Euro
Gleich daneben aber steht das wohl teuerste Fahrzeug, wie er einem neugierigen Laien später ganz freizügig erklärt: Den Wert des Mercedes 300 SL W 107 aus Landau in der Pfalz schätzt Schlott auf 600.000 Euro. Dagegen verblasst der mattblaue VW, der ganz in der Ecke steht und für vielleicht 15.000 Euro zu haben wäre.

"Wieviel Euro müsste ich auf den Tisch legen, wenn ich dieses Auto kaufen wollte?" Herbert Schiffers aus Mönchengladbach grinst. "Gar nichts", sagt er 78-jährige Spediteur, der immer noch in seinem Geschäft tätig ist. Denn: "Der ist nicht zu verkaufen." Für Herbert Schiffer und seine Frau Barbara ist diese Tour bereits die achte dieser Art. Mit seinem Mercedes 300 SL Cabrio, Baujahr 1986, und damit dem jüngsten Fahrzeug dieser Reisegruppe ist er das vierte Mal dabei. Sein alter VW-Käfer steht diesmal "zu Hause in der Garage und weint", lächelt der Oldtimerfreund gut gelaunt.
Knapp 3400 Euro hat er für sich und seine Frau für die Reise hingelegt. Doch Touren wie diese sind es dem Liebhaber alter Autos wert. Schließlich, so sagt er, "steckt da die Rente drin".
Das Navi ist nur Ergänzung zum Bordbuch
Nach dem einstündigen Stadtrundgang steigen die Gäste wieder in ihre geliebten Fahrzeuge. Die Marke Mercedes ist mit zehn Exemplaren am häufigsten vertreten, aber auch eine Corvette, zwei Porsche, ein Ferrari-Dino, zwei Austin-Healey und ein BMW sind dabei. Die Kennzeichen - darunter HD, HP, FB, DI, NE, KA, PI, RE, EL, HH - verraten: Aus ganz Deutschland kommen sie zusammen. Gefahren wir nach Vorgaben des Bordbuchs, wobei die meisten auch noch ein Navi nachgerüstet haben. Über Partenstein und Neuhütten ging's dann weiter zum Mittagessen im Golfclub Eichenfürst und über die Gamburg zum Abendquartier im Premier-Parkhotel in Bad Mergentheim.