Wer von Lohr in Richtung Rechtenbach fährt, sieht am Ortsausgang auf der rechten Seite ein Gebäude, das im ersten Moment verwirrt. Geht es hier mit rechten Dingen zu? In jedem Fall nicht mit rechten Winkeln. Zumindest äußerlich entspricht das Tiny House von Joachim und Susanne Hutzel keiner gängigen Norm. Das Häuschen auf ihrem Grundstück im Fürstenweg ist für Gäste zu mieten. Und es ist der Renner bei den Touristen.
Am Anfang war es ein Spaß. Es sei eine Idee gewesen, auf die er im Internet gestoßen sei. Seine Frau habe ihn dann auch sofort bekräftigt, zur Tat zu schreiten, sagt Hutzel. Das Haus habe perfekt auf das Grundstück gepasst. "Erst hinterher haben wir uns überlegt, dass wir das Häuschen auch vermieten können", sagt der 56-Jährige. Denn so viele Gäste, dass das Haus als Gästezimmer benötigt werde, habe man ja dann doch nicht. Und damit käme vielleicht ein Teil des Geldes wieder rein.
Wer da war, kommt wieder
"Inzwischen läuft es super gut, sodass wir uns kaum retten können", erzählt der Lohrer. Dazu trägt nicht nur die Vermietung über das Portal Airbnb bei, sondern viele Gäste haben seiner Aussage nach bereits einen weiteren Besuch angekündigt. Ganze zwei Meter mal 4,50 Meter Grundfläche hat das Tiny House, das die Familie beim Hersteller Casa Kaiensis in Herford als Bausatz gekauft hat. Wie viel davon tatsächlich als Nutzfläche zur Verfügung steht, kann man aufgrund des spitzen Dachs auch nur grob schätzen.
Joachim "Joggel" Hutzel hat das Holzhaus, das auf acht Paletten angeliefert wurde, noch auf ein solides Fundament gestellt. "Es war ein Jahr Arbeit", sagt der Lohrer Unternehmer, der auch die Sandsteinmauern auf seinem Grundstück alle selbst errichtet hat. Mit dem Fundament war es nicht getan. Um das kleine Haus wohnlich zu gestalten, brauchte er noch eine Dämmung. Dazu fließend Wasser und Strom. Eine kleine, funktionelle Küche. Ein Bad mit Dusche, alles auf engstem Raum. Davor ein Wohnraum, der mit zwei großen Sesseln, einem Tisch und einem Schlafsofa Gemütlichkeit ausstrahlt.
Innen ist also alles da, was das Urlauberherz begehrt. Sollte es hier in der Spessart-Natur am Stadtrand von Lohr dann tatsächlich einmal langweilig werden, sorgt ein TV-Gerät für Ablenkung. Selbstredend gibt es einen W-Lan-Zugang, denn trotz rustikalem Äußeren soll das Tiny House für seine Besucher doch den bestmöglichen Komfort bieten.
Nicht billig war das Ganze für die Erbauer. 27.000 Euro kostet der reine Bausatz. Insgesamt rund 60.000 Euro investierten die Hutzels mit Innenausstattung und Dämmung. Aber es ist eine Investition, die sich lohnt. "Ich habe gedacht, in zehn oder 20 Jahren ist das mal bezahlt", stapelt Joachim Hutzel tief. Inzwischen kämen wahnsinnig viele Anfragen und natürlich auch Buchungen.
Urlaub in Deutschland ist in
Einziger kleiner Wermutstropfen, wenn überhaupt: "Viele Buchungen sind nur zwei oder drei Tage über das Wochenende", so Hutzel. Dabei räumt er aber ein, dass er natürlich vor allem die großen Ferien noch nicht als möglichen Buchungszeitraum zur Verfügung hatte. Schließlich war das ungewöhnliche Urlaubsdomizil erst im Herbst fertig. "Aber die Leute sind glücklich und fühlen sich wohl, das bestärkt mich natürlich", sagt Hutzel. Zugutekommt ihm dabei ein Trend: "Urlaub in Deutschland ist in, Tiny-Häuser sind in", sagt Hutzel.
Ideal ist das kleine Haus für eine oder zwei Personen. Aber durch die Schlafcouch könnten auch einmal drei Gäste übernachten. "Dann wird es halt innen etwas eng", sagt der Vermieter mit einem Schmunzeln. Aber ein Kind oder auch der Vierbeiner der Gäste sei in jedem Fall auch willkommen.