Im Schnitt jeden zweiten Tag wurde die Karlstadter Feuerwehr im Jahr 2019 zu einem Einsatz gerufen. Das geht aus der Einsatzstatistik hervor, die Kommandant Stephan Brust in der Jahreshauptversammlung präsentierte. Zu den - inklusive Brandwachen - 184 Einsätzen kamen noch 78 Übungen und Ausbildungen sowie 32 Besprechungen und 14 Aktionen zur Öffentlichkeitsarbeit, etwa an Schulen und Kindergärten.
Nach 135 Einsätzen 2017 und 157 im Jahr 2018 ging der Trend damit weiter nach oben. Ein Grund für die höhere Einsatzzahl waren die Unwetter. Die meisten Einsätze waren technische Hilfeleistungen, vor allem nach Unfällen, zu Bränden eilte die Wehr 38 Mal. Dabei kamen 4078 Einsatzstunden zusammen. Acht Personen wurden gerettet, vier Menschen konnte niemand mehr helfen.
Bei eigenen Ausbildungen kamen 158 Stunden zusammen, dazu wurden externe Lehrgänge besucht. Die Frühjahrsübung wurde im Gewerbegebiet Hammersteig veranstaltet, die Herbstübung am Kindergarten Heilige Familie. Atemschutzgeräteträger übten im alten Kindergarten Retzbach.
Loch in Gasleitung
Auf einige Einsätze ging der Kommandant besonders ein. So schlug ein Bagger am Retzbacher Bahnhof ein daumengroßes Loch in eine Gas-Hochdruckleitung (20 bar), das ausströmende Gas pfiff ohrenbetäubend, die Umgebung musste evakuiert werden und Retzbach, Zellingen, Himmelstadt und Retzstadt waren ohne Gas. Auch im Retzbacher Feuerwehrhaus, wohin die Evakuierten gebracht wurden, konnte nicht mehr geheizt werden.
Nicht unproblematisch war auch ein brennendes Dachzimmer in Karlstadt. Denn darin gab es mehrere Lithium-Ionen-Akkus, und auf dem Dach befand sich neben einer fest installierten Photovoltaikanlage eine provisorisch aufgebautes Balkonkraftwerk mit Kabel nach innen. Beides ist bei Wasserkontakt problematisch, die Akkus könnten sogar explodieren.
Alle Einsätze, Schulungen und Wartungsarbeiten des Jahres 2019 summieren sich auf 10 262 Stunden was in Geld fast einer viertel Million Euro entspricht.
Die Feuerwehr Karlstadt hat 65 aktive Mitglieder, vier davon sind Frauen, sowie eine Jugendfeuerwehr mit 18 Jungen und drei Mädchen. Von den Aktiven sind 29 Atemschutzgeräteträger, 27 Maschinisten und 13 Bootsführer. In der Jahreshauptversammlung wurden Klarissa Nuß und Lukas Netrval aus den Reihen der Jugendfeuerwehr in den aktiven Dienst übernommen sowie Daniel Friedrich, der von Veitshöchheim herzog.
Die Jugendfeuerwehr brachte es 2019 auf 250 feuerwehrtechnische Ausbildungsstunden. Beim Jugendpokal in Binsfeld belegte sie mit zwei Gruppen die Plätze vier und elf. Zu ihren Übungen gehörte auch das Löschen eines Lagerfeuers.
Aus der Chronik zitiert
Eröffnet wurde die Versammlung vom Vorsitzenden des Feuerwehrvereins Gregor Weigel. Wie in den Vorjahren zitierte er aus der Chronik. So kaufte die Feuerwehr Karlstadt im Jahr 1882 eine Feuerlöschmaschine, die 330 Liter Wasser je Minuten verspritzen konnte und zwölf Mann zur Bedienung benötigte. Im Jahr 1897 wurde aufgrund der Einführung der elektrischen Straßenbeleuchtung über Leitungen und den Generator der "Portland" für ausgewählte Straßen eine fahrbare Schubleiter angeschafft. Haushalte hatten da noch keinen Strom, nur wenige konnten von schummerigen Kerzen auf helleres Licht mit Acetylen-Flamme umstellen.
167 Mitglieder hatte der Feuerwehrverein Ende 2019. Highlights im Vereinsleben waren das Dart-Tunier, Firmenbesichtigung beim Instrumentenbauer Dotzauer in Karlstadt und der Büttnerei Aßmann in Eußenheim sowie der Vereinsausflug nach Fulda mit Besuch des Feuerwehrmuseums.
Die Jahreshauptversammlung wurde auch für zahlreiche Ehrungen genutzt. Bürgermeister Paul Kruck hatte im Namen der Stadt für die seit 40 Jahre aktiven Feuerwehrleute Peter Heßler und Martin Kütt sowie für Christoph Büttner, der seit 25 Jahren Dienst tut, Urkunden und Säckchen mit Flaaktalern dabei.
Die Feuerwehr selbst ehrte für über 30 Jahre aktiven Dienst Johannes Nuß und für 20 Jahre Marco Preisendörfer. Vom Feuerwehrverein gab es Ehrungen über 70 Jahre für Hugo Pröstler, 60 Jahre für Paul Schreck und Herbert Fischer, 50 Jahre für Lorenz Wittmann, 40 Jahre für Peter Heßler und Martin Kütt, 30 Jahre für Marcus Büttner und Petra Rüb, 20 Jahre für Tobias Brust, Andreas Büttner, Helmut Interwies und Christoph Trautmann sowie zehn Jahre für Dominik Nuß. Sie konnten sich alle über eine neu gestaltete Urkunde mit Ansichten aller Feuerwehrhäuser seit der Gründung 1868 freuen.
Grußworte sprachen bei der Versammlung Bürgermeister Paul Kruck, er hob die Wehr augenzwinkernd als "besonderen Haufen der kommunalen Blaulichtinformationen" hervor, Kreisbrandinspektor Georg Rumpel und Karlstadts Polizeichef Thomas Miebach.