Zu einem besonderen Grenzgang hatten die Feldgeschworenen aus Homburg eingeladen. Die Landesgrenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg im Bereich der Gemarkungen Dertingen, Bettingen und Homburg war das Ziel. Über zwei Dutzend geschichtsinteressierte Grenzgänger hatten die Wanderschuhe geschnürt.
Sie war einst Grenze zwischen dem Hochstift Würzburg und der Grafschaft Wertheim, später zwischen dem Königreich Bayern und dem Großherzogtum Baden und ist heute Landegrenze zwischen dem Freistaat Bayern und dem Bundesland Baden-Württemberg. Ebenso ist sie Grenze zwischen dem Landkreis Main-Spessart und dem Main-Tauber-Kreis und Fischereigrenze am Main. Sie gilt auch als Konfessionsgrenze, die Bevölkerung in Homburg ist mehrheitlich katholisch, in Dertingen und Bettingen überwiegend evangelisch.
Die Feldgeschworenen aus Homburg mit ihrem Obmann Karl-Heinz Gerberich hatten viel Zeit und Energie in die Vorbereitung dieses Grenzgangs gesteckt. Wege wurde gemäht und der Bewuchs um die Grenzsteine entfernt. 65 Grenzsteine, alle numeriert, bilden die Landesgrenze im Bereich Dertingen, Bettingen und Homburg.
Quadratisch, rechteckig oder dreieckig
Der älteste Grenzstein in diesem Bereich ist über 400 Jahre alt. In der Draufsicht der Steine ist eine Linie eingemeißelt, sie zeigt den Grenzverlauf. Die Buchstaben auf den Steinen änderten sich im Lauf der Jahrhunderte. Häufig findet sich die Markierung LG für Landesgrenze sowie die Buchstaben KB für Königreich Bayern und GB für Großherzogtum Baden. Die so markierten Steine wurden vor rund 160 Jahren gesetzt.
Quadratisch oder rechteckig sind diese Steine mit einer einzigen Ausnahme. Der Dreimärker steht genau an dem Punkt, an dem die Gemarkungen von Dertingen, Bettingen und Homburg aufeinandertreffen. Dreieckig ist dieser besondere Grenzstein aus dem Jahr 1787, in der Draufsicht ist die Zuordnung zum jeweiligen Gemeindebereich zu erkennen.
In den letzten Jahren wurden die Grenzsteine zusätzlich mit einem runden Aluminium-Rohr gekennzeichnet, damit bei Mäharbeiten die alten Steine nicht beschädigt werden. Das Rohr ist am oberen Ende in den Landesfarben von Bayern (Weiß-Blau) und Baden-Württemberg (Schwarz-Gold) gekennzeichnet.
Kurios ist der Verlauf der Landesgrenze teilweise in landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen. Die Grenze zieht bisweilen durch Flurstücke eines Besitzers, dieser zahlt seine Grundsteuer anteilig an die Stadt Wertheim und den Markt Triefenstein. Folglich liegt der Acker eines Besitzers in zwei Bundesländern.
Derbe Methoden in früheren Zeiten
Der 82jährige Edgar Kuhn war der älteste Feldgeschworene beim Grenzgang. An einer im Wald vorbereiteten Raststation erzählte er, dass es selbst bei Römern, Griechen und Ägyptern schon üblich war, die Grenzen mit Steinen zu markieren. Weiter wusste er, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um Feldgeschworener, manche sprechen auch vom Siebener, zu werden. Bisweilen, so ist es durch Johann Wolfgang von Goethe überliefert, wurden in früheren Zeiten recht derbe Methoden beim Setzen eines Grenzsteines angewandt. Umstehende Kinder erhielten eine Ohrfeige, damit sie sich auf ewig den Grenzverlauf einprägen.
Triefensteins Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock begleitete die Feldgeschworenen und die geschichtsinteressierte Besuchergruppe auf dem kompletten Grenzgang. Die Arbeit der Feldgeschworenen bei der Grenzpflege verdiene große Wertschätzung, so die Bürgermeisterin. Beifall erhielt Kerstin Deckenbrock von allen Teilnehmern für ihre Dankesworte zur gelungenen Vorbereitung durch die Homburger Feldgeschworenen und ihre mit sehr großem Lob verbundene Einschätzung: "Ihr habt die Grenzsteine vorher alle auf Hochglanz poliert." Der Grenzgang endete mit einem gemeinsamen Umtrunk und Imbiss.