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Mittelsinn
Untersaat im Christbaumanbau
Untersaat-Pflege mit dem neuen Portaltraktor der Christbaum-Klug-GbR bei Mittelsinn.
Foto: Melanie Klug | Untersaat-Pflege mit dem neuen Portaltraktor der Christbaum-Klug-GbR bei Mittelsinn.
Bearbeitet von Michael Mahr
 |  aktualisiert: 29.09.2021 02:53 Uhr

Schon auf der Internationalen Weihnachtsbaumbörse am Samstag in Reiste im Sauerland zog der neue Portaltraktor der dänischen Firma Jutek die Blicke auf sich. Seit dieser Woche ist der schwarz lackierte Prototyp im Wert von fast einer Viertelmillion Euro in Mittelsinn (Lkr. Main-Spessart) im Einsatz. Bei einem Feldtag stellte die Christbaum Klug GbR ihr neues Gerät der Öffentlichkeit vor, heißt es in einer Pressemitteilung des Veranstalters. Unter den knapp 50 Interessenten waren Weihnachtsbaumanbauer aus ganz Deutschland.

Den Spezialtraktor, der auf zwei Gummiraupen fährt, benötigt der Familienbetrieb Klug für eine neue Bewirtschaftungsmethode: Eine Untersaat mit sogenannten dienenden Pflanzen um die Christbäume herum verdrängt anstelle von Herbiziden unerwünschte Pflanzen und düngt zugleich auf natürliche Weise die Kultur. Das beuge Schädlingsbefall und Nadelkrankheiten vor und bekämpfe die Folgen des Klimawandels, wie Projektbetreuer Hans Koch, Zwischenfruchtexperte der Baywa, beim Feldtag ausführte.

Mit 136 PS mulchen oder mähen

Seit eineinhalb Jahren läuft das in Europa einzigartige Pilotprojekt in Mittelsinn, laut Pressemitteilung. Fast ebenso lang dauerte die Entwicklung des Portaltraktors, mit dem die Untersaaten nun gepflegt werden. Mit verschiedenen Anbaugeräten kann der 136-PS-Traktor, der eine Höchstgeschwindigkeit von acht Stundenkilometern hat, die Untersaaten in regelmäßigen Abständen walzen oder mulchen, je nachdem, ob der Boden feucht gehalten werden oder abtrocknen soll. Allerdings könne der Traktor nur in den Baumreihen eingesetzt werden, schränkte Inhaber Uwe Klug ein, zwischen den Christbäumen müsse von Hand gepflegt werden.

Die Untersaat mit Wicke, Wegwarte, Büschelschön, Rotschwingel und anderen Kräutern und Gräsern versorge Nutzpflanzen mit Nährstoffen und indirekt sogar mit Wasser und bilde Humus. Eine richtig zusammengesetzte Untersaat reguliere die Bodentemperatur und hole Kohlendioxid und Stickstoff aus der Luft, um es im Boden zu speichern. Ziel ist laut Pressemitteilung auch die Förderung von Bodenlebewesen. Die Untersaat diene unter anderem als Insektenweide und Lebensraum für Vögel. Die feingefiederten Blätter der Untersaaten fangen laut Koch übers Jahr rund 100 Liter Tau je Quadratmeter auf und lassen das Wasser versickern. Uwe Klug ist überzeugt, dass seine neue Bewirtschaftungsmethode sogar dem reinen Bioanbau überlegen ist.

Der 48-Jährige erklärte mit Blick auf die neue Düngemittelverordnung und das Insektenschutzprogramm, man müsse Alternativen zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln suchen, deswegen leiste sich sein Betrieb die hohe Investition. Sein Betrieb ist nicht bio-zertifiziert. Sollte sich ein Schädling massenhaft vermehren, werde er chemisch eingreifen müssen, so Klug, doch er hofft laut Pressemitteilung auch hier auf innovative Lösungen.

Aussaat per Drohne

Klug und Koch zeigten den aktuellen Zustand verschiedener Christbaumkulturen mit einem Video, das von einer Drohne auf eine Leinwand übertragen wurde, unter anderem Neuanpflanzungen, die dank der Untersaaten "beschattet und schön grün" durch den Sommer gekommen sind, so die Pressemitteilung. Koch meinte, es sei wichtig, im Herbst zu mulchen, denn der dunkle Mulch bewirke durch Aufnahme der Sonnenstrahlung eine um etwa fünf Grad höhere Bodentemperatur für die frostgefährdeten Christbaumkulturen.

Zur Aussaat kommt lehmummanteltes Saatgut zum Einsatz, das per Drohne über den Kulturen abgeworfen wird und bei ausreichender Feuchtigkeit aufgeht. Dass das funktioniert, sei für ihn "eine phänomenale Erkenntnis" gewesen, so Klug. Die Kosten für die Aus- und eventuelle Nachsaat bezifferte Koch mit 120 bis 180 Euro je Hektar bei jeweils etwa 40 Kilogramm Saatgut.

 
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