
Die fauchen ja wirklich! Mit dieser Eigenschaft gehören die Fauchschaben zu den Attraktionen im Vivarium der Lohrer Mittelschule. Es ist faszinierend, mit welchem Geräusch die Insekten reagieren, wenn man über ihren Körper streicht.
Bei der Sanierung des Nägelsee-Schulzentrums hat das Vivarium der Gustav-Woehrnitz-Mittelschule einen neuen Raum bekommen. Der Umzug ist jetzt so gut wie abgeschlossen. Vorher waren die Tiere auf den Fluren und in der Aula einquartiert. Dort werde es bald einen neuen Blickfang geben, aber mehr werde dazu noch nicht verraten, sagt Kerstin Schwarz.
Im Rahmen der Lehrpläne
Die Lehrerin kümmert sich mit Schülern um das Vivarium. Man legt Wert auf diesen Begriff, weil er den wissenschaftlichen Anspruch der Tierhaltung ausdrückt. Es geht also nicht um einen Schulzoo, sondern um Bildung und praktische Arbeit im Rahmen der Lehrpläne.
»Unterricht am realen Objekt«, sagt Kerstin Schwarz. Die Schüler können im Vivarium zum Beispiel den Aufbau und das Verhalten von Lebewesen studieren - und zwar quer durchs Tierreich: Im Lohrer Vivarium gibt es Wirbellose, Reptilien, Fische, Amphibien, Vögel und Säugetiere.
Verantwortung für die Umwelt
Eingebunden ist das Vivarium ins »Greenteam« der Umweltbildung in der Mittelschule Lohr. Dazu gehören noch das Outdoorklassenzimmer, Schulwald und Schulteich, Blumen- und Gemüsegarten sowie die UMV. Das ist die Umweltmitverantwortung mit ihren Umweltmanagern.
Jede Klasse darf zwei Umweltmanager stellen, aus deren Kreis vier Sprecher gewählt werden. Zu ihnen gehört Lucienne, die Tochter von Kerstin Schwarz. In der UMV-Versammlung werden Themen für das aktuelle Schuljahr festgelegt, wie Peru - Partnerschule in einem Entwicklungsland, Müllvermeidung oder Zusammenarbeit mit dem Schulkiosk.
Wie ist die Arbeit im Vivarium organisiert? Es bestehen zwei Projektgruppen, bei denen das Vivarium fester Teil des Unterrichts ist, und eine freie Gruppe, deren Mitglieder in der Freizeit mitmachen. Insgesamt rund 35 Schüler. Die Lehrerin hat festgestellt, dass die Schüler in puncto Vivarium sehr motiviert sind und oft von Jahrgang zu Jahrgang dabeibleiben. »Das macht dann ja auch Sinn, weil sie die Kleinen mitnehmen und Ideen aus dem Vorjahr weitertragen«, sagt Kerstin Schwarz.
Lucienne holt eine Zwergbartagame, das ist eine Echse, aus dem Terrarium und legt das Tier vorsichtig auf ihre Hand, damit es fotografiert werden kann. Unterdessen lässt Sabrina, ihre Mitschülerin, einen Degu an sich herumklettern. Degus sind niedliche kleine Nager aus Südamerika, die bei uns als Haustiere gehalten werden.
»Natürlich haben wir nur Tiere, die vom Charakter her relativ ruhig sind«, erklärt die Lehrerin. Berührungsängste mit Insekten, Schlangen oder Schildkröten dürfen die Schüler trotzdem keine haben - und sie müssen sich selbstständig um viele Dinge rund um die Tierhaltung kümmern: Einstreu und Futter bestellen und kaufen, Vitaminpräparate beim Tierarzt abholen und nach der technischen Ausstattung des Vivariums schauen.
Für Kerstin Schwarz ist es wichtig, »dass die Schüler sehen, was alles dahintersteckt«. Ziel sei es, ganzheitliches Wissen zu vermitteln. In diesem Sinn hat das Vivarium auch Kindergärten und Grundschulklassen zu Gast. Von den Schaben, die bei Berührung fauchen, sind die Mädchen und Buben dann besonders fasziniert. Und wer weiß, vielleicht sind unter den kleinen Besuchern künftige Mitarbeiter des Vivariums.


